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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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sieben.
    Lilith rechnete zurück und es passte genau. Täglich musste einer dieser silbernen Sterne unwiederbringlich erloschen sein. Dieses Ding erschien ihr immer mehr wie eine Sanduhr. Die Zeit schien abzulaufen, wofür auch immer. Bald würde es zu spät sein. Nur zu spät für was?
    Sie seufzte.
    Was konnte schon passieren? Was sollte schon passieren? Sie würde nur einem unbekannten jungen Mann einen Wunsch erfüllen. Daran war doch nichts Verwerfliches. Es war total crazy, ja, aber wenn es Luc danach besser ging und er sie danach in Ruhe ließ. Das Verrückte war nur, sie wusste gar nicht mehr, ob sie wollte, dass er sie in Ruhe ließ. Schon wieder! Zwischenzeitlich hatte sie sich fast an seine liebenswürdigen Stalkerattacken gewöhnt. Sie hätte sich aber eher die Zunge abgebissen, als sich dies anmerken zu lassen.
    »Okay, Luc. Wo immer du bist, ich hoffe, du bist dann endlich zufrieden.«
    Lilith trat in die Mitte ihres Zimmers und versuchte, sich daran zu erinnern, um was Luc sie schon mehrfach gebeten hatte. Innerlich völlig aufgewühlt streckte sie ihren rechten Arm etwas von sich, um einigermaßen Abstand zu dem Teil zu gewinnen. Irgendwie hatte sie Angst, dass es ihr um die Ohren fliegen könnte. Was natürlich absolut lächerlich war, aber ihre Hand zitterte vor Nervosität so sehr, dass die golfballgroße Murmel unruhig hin und her rollte. Bring es hinter dich, was soll schon passieren?
    Ein letztes Mal atmete sie tief durch.
    »Ich …« Liliths Stimme versagte. Sie schluckte und versuchte es erneut. »Ich … ich möchte mich an Luc erinnern«, flüsterte sie so leise, dass sie sich fast nicht verstand.
    Kaum eine Millisekunde danach zersprang das Glas der Kugel in Tausende feinste, glitzernde Staubkörner. Diese rieselten durch Liliths Finger, glitten federleicht zu Boden und ließen die Goldschwaden darin in die Atmosphäre ihres Zimmers aufsteigen. Überwältigt trat sie einen Schritt zurück und beobachtete, wie diese goldene Wolke vor ihr anzuschwellen schien und sich zu einer Art Bildschirm verdichtete. Erneut versuchte Lilith, einen Schritt zurückzutreten, aber sie stieß unvermittelt an das Fußende ihres Bettes. Trotz der nach ihr greifenden Angst konnte sie weder aus ihrem Zimmer flüchten noch den Blick davon abwenden. Wie gebannt starrte sie auf das goldene Gebilde, in dem sich nun schemenhaft eine Szenerie entwickelte.
    Langsam wurde das Bild darin klarer. Lilith sah … Sie sah sich – in ihrem Bett – mit Grannys Lampe. Dann Rauch – blauen Rauch – einen jungen Mann … Er sah aus wie Luc … Er nervte sie – verfolgte sie – löcherte sie … er war einfach überall … in der Schule – beim Essen – unterwegs – zu Hause … Doch dann lachte sie mit ihm, unterhielt sich mit ihm. Er tanzte mit ihr – er tröstete sie – er berührte sie – er hielt sie in seinen Armen … und sie hatte Spaß mit ihm – sie hatte ihn gern und sie wollte, dass er ein Mensch werden würde. Sie wollte, dass er ihr Mensch würde – er küsste sie … und damit erfüllte er ihr einen Wunsch … ihren letzten Wunsch … Er war ein Dschinn – er war ihr Dschinn. Luc – immer Luc – ihr Luc!
    »Luc!«
    Während die Bilder vor Lilith unaufhaltsam verblassten, rieselte der Goldstaub sich langsam auflösend zu Boden. Wie betäubt brach sie aufstöhnend zusammen und landete hart auf den Knien.
     
    *
     
    Luc spürte ihn, bevor er ihn elegant durch die Menschenmenge auf sich zuschreiten sah. »Was willst du?« Jack setzte sich zu ihm auf die Bank. »Willst du zusehen, wie ich untergehe? Du bist dafür nur leider …«, Luc sah auf die Uhr, »drei Stunden, siebzehn Minuten und neunundfünfzig Sekunden zu früh dran.«
    »Ach, Luc … ich wollte nie, dass es so weit kommt. Die Wunschkugel war allein meine Intervention, das weißt du doch. Ich dachte wirklich, dir somit eine reale Chance auf ein Leben mit Lilith verschaffen zu können. Es tut mir ehrlich leid, dass es nicht zu klappen scheint.«
    Jack sprach die Wahrheit, das wusste Luc und nickte seinem Bruder entschuldigend zu. Jack und er waren vor über achthundert Jahren aus ein und demselben Rauch geboren worden. Sie waren wie Brüder, auch wenn das Tribunal solche Empfindungen unter ihresgleichen immer gern unterband.
    »Ich weiß, Jack, ich weiß. Tut mir leid. Ich wünschte nur, ich könnte sie noch einmal sehen, bevor es zu Ende ist. Es … es ist nicht wegen mir, mein Ende ist mir egal«, antwortete

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