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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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kleben. Luc … Luc … Luc …
    Wieder und wieder las sie die Worte, die er an sie gerichtet hatte. Sie hatte ihn inspiriert? Sie? Im Ernst? Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Schlecht … Wirklich schlecht. Sie hatte ihre Drohung ernst gemeint und auch weiterhin nicht vor, Luc näher als nötig an sich heranzulassen. Er war ein Stalker und schizophren noch dazu. Er war irre, verwirrend, chaotisch und bestimmt auch ein Lügner, aber er war auch gut aussehend, hypnotisierend, schmeichelnd und bestimmt trotz allem liebenswert und … O Gott, was dachte sie da nur?
    Nein! Sie würde sich nicht von ihm umgarnen lassen. Damit nahm sie beide Papierstücke und pfefferte sie samt Umschlag in eine ihrer Nachttischschubladen und versuchte, seine Worte zu vergessen. Aber so sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr einfach nicht, ihn aus ihren Gedanken zu verdrängen. Ihr Gehirn malte sich sogar aus, wie es sich wohl anhören würde, wenn er ihr diese Zeilen persönlich gesagt hätte. Sie stellte sich seine seidigen Lippen vor, die sich an ihr Ohr pressten und ihr die Worte zuflüsterten … O nein …
    Sie wusste, was ihr dabei helfen würde, diesen Luc zumindest für kurze Zeit zu vergessen. Von sich selbst gefrustet, ging Lilith in die Küche und genehmigte sich eine extragroße Portion von ihrem Lieblingseis. Mandel-Karamell, darüber einen Berg aus weißer, fluffiger Sahne und eine ganze Handvoll karamellisierter Krokantstücke.
    »Mmmm, lecker …«
    Lilith pflanzte sich im Wohnzimmer vor den Fernseher, mummelte sich in eine kuschelige Decke und zappte durch die Daily Soaps, die sich zu dieser Tageszeit durch alle Kanäle zogen.
    Plötzlich war sie sich sicher, was zu tun war. Sie würde morgen definitiv zur Schule gehen und diesem Luc hocherhobenen Hauptes gegenübertreten. Sie war stark! Er würde es nicht noch einmal schaffen, sie so zu verwirren und aus der Bahn zu werfen. Luc war ein neuer Mitschüler, nicht mehr und nicht weniger. Alles andere konnte er erzählen, wem er wollte.
    Als es an der Haustür klingelte, hätte sie vor Schreck fast ihr restliches Eis verschüttet.
    »Ich gehe schon«, ertönte Moms Stimme. »Hi, Cam. Nett, dich zu sehen. Lilith ist im Wohnzimmer. Du kennst ja den Weg, ich muss wieder zu meiner Bügelwäsche«, entschuldigte sie sich. Mom schritt davon und Camille streckte den Kopf zur Tür herein.
    »Hi, Süße. Wie geht es dir?«, erkundigte sich Camille. »Schönen Gruß vom Garner. Ich soll dir die Hausaufgaben bringen und dir ausrichten, dass du an dem Mathetest nicht vorbeikommst.« Camilles Gesichtsausdruck war für Sekunden vollkommen ernst und tadelnd. Lilith hatte fast das Gefühl, Mr. Garner persönlich würde vor ihr stehen. Dann begannen Camilles Mundwinkel zu zucken und kurz darauf prustete sie los, lachte laut auf und ließ sich keuchend neben Lilith auf die Couch fallen. Sie steckte den Finger in Liliths Eisbecher und leckte ihn genüsslich ab. »Lecker!« Sie seufzte. Lilith reichte ihr die Reste. »Danke.« Camille schob sich den Löffel in den Mund.
    »Welchen Mathetest?«, wollte Lilith wissen.
    »Na den, den wir heute geschrieben haben. Selbstverständlich unangekündigt, du kennst doch Garners Vorlieben …« Camille steckte sich erneut einen Löffel Eiscreme in den Mund, schmatzte genießerisch und schluckte. »Und? Darf ich jetzt den wirklichen Grund erfahren, wieso du heute nicht in der Schule warst?«
    Lilith rückte erschrocken ein Stück von ihrer Freundin ab. »Bitte?«, fragte sie echauffiert zurück und tat so, als wüsste sie nicht, was Camille mit dieser Frage bezweckte.
    »Du hast mich schon verstanden«, gab Camille ungerührt zurück.
    Lilith spürte den bohrenden Blick, der sie schmerzhaft pfählte. Unwillkürlich krampfte sich alles in ihr zusammen. Sie fühlte sich ertappt. »Das verstehst du nicht …«
    »O doch. Und wie ich verstehe. Er ist dir nicht egal und das macht dir Angst. Nicht die Kontrolle zu haben, verursacht dir noch mehr Angst. Und anstatt dich dieser Angst zu stellen, verkriechst du dich hier …« Camille schwenkte den Arm in einem ausladenden Halbkreis. Lilith senkte erneut ertappt den Kopf. »Lil … Er ist gar nicht so übel, wie du glaubst. Wieso gibst du ihm keine Chance?«
    »Es ist nichts Konkretes, nur so ein Gefühl. Ich meine … du kennst mich doch. Du weißt, dass ich meiner Intuition vertrauen kann. Wieso willst du jetzt, dass ich genau das Gegenteil tue?« Sie hoffte, Camille würde sie verstehen,

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