Liliths Hexentanz
Beispiel dem Teufel, doch der war zum Glück kein Feind.
»Das ist gut. Ich brauche dich!«
Die beiden schlicht dahingesprochenen Sätze ließen den Dämon nervös werden. Er spürte eine Hitzewelle durch seinen Körper jagen, als läge er selbst über den Resten des Feuers, um gebraten zu werden. Diese schlichten Worte hatten dafür gesorgt, daß bei ihm ein Traum in Erfüllung gegangen war.
Der Teufel brauchte ihn. Ausgerechnet ihn. Himmel, er wollte etwas von ihm. Vielleicht sogar seine Hilfe.
In seinem Innern drehte sich ein Karussell. Ihm wurde schwindelig. Er hatte Mühe, auf seinem Platz zu bleiben, stützte sich jetzt mit den Klauen ab, und seine Krallen kratzten über den harten und staubigen Boden.
Er braucht mich! Er braucht mich! Ich bin für ihn so etwas wie ein Freund und Helfer.
Die Wolke waberte näher. Die dunkle Gestalt darin nahm an Deutlichkeit zu, ohne sich allerdings klar zu erkennen zu geben. Letztendlich blieb er diffus.
Der Dämon nickte. »Ja, du kannst auf mich zählen. Was immer es auch ist. Ich werde alles tun.«
»Das ist gut. So habe ich es erwartet.«
»Was soll ich für dich tun?«
Der Teufel lachte. Er hörte sich ungewöhnlich an, nicht so wie bei einem Menschen. Aus der Wolke drang ein krächzendes Geräusch, vermischt mit einem Kratzen. Das Lachen verstummte abrupt. »Nicht so schnell. Nur nicht so schnell, mein Lieber. Ich weiß ja, daß du dich darauf freust, mir behilflich zu sein, aber es gibt da noch einige Dinge zu erledigen, das muß ich dir sagen.«
»Ja, ja, ich warte.«
»Wie heißt du?«
Schweigen.
Der Teufel lachte. »Ich wußte es, du weißt es nicht. Du kannst es auch nicht wissen, denn niemand ist hier gewesen, der dir einen Namen hätte geben können. Deshalb bist du noch der Namenlose. Ich sage bewußt noch, denn das möchte ich ändern. Ich bin auch gekommen, um dir einen Namen zu geben, denn das ist wichtig. Du sollst einen Namen bekommen, der letztendlich Furcht und Schrecken verbreitet, denn keiner, der eine so große Aufgabe bekommt, kann ohne Namen sein. Seine Feinde müssen schon wissen, wer sie vernichtet.«
Der Weißhäutige wußte nicht, was er darauf erwidern und wie er sich bedanken sollte. Ihm fehlten einfach die Worte. »Das ist – das ist wie, ich meine…«
»Willst du, oder willst du nicht?«
»Ja, ich will!« Er hätte gern geschrieen, aber er konnte nur krächzen.
»Ich will…«
Der Teufel war zufrieden. »Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann. Ein Name ist wichtig. Man braucht ihn in der Welt der Menschen, aber davon später mehr.«
»Wie soll ich denn heißen?«
Der Teufel gab ihm die Chance, sich selbst einen Namen auszusuchen.
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Das dachte ich mir. Deshalb habe ich mir einen ausgesucht. Du wirst dich Smasch nennen, hörst du? Einfach nur Smasch.«
Der Dämon überlegte. Der Name rollte als Gedanke durch sein Hirn. Er wiederholte ihn immer und immer wieder. Smasch!
Gefiel er ihm? Gefiel er ihm nicht? Das war eigentlich egal. Hauptsache, er hatte einen Namen, nur das zählte. Nun gehörte er nicht mehr zu den Namenlosen, die diese Welt bevölkerten. Er war durch die Benennung hervorgehoben worden, und in seinem Innern spürte er eine tiefe Zufriedenheit.
»Smasch«, wiederholte er. Dann erneut wieder. »Smasch…« Er nickte.
»Ja, der Name ist gut.«
»Ich wußte es!« erwiderte der Teufel, als hätte er nichts anderes erwartet.
Die längere Schweigepause gefiel dem Dämon nicht. Er wußte, daß sich der Teufel mit der Namensgebung nicht von ihm verabschieden wollte.
Das war erst der Anfang, und so fragte er, obwohl es sehr neugierig war:
»Was soll ich tun?«
In der Wolke bewegte sich der Schatten. Es sah aus, als nickte er zweimal. Dann hörte Smasch wieder die Stimme. »Wie ich es schon andeutete, ich möchte nicht, daß du in dieser Welt bleibst. Du sollst sie verlassen. Du solltest in einer anderen Welt zurechtkommen und dort für mich etwas tun.«
»Alles!« stieß Smasch hervor. »Ich werde alles für dich tun. Das weißt du genau.«
»Sicher, ich weiß es. Da du keine Freunde und Gleichgesinnte hast und ein Einzelgänger bist, kannst du das tun, was ich von dir verlange. Du sollst töten!«
Smasch nickte. Er nahm es hin. Für ihn war es selbstverständlich, wie er erst vor kurzem bewiesen hatte. Das Töten gehörte ebenso dazu wie das Leben. In dieser Welt war es ein Kreislauf, hier überlebte eben nur der Stärkere.
»Kannst du dir
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