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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Passagierlisten wurden dort auf den Namen Wiebe gecheckt. Nun war Manfred Wiebe aber mit einer Privatmaschine einer kooperierenden Firma in die USA geflogen und von dort aus über Paris nach Hannover zurückgekehrt. Er holte sein Auto ab und fuhr nach Goslar. In seiner Wohnung legte er sich schlafen, um sich von dem Jetlag zu erholen. Er schaffte es, vorerst nicht an den morgigen Tag zu denken.

Goslar, 11. September 2010
     
    Es klopfte an Schneiders Tür.
    »Herein.«
    Schneider erhob sich und ging auf seinen Besucher zu. Es war ein Mann von etwa Ende fünfzig, mittelgroß, schlank. Die beiden reichten sich die Hände.
    »Schneider, guten Tag.«
    »Wiebe. Manfred Wiebe. Ich habe gehört, dass Sie mich sprechen wollen.«
    Der Kommissar wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er wies erstmal auf einen leeren Besucherstuhl und setzte sich selbst in seinen Bürosessel. Dann öffnete sich erneut die Tür und herein kam Gisela Berger.
    Schneider hatte sich wieder im Griff und sagte:
    »Gisela, ich möchte Ihnen Herrn Wiebe vorstellen. Manfred Wiebe. Das ist Frau Berger, meine Assistentin.«
    Herr Wiebe hatte sich wieder erhoben und reichte einer völlig ungläubig dreinschauenden Gisela Berger die Hand.
    »Könnte es sein«, sagte nun Wiebe freundlich, »dass Sie mit meinem Besuch nicht gerechnet haben? Wenn ich ungelegen komme, kann ich auch später noch mal hereinschauen.«
    »Um Gottes Willen, Herr Wiebe, Sie glauben gar nicht, wie froh wir sind, Sie zu sehen«, antwortete Schneider.
    »Wir suchen Sie über Kontinente hinweg. Falls Sie es noch nicht wissen, gegen Sie liegt ein Haftbefehl vor. Sie werden des mehrfachen Mordes beschuldigt.«
    »Das ist ja höchst interessant. Aber damit kann ich Ihnen leider nicht dienen. Ich habe es in meinen neunundfünfzig Lebensjahren noch nicht mal auf eine einfache Körperverletzung gebracht. Also ich fürchte, da müssen Sie sich einen anderen suchen.«
    »Herr Wiebe, es geht hier wirklich um sehr üble Sachen. Wir sollten systematisch vorgehen und eine offizielle Vernehmung anberaumen. Das heißt, wir begeben uns jetzt in ein anderes Zimmer und werden den Staatsanwalt bitten, dazuzukommen.«
    Schneider ließ Herrn Wiebe von zwei Polizisten in einen Vernehmungsraum bringen, ihn nach Waffen untersuchen und eine Speichelprobe abgeben. Er informierte den Staatsanwalt, der nicht glauben konnte, was er hörte. Er fragte Wiebe, ob er einen Anwalt hinzuziehen wolle, der zur Antwort gab:
    »Dazu sehe ich keine Veranlassung.«
    Und nach einer halben Stunde saßen Wiebe, Gisela, der Staatsanwalt und Schneider zusammen in einem Raum bei laufendem Tonaufnahmegerät. Es war abgesprochen, dass Schneider die Vernehmung führen sollte und die beiden anderen sich zurückhielten.
    »Herr Wiebe, stimmt es, dass Ihr Geburtsname Michael Leutkamp ist?«
    »Ja.«
    »Sind Sie zusammen mit Hans Gutbrodt und Georg Besserdich auf dem Internat gewesen?«
    »Ja.«
    »Wurden Sie auf diesem Internat sexuell missbraucht und körperlich misshandelt?«
    »Ja.«
    »War einer dieser Männer, die Sie missbraucht und misshandelt haben, Pater Sigismund?«
    »Ja.«
    »Wann haben Sie diesen Pater zum letzten Mal gesehen?«
    »Als ich das Internat verließ, also unmittelbar nach dem Abitur.«
    »Falsch«, rief Gisela und zog die Blicke der drei Männer auf sich, wobei der Staatsanwalt sie am liebsten getötet hätte, so sehr ging ihm ihre schrille Stimme durch Mark und Bein.
    Schneider mahnte seine Assistentin mit einer Handbewegung zum Schweigen und fuhr fort:
    »Was Frau Berger damit sagen wollte, bringt mich zu meiner nächsten Frage: Haben Sie Pater Sigismund getötet?«
    Wiebe lächelte übers ganze Gesicht und sagte:
    »Aber selbstverständlich. Tausendmal. Allerdings nur in meinen Gedanken. Ich hatte ja bereits gesagt, dass ich ihn seit dem Verlassen des Internats nicht mehr gesehen habe. Und da war er noch ganz lebendig. Als ich neulich in der Zeitung las, dass er umgebracht worden sei, tat er mir leid. So einem alten Greis so etwas anzutun, das ist doch dumm. Zwanzig Jahre früher hätte es vielleicht noch Sinn gemacht.«
    »Gut. Dann hätten wir gern ein Alibi von Ihnen für die Tatzeit.«
    »Kein Problem, wenn Sie mir sagen, wann genau er umgebracht wurde, schaue ich in meinem Terminkalender nach.«
    Wenn sein Alibi, was sich leicht überprüfen ließe, stimmte, kam er als Täter tatsächlich nicht in Frage.
    »Gut, wir werden Ihre Angaben überprüfen. Nun kommen wir zu einem anderen Fall«, sagte

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