Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck
Menschen, und dabei ständig Inszenierungen vorzunehmen. Diese Typen waren Feinde des Lebens. Die meisten von Kindheit an. Man braucht nur auf einen Spielplatz zu gehen und erkennt sie sofort. Die hübschen wie die häßlichen. Der Blick ist immer der gleiche, so ein Rasierklingen- und Laubsägeblick, der durch die Dinge geht, um ihnen Schmerzen zu bereiten, den Dingen. Auch der Rutsche, auch der Schaukel. Dem Himmel, der Sonne, den Spielkameraden. Alle sollen Schmerzen haben. Das ist ihr Prinzip, das von Grund auf besteht. Ohne Biographie, ohne Erfahrung. Man könnte sagen: eine böse Laune der Natur.
Jedenfalls nichts, wofür man Verständnis haben mußte. Kalte, geschäftsmäßige Killer hingegen konnte Steinbeck akzeptieren. Also Leute, die einfach abdrückten, anstatt ihrem Opfer auf der Brust zu sitzen und mit irgendwelchen grauslichen Sachen zu drohen.
Tatsächlich faßte sich der Kerl jetzt an den Hosenschlitz und öffnete ihn. Sein von der Maske ausgesparter Mund war ein Siegerstrahlen.
Steinbeck entfuhr eine gestammelte Anrufung aller Heiligen, als sie sah, was da nun aus der Hose rutschte, keineswegs das erwartete Geschlecht, sondern der vordere Teil eines Fisches, der sein Maul leicht geöffnet hatte und über eine Reihe kleiner, spitzer Zähne verfügte. Ein Barsch oder so. Jedenfalls dachte Steinbeck einen Moment, das Tier wäre noch am Leben, atme wie sie selbst am Rande des Möglichen. Doch höchstwahrscheinlich war es ein toter Fisch. Was nichts daran änderte, daß sein Anblick Lilli Steinbeck schockierte. Denn damit hatte sie nun wirklich nicht rechnen können.
Der Batmanmann packte sein Opfer an den Haaren. Gleichzeitig hob Steinbeck das rechte Bein an und schlug ihr Knie in den Rücken des Angreifers.
Uhrrg! Sie schrie einen kurzen Schrei, mehr war nicht möglich. Ihre Kniescheibe spürte sich an wie explodiert. Der Maskenmann schien eine Metallplatte auf dem Rücken zu tragen. Ohnehin war Lilli Steinbeck keine große Kämpferin, physisch gesehen. Sie wirkte nicht nur zart, sie war es auch.
Der schwarze Kerl gab eine Anordnung und zog Lillis Kopf nach vorn. Sie preßte ihre Lippen zusammen und keuchte durch die Nase, welche diesbezüglich trotz aller Deformation funktionierte. Sodann geriet sie mit ihrem geschlossenen Mund an die untere Kante des glänzenden Fischmauls.
»Jetzt nur nicht kotzen«, dachte sie.
Im Widerspruch zu dieser Absicht, eben nicht zu kotzen, stellte sich Lilli die Frage, ob der Fisch dem Penis des Mannes bloß vorgelagert war oder inwieweit die Abartigkeit noch gesteigert wurde, indem das erigierte Glied im ausgehöhlten Fischkörper einsaß. War letzteres der Fall, bot sich immerhin die übelerregende Möglichkeit an, mit einem raschen, tiefen, kräftigen Biß in den Fischkörper auch Herrn Batman zu verletzen und solcherart die winzige Chance zu erhalten, ihn abzuwerfen und die Verhältnisse neu zu ordnen.
Ja, sie wollte in diesen verdammten Fisch beißen. Sie wollte sich wehren. Ganz im Bewußtsein ihres Gebisses als Bewaffnung. Ganz im Bewußtsein von Zähnen, die ja auch nicht aus Pappe waren. Sie wollte …
Lilli bekam ihren Mund nicht auf. Wie zugeklebt. Wie nie geöffnet. Sie schloß ihre Augen. Sie spürte wie sich eine Hand des Batmanmannes um ihren Hals legte, fester und fester, den Daumen tief in die Kehle drückend, den Daumen wie einen Pfahl benutzend. Als setze er ein künstliches Organ ein. Lillis Mund aber …
Srmmmm!
Licht blitzte auf. Nicht grün, sondern weiß, berstende Kreide. Dazu die Raketengeräusche gestarteter Projektile. Viel Geschwindigkeit, viel Lärm, viel Gestank.
Der Griff löste sich augenblicklich. Der Batmanmann stürzte herunter. Lillis Körper folgte ein kurzes Stück, dann warf es sie zurück. Ihre Augen sprangen auf wie etwas Aufgeschlagenes. Dünnes Glas, rohe Eier. Auch ihr Mund sprang auf. Sie atmete die Luft in der Manier eines starken Trinkers, der aus einem abgeschlagenen Flaschenhals säuft. Es war ein deutliches Glukkern zu hören. Die Luft schwappte in sie hinein. Gleichzeitig spürte Lilli, wie jemand sie am Arm packte und vom Bett zog. Nicht heftiger als nötig.
Das Weiß verschwand. Es wurde wieder grün, wenigstens grünlich. Herr Batman lag reglos am Boden, zwei ebenfalls Vermummte hielten ihre Pistolen beidhändig auf ihn gerichtet. Ein dritter Mann beugte sich hinunter und gab dann ein Zeichen, das recht eindeutig die Ausschaltung und ganz grundsätzliche Elimination der Zielperson darlegte. Ein weiterer
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