Liliths Hexentanz
Feinden entkommen und Beute schlagen zu können, denn wenn sie blitzartig nach unten stießen, hatte kaum jemand eine Chance.
Wen oder was sie brieten, sah der Dämon nicht. Der eine wandte ihm direkt den Rücken zu, der andere die Seite. Sein Gesicht sah aus wie ein dickes Oval, in dem nur der breite Mund auffiel, in den sie ihre Nahrung hineinstopften.
Der Weißfelldämon hatte genug gesehen. Er schob sich rechts an dem kahlen Stamm vorbei und visierte den an, der ihm den Rücken zudrehte.
Der andere würde ihn zwar eher sehen, dann aber war er nicht mehr aufzuhalten, das stand fest.
Ein letztes Mal stieß er sich ab, weil er den nötigen Schwung bekommen wollte. Dann jagte er mit langen Sätzen auf die Gestalten am Feuer zu, und es gab auch kein Hindernis, das ihn hätte aufhalten können. Er war schlau genug gewesen, um sich den Weg zuvor genau ausgesucht zu haben. Nur einmal brach unter ihm trockenes Holz. Dieser Laut spornte ihn eher noch an.
Er stieß sich genau im richtigen Augenblick ab – und packte zu. Die Gestalt, die ihm das Profil zugedreht hatte, war also als erste aufmerksam geworden.
Von der Seite raste der Weißhäutige auf sie zu. Sie hörte etwas, sah etwas, drehte sich – und konnte nicht mehr weichen, denn der andere war bereits über ihr.
Zwei Hände griffen zu. Die Krallen bohrten sich in den aufgeblasenen Körper, auf dessen Rücken sich die kurzen Flügel heftig bewegten, aber die Gestalt nicht von der Stelle brachten, denn der Weißhäutige lag auf ihr. Er rollte sein Opfer herum, auf das Feuer zu, dessen Qualm träge über die beiden hinwegtrieb.
Ein wimmerndes Klagen drang aus dem Maul der Gestalt, die keine Chance mehr hatte.
Der Albino-Dämon war grausam. Er schlug so brutal auf das Wesen ein, daß ihm die Gesichtshaut wie Papier riß. Die Krallenfinger drangen tief in das Heisch. Sie hatten Wunden gerissen, aus denen eine Flüssigkeit hervorquoll, die nicht rot wie das Blut eines Menschen aussah, dafür gelblichgrün und dick wie Sirup.
Das Wimmern verstummte. Der Treffer hatte die Gestalt vernichtet, und der Weißfellige schleuderte den Kadaver fort. Dicht über sich spürte er einen Luftzug. Er ahnte, was da geschehen war, riß auch den Kopf herum und hob die Arme.
Für ihn war es zu spät, denn dicht über ihn hinweg flog bereits die zweite Gestalt mit den Stummelflügeln, die sich hektisch bewegten. Ein Mensch hätte sie vielleicht mit einer fliegenden Schildkröte verglichen. Plump bewegte sie sich durch die Luft, aber noch immer schneller als der Killer, der es auch mit einem Sprung nicht schaffte, sie zu packen.
Er zog sich wieder zurück, riß die Arme hoch und schrie seine Wut hinter der flüchtenden Gestalt her. Dieses Entwischen hatte ihm überhaupt nicht gefallen.
Sein Zorn verrauchte schnell. Er wollte und mußte sich um die Mahlzeit kümmern, die über dem Feuer briet.
Der Körper wurde bereits geröstet. Was es für ein Wesen war, konnte er nicht mehr erkennen. Es war gehäutet und zerteilt worden. Auf dem primitiven Rost lag ein Klumpen über der Glut. An einer Seite war er bereits schwarz.
Der Dämon zerrte ihn vom Feuer weg, warf ihn auf den Boden, riß ihn aber noch nicht in Stücke, sondern schaute nach der Gestalt, die er getroffen hatte.
Sie war vernichtet und blutete aus. Das Gesicht sah aus wie eine weiche, zusammengedrückte Frucht. Der Dämon dachte darüber nach, ob er den anderen ebenfalls noch verschlingen sollte, doch er wollte erst mal abwarten.
Dann kümmerte er sich um das andere Fressen.
Er hockte sich neben das Feuer. Den Körper, an dessen Haut noch einige Fellhaare hingen, riß er zuerst in zwei Hälften, dann teilte er diese noch einmal, um handliche Stücke zu bekommen. Erst dann hackte er seine mächtigen und auch spitzen Zähne hinein, um die Stücke aus dem Fleisch zu reißen.
Sie schmeckten ihm. Er schmatzte. Es störte ihn auch nicht, daß der Saft an seinen Mundwinkeln entlang nach unten rann. Er schmatzte und schlürfte, er zerrte mit den Zähnen. Er riß die Stücke aus der Masse heraus und verschlang sie gierig.
Sein Appetit war ungebrochen. Er aß, bis er die blanken Knochen und Sehnen entdeckte, erst dann schleuderte er die Reste hinter sich. Vor ihm brannte das Feuer allmählich nieder. Nur noch der stinkende Rauch umwehte ihn wie ein Gespinst, aber das war ihm egal. Der Weißfelldämon war noch längst nicht satt.
Er nahm sich auch die nächsten Stücke vor, zerrte das Fleisch von den Knochen, kaute schmatzend,
Weitere Kostenlose Bücher