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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Polizist half Steinbeck auf die Beine und eskortierte sie aus dem Raum hinaus. Im Flur herrschte Großbetrieb. Schwere Stiefel trampelten durch den Gang. Der feine, weiche Bodenbelag konnte sich bedanken.
    Ein Sanitäter erschien. Lilli wehrte ab. Sie war am Leben, das brauchte ihr niemand zu bestätigen. Die Druckstellen am Hals würde sie mit einem Seidentuch verdecken. Sie war etwas ungerecht gegen den Sanitäter, den sie beiseite drängte. Sie war nun mal nicht in der Stimmung. Dennoch mußte sie es sich gefallen lassen, daß man sie zu jemand anders führte.
     Der Mann war über fünfzig, ein Mann mit tausend Falten. So eine Mischung aus Eddie Constantine, Lino Ventura und Samuel Beckett. Aus den verschiedenen Winkeln betrachtet, sah er mal ausmergelt, dann wieder leicht angefettet aus, aber stets faltig. Neben ihm stand Stavros Stirling mit schmalen Augen. Entweder war der Junge müde, oder der Rauch machte ihm zu schaffen. Irgendwas in der Art einer Blendgranate war gezündet worden, und nun drehte sich der Rückstand im Wirbelwind der Entlüftungen.
    »Frau Steinbeck«, sagte Stavros, »darf ich Ihnen Kommissar Pagonidis vorstellen.«
    Pagonidis ließ seine Hände in den Taschen, verschob bloß ein paar Runzeln und sprach dann etwas, das sein Assistent übersetzte. Daraus ergab sich, daß die Athener Polizei gleich nach dem Anruf der deutschen Kollegen rigorose Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe. Man befinde sich quasi noch in den Nachwehen der Olympischen Spiele. Die alte Gemächlichkeit habe einem hohen Tempo Platz gemacht.
    »Sind das wirklich die Worte Ihres Chefs?« fragte Steinbeck, froh darum, nach dieser Fischgeschichte noch am Leben zu sein und sich ein bißchen amüsieren zu dürfen.
    »Der Kommissar vermißt die alten Zeiten«, sagte Stirling, »aber er anerkennt auch den Nutzen der neuen. Es war gut und richtig, daß wir Ihr Zimmer mit einer Überwachungskamera ausgestattet haben. Der Attentäter kam durch den Deckenschacht.«
    »Attentäter? Ist das nicht ein gar hübsches Wort für so ein krankes Schwein?«
    »Der Mann hatte offensichtlich vor, Sie leiden zu lassen. Trotzdem denken wir, daß diese Aktion nicht Ihnen als Frau, sondern Ihnen als Polizistin galt.«
    »Wozu dann der Aufwand?«
    »Möglicherweise wollte man es wie eine private Geschichte aussehen lassen.«
    »Der Mann ist tot, nicht wahr?«
    »Der Mann ist tot«, bestätigte Stirling, der sich wie zur Bekräftigung mit dem Finger zwischen die Augen tippte.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, meinte Steinbeck. »Sie hätten ihn nicht abknallen müssen. Jetzt ist er weniger wert als ein totes Huhn, das man wenigstens in die Suppe werfen kann.«
    »Was hätten wir denn tun sollen? Den Herrn darum bitten, liebenswürdigerweise von Ihnen herunterzusteigen?«
    Faltengesicht Pagonidis unterbrach das Geplänkel. Er war sichtlich ungeduldig, redete schnell. Zwischen seinen dunklen Lippen leuchteten seine Zähne wie eine Kette winziger reifer Bananen. Nachdem er geendet hatte, blickte er zum ersten Mal nicht an Steinbeck vorbei, sondern sah ihr mitten auf die Nase. Etwas Verächtliches war in seinem Schauen. Er nickte, wandte sich um und ging.
    »Sie hatten recht«, lächelte Steinbeck, »Ihr Chef ist wirklich ein Teddybär.«
    »Er hat Ihnen das Leben gerettet«, verkündete Stirling.
    »Nicht übertreiben. Er hat bloß ein paar Anweisungen gegeben. Kein Grund, mich deshalb anzusehen, als sei ich seine Leibeigene.«
    »Er will nur, daß Sie sicher wieder nach Hause kommen.«
    »Nach Hause?«
    »In drei Stunden geht ein Flieger.«
    »Wie soll ich das verstehen? Weil eine abartige Fledermaus versucht, mich mit ihrem Fisch zu füttern, wollen Sie mich ausweisen.«
    »Frau Steinbeck, ich bitte Sie! Warum sprechen Sie von Ausweisung? Wir wollen, daß Ihnen nichts zustößt. Die Angelegenheit scheint zu delikat …«
    »Delikat?«
    »Ein falsches Wort. Ich meinte … brisant. Wir können jedenfalls unmöglich weiter für Ihre Sicherheit garantieren. Der Kommissar wird die Sache selbst untersuchen und Sie umgehend informieren.«
    »Ich denke nicht, daß er das tun wird.«
    »Der Kommissar mag unfreundlich sein. Aber er ist ein korrekter Mensch.«
    »Fühlen Sie sich besser, wenn Sie mir das einzureden versuchen?«
    Stirling gab keine Antwort. Vielleicht begriff er auch nicht, was Steinbeck ihm sagen wollte. Er hob seine Hand. Beinahe berührte er ihren Oberarm, aber eben nur beinahe. Mit einer Bewegung des Kopfes lud er dazu ein, den Ort zu

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