Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
meldet.«
    »Und falls sich niemand meldet?«
    »Dann müssen wir auf andere Fangschaltungen zurückgreifen.«
    »Finden Sie alle Leute, die Sie suchen?« fragte Stransky.
    »Natürlich nicht. Wir finden nur die, die auch gefunden werden möchten. Entweder sind das die Entführten oder die Entführer.«
    »Die Entführer?«
    »Es gibt Kriminelle«, erklärte Steinbeck, »die schreien geradezu nach der Polizei. Wie Kinder, die sich aufs Fensterbrett stellen, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu gewinnen. Wenn nun aber eine Person verschwindet und jeder damit zufrieden scheint, sogar der, der verschwand, erschwert das die Arbeit der Polizei beträchtlich. So was kommt öfter vor, als man denken sollte.«
    »Ich bin überzeugt, daß Georg gefunden werden möchte. Er liebt mich, und er liebt seine Tochter.«
    »Ich dachte, für ihn gibt es keine Liebe.«
    »Keine abenteuerliche, meinte ich. Sehr wohl aber eine geordnete Liebe.«
    »Was verstehen Sie unter geordnet ?«
    »Haben Sie Familie?«
    »Eine Adoptivtochter«, antwortete Steinbeck.
    »Dann müßten Sie eigentlich wissen, wovon ich spreche.«
    »Sie meinen eine Liebe«, spielte Steinbeck mit, »die in letzter Konsequenz auch darin besteht, einen Apfel in den richtigen Mülleimer zu tun.«
    »Jetzt haben wir uns verstanden«, sagte Viola Stransky und lächelte. Ihr Gesicht war eine helle Spalte im Schatten der Holunderbüsche.
    Nachmittags um drei betrat Lilli Steinbeck das Büro Baby Hübners. Hübner trug denselben erdbraunen Anzug wie am Morgen. Steinbeck jedoch hatte das strenge, silbergraue Vormittagskostüm mit einem ärmellosen, kurzen Kleid getauscht, welches das durchschimmernde Rot gegen das Sonnenlicht gehaltener Johannisbeeren besaß und ziemlich viel Platz für Steinbecks lange, dünne Beine ließ, die wie ein gedehntes Echo von Steinbecks Hals anmuteten.
    Auf Hübners Schreibtisch lag ein angebissener Apfel, unverkennbar Stranskys Apfel, weil eingepackt in eine Klarsichtfolie.
    Steinbeck nahm Platz und schlug das rechte über das linke Bein. Hübner dachte unversehens an die französische Revolution und die vielen Guillotinen damals. Ihm wurde ein klein wenig schwindelig. Also riß er sich zusammen, starrte angestrengt an Steinbeck vorbei und sagte: »Wir haben Blut im Apfel gefunden.«
    »Ach was!?« kommentierte Steinbeck.
    »Na ja«, schwächte der Kommissar die Nachricht ab, »Blut vom Zahnfleisch, höchstwahrscheinlich. Jedenfalls stimmt die Blutgruppe mit jener des Vermißten überein. Er scheint also tatsächlich selbst hineingebissen zu haben.«
    »Und sonst?«
    »Die Rückstände von Fräuleinwunder wurden bestätigt. Dieses Ding haut einen Menschen auch bei geringer Dosierung um. Danach schläft man ein paar Stunden. Allerdings haben wir weder im Haus noch im Garten etwas entdeckt, was eine Verschleppung bestätigen könnte. Sieht also aus, als hätten wir es mit einem Profi zu tun. Oder Herr Stransky will uns das glauben lassen. Was clever von ihm wäre, nicht die üblichen Schleifspuren et cetera vorzutäuschen. Allerdings fragt sich nur, wenn denn Cleverneß vorliegt, zu welchem Zweck.«
    »Ich denke, eine solche Möglichkeit können wir ausschließen.«
    »Wieso?« fragte Hübner und stopfte sich eine Pfeife. Er stopfte übrigens immer nur. Noch nie hatte ihn jemand auch rauchen gesehen. Ganz typisch für diesen Mann. Er war die leibhaftig gewordene Unschärferelation.
    Lilli Steinbeck, die nun nach einer Zigarette griff, die sie auch konsumieren würde, erklärte, daß es sich bei Georg Stransky mit großer Wahrscheinlichkeit um einen weiteren Fall der Kategorie »Athen« handle.
    »Athen?« Baby Hübners Schweinsäuglein klappten auf.
    »Ja. Athen«, bestätige Steinbeck. »Ich habe das schon befürchtet, als ich von dem Apfel hörte. Es sind in diesem Jahr bereits einige Leute auf diese Weise verschwunden. Immer war irgendein Obst im Spiel. Mal lag es im Postkasten, mal vor der Türe. Oder steckte plötzlich in der Waschmaschine. Obst plus Narkotikum. Und immer war danach ein Mann verschwunden, ohne daß sich je Entführer gemeldet hätten. Nach ein paar Tagen aber tauchten sie alle wieder auf. Leider waren sie dann tot.«
    »Wie tot?«
    »Sehr tot. Die Mehrzahl erschossen. Einer wurde erstochen, ein anderer erdrosselt. Aber nichts mit Folter. Pure Liquidationen. Allerdings waren die Aufgefundenen in einem Zustand, der zumindest eine anstrengende Reise nahelegt.«
    »Was für eine Reise?«
    »Wir haben sieben Opfer, die wir in einen

Weitere Kostenlose Bücher