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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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durch Unelegantes, wie man das eben von deutschen Frauen kannte, die auf Urlaub nach Griechenland kamen und die immer unförmig aussahen und sich meistens wie auf Krükken bewegten. Oder als wären sie zu lange auf einem Elefanten gesessen. Nun, Stirling hatte noch nicht begriffen, es mit einer Österreicherin zu tun zu haben. Österreicherinnen – um noch einmal allgemein zu werden – mögen hinterlistig und abnorm und sonstwie unmöglich sein, aber sie bewegen sich selten wie auf Krücken. Das muß man ihnen lassen. Eher bewegen sie sich, als würden sie auf Schlittschuhen stehen. Wobei die Flächen, über die sie gleiten, nicht immer nur aus Eis bestehen.
    Natürlich war auch Stavros im ersten Moment von Steinbecks deformierter Nase irritiert gewesen. Nicht lange aber. Schnell begriff er, daß die Nase dazugehörte, daß sie einem intelligenten Konzept entsprach. Einen Fehler mit System darstellte. Ganz in der Art eines Impfstoffes, der die Krankheit durch sich selbst überlistet.
    Als Stavros Stirling jetzt neben Steinbeck durch das Parkhaus herschritt, sagte er sich, noch niemals einen solchen Gang gesehen zu haben. Er dachte weniger an Marilyn Monroe oder an diese Models, die wie über einen aus vielen kleinen Männern geknüpften Teppich staksen, nein, er dachte an einen dieser großen Rochen, die über Meeresböden segeln. Und die ja imstande sind, Stromstöße auszusenden. Keine Frage, diese Frau verfügte über Elektrizität.
    »Schönes Auto«, kommentierte Steinbeck, während Stirling – der selbstverständlich nicht die englische, sondern die griechische Staatsbürgerschaft besaß – ihr die Türe zu seinem kleinen, flachen Sportwagen öffnete. Ein Wagen, der schwarz glänzend, frisch wie aus der Waschstraße einen schwebenden, einen utopischen Eindruck machte.
    Steinbeck mußte ein kleines Kunststück aufführen, um mit ihren ausgesprochen langen Beinen in das tiefliegende Cockpit zu gelangen. Wo sich dann allerdings ein für selbige Beine geradezu perfekt langgestreckter Bodenraum ergab, als hätten die Konstrukteure dieses bodennahen Vehikels in erster Linie die Umstände langer, weit unter die Motorhaube vorstoßender Beine bedacht. Nun, es waren Italiener gewesen, welche diesen Wagen erschaffen hatten, einen Fiat Barchetta, wie Stirling erklärte, ein kleines Boot . Genau, ein kleines Boot für lange Beine. Lilli fühlte sich bestens, auch wenn ihr Kopf gefährlich nahe an das Stoffverdeck heranreichte. Gut, man konnte das Verdeck ja herabsenken, was Stirling jetzt auch tat. Das Stoffdach versank wie ein umgekehrter Theatervorhang. Bühne frei. Stirling startete und fuhr los.
    »Klingt wie ein Diesel«, meinte Lilli.
    »Das ist die Rückstellfeder«, erklärte Stirling, wie man sagt: Mein Hund schnarcht.
    Über den Verkehr in Athen soll hier nur gesagt werden, daß sich auch anderswo viel abspielt, etwa in Ameisenburgen und im Planktonbereich.
    Das Hotel, in das Stirling seine Kollegin brachte, lag im Zentrum der Stadt, zwischen älteren, einfachen Häusern. Wie diese war es nicht sonderlich hoch, jedoch mit der Rückseite tief in eines von den hinterhöfischen Löchern vordringend, wo bereits die Nacht fest und schwarz gefangensaß. Der verschwenderisch beleuchtete, moderne Bau war ausgesprochen grün und ausgesprochen transparent. Zumindest mal die Vorderfront, die wie die Ansammlung gestapelter Aquarien erschien. Darin Menschen, stehend, sitzend, speisend, als posierten sie für ein Wimmelbuch. Aber eben in Grün eingefärbt. Der Name des Hotels: Studio 1.
    Das Studio 1 erwies sich auch im Inneren als todschick. Erstaunlicherweise hielt die grüne Färbung an, ohne daß man immer genau hätte sagen können, ob ein Gegenstand selbst grün war oder in irgendeinem grünlichen Licht stand. Steinbecks Zimmer befand sich weit hinten, in einem fensterlosen Raum.
    »Wollen Sie, daß ich ersticke?« fragte Steinbeck, obwohl deutlich hörbar durch ein Gebläse Luft hereintrieb. Luft, die besser war als die auf der Straße. Stirling erklärte, daß man das Zimmer aus Sicherheitsgründen ausgewählt habe.
    »Denken Sie denn, ich bin gefährdet?«
    »Falls ja, kann man Sie wenigstens nicht durch eine Scheibe erschießen.«
    Steinbeck versetzte ihren Kopf in eine dekorative Schrägstellung und betrachtete den jungen Polizisten aus grünen Augen, die nicht grün waren, sondern braun … Sie dankte ihm und bat ihn, sie nach dem Frühstück abzuholen. Sie habe sich für den Vormittag mit jenem

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