Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
Vom Netzwerk:
kritzelte »später« darauf, knüllte es zusammen und warf es hinter sich.
    »Das kann ich nicht«, drangen seine geflüsterten Worte zu ihr nach vorn.
    Mrs. Olsen sah von ihrem Buch auf und ließ ihren Blick über die Klasse schweifen. »Payten, bitte fahren Sie fort.« Danach vertiefte auch sie sich wieder in ihren Text.
    Lilith neigte leicht den Kopf und stützte ihn auf einem Arm auf, um ihren Mund besser zu verbergen. »Wieso nicht?«, fragte sie gepresst zurück, während ihre Augen wach auf ihrer Lehrerin ruhten.
    »Später bist du nicht gezwungen zuzuhören. Du wirst wieder weglaufen.« Seine Stimme klang traurig, aber er hatte recht.
    Wahrscheinlich würde sie später wieder vor ihm fliehen, aber nun sah sie ein, dass sie diese Reaktion lediglich schwach erscheinen ließ. Außerdem war ihr derzeitiges Verhalten Luc gegenüber wirklich kindisch und so schüttelte sie als Antwort auf seine Vermutung nur den Kopf. Diesmal akzeptierte er es, zumindest ging sie davon aus, weil er nichts erwiderte.
    Den gesamten Rest der zwei Stunden bei Mrs. Olsen blieb er stumm wie ein Fisch.
    Als es zur Pause klingelte, schoben sich mehrere Stühle scharrend über den Boden, aber Lilith konzentrierte sich nur auf einen Stuhl, nämlich den gleich hinter sich. Doch nichts passierte. Schüler liefen herum, standen in Sekundenschnelle in kleinen Grüppchen zusammen und der Geräuschpegel erhob sich, sobald Mrs. Olsen das Zimmer verlassen hatte, ins Unermessliche. Luc hatte es wohl endgültig verstanden und ließ sie in Ruhe. Lilith atmete erleichtert ein. »Danke, lieber Gott!«
    Neben ihr zog Camille geräuschvoll die Luft ein. »Die schreckt ja vor gar nichts zurück …«
    Lilith folgte Camilles Blick und wäre beinahe mit einem erstaunten Quieken von ihrem Stuhl geplumpst. Payten Baker stand mit tief geöffneter Bluse, einem megakurzen Minirock und in lasziver Pose an Lucs Tisch gelehnt. Ihre Augen schmachteten zu ihm hinab, und ihr falsches Lächeln reichte von hier bis in die Unendlichkeit. Luc hatte sich tief in seinen Stuhl zurückgelehnt und schien entzückt zu sein, endlich einen Fan auf dieser Schule für sich gewonnen zu haben.
    Lilith zuckte mit den Schultern, wandte sich abrupt ab und versuchte verzweifelt, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie dieser Anblick von Payten an Lucs Tisch irritierte und verletzte. Klar, sie ließ ihn immer wieder abblitzen, aber die musste es nun wirklich nicht sein. Ihr war klar, dass sie mal wieder eine lächerliche Figur machte, doch sie konnte nicht anders.
    »Mach dir nichts draus«, raunte ihr Camille zu, »er wird schon bald merken, dass Payten nicht das ist, was er will …«
    Lilith funkelte ihre Freundin grimmig an, während sie in den untersten Gefilden ihrer Schultasche nach einem Kaugummi kramte und ihn schlussendlich auch fand.
    »Woher willst du denn wissen, was dieser Luc braucht? Bist du seit Neuestem unter die Hellseher gegangen?«, entgegnete sie, stopfte den Kaugummi in den Mund, warf das zerknüllte Papierchen hinter sich und wandte sich anschließend auch von Camille ab. Gleich darauf tat es ihr schon leid, wie sie Camille behandelt hatte, aber sie war einfach so unsagbar wütend. Wütend auf Luc, auf sich selbst … aber vor allem war sie wütend auf Payten. Dieses kleine Miststück. Lilith hätte wissen müssen, dass Payten, obwohl sie einen festen Freund hatte, Frischfleisch nie verschmähte.
    »Tut mir leid, Cam.« Lilith hatte das Bedürfnis, sich bei ihrer besten Freundin zu entschuldigen. Sie ertrug ihre Launen nun schon Wochen, ohne zu murren. »Ich bin momentan einfach nicht ich selbst.«
    Camille strich ihr sacht über den Oberschenkel. »Ich weiß, Süße. Du hast eine harte Zeit hinter dir, aber du packst das schon. Glaub mir.«
    Gekünsteltes Lachen drang in schiefen Tönen an Liliths Ohren und ihr stieg Galle in die Speiseröhre. Sie drängte den üblen Geschmack zurück.
    Mr. Garner kam durch die Klassenzimmertür, schloss sie hinter sich und schlurfte missmutig zum Pult, während ein erneuter Gong das Ende der Pause einläutete. Als Payten an Lilith vorbei zu ihrem Platz huschte, zog sie eine schwere Spur aus Vanille und Rosenblättern hinter sich her. Lilith stockte unwillkürlich der Atem.
    Nachdem die Klasse endlich zur Ruhe gefunden hatte, blickte Mr. Garner von seinem Platz auf.
     
    *
     
    Lucs Blick ruhte fest auf Mr. Garner. Sag es … Sag es , dachte er und ließ ihn immer noch nicht aus den Augen. Er tauchte tief in das Bewusstsein

Weitere Kostenlose Bücher