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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Umhang und machte sich zu einem
Spaziergang auf.
    Aber dann merkte sie, daß ihre
Schritte sie zum Grand Hotel führten, wo Caleb abgestiegen war. Resolut betrat
sie das Foyer und erkundigte sich nach ihm.
    »Major Halliday ist ausgezogen,
Madam«, erklärte der junge Rezeptionist. »Aber Sie könnten Miss Parrish fragen.
Ich habe sie heute abend mit dem Major gesehen.«
    Lily straffte ihre Schultern, dankte
dem jungen Mann und machte Anstalten, das Hotel wieder zu verlassen.
    »Miss Parrish ist im Speisesaal«,
rief der Rezeptionist ihr nach.
    Auf einmal überwog Lilys Neugier
ihren Stolz, und sie beschloß, Bianca aufzusuchen.
    Schon beim Betreten des Speisesaals
sah Lily, daß Bianca mit Caleb am Fenster saß. Eine Kerze auf dem Tisch warf
ihren goldenen Schein auf ihre lachenden Gesichter.
    Lily dachte für einen Moment an
Flucht, aber dann hielt sie es für richtiger, Caleb zu zeigen, daß sie sein
falsches Spiel durchschaute. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging auf
seinen Tisch zu.
    »Guten Abend, Bianca«, sagte sie
heiter. »Caleb.«
    Caleb stand auf. Er wirkte überhaupt
nicht schuldbewußt. »Lily!« rief Bianca erfreut. »Nehmen Sie doch Platz! Wir
sprachen gerade über ...«
    »Nein, unmöglich«, fiel Lily ihr ins
Wort.
    »Mein Bruder erwartet mich. Ich
wollte mich nur von Ihnen verabschieden, Bianca. Hoffentlich haben Sie eine
angenehme Reise.«
    »Ich bleibe vielleicht«, sagte
Bianca froh. »Caleb hat mich überzeugt, daß es besser ist, nichts zu
überstürzen.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«,
erwiderte Lily mit einem erzwungenen Lächeln und ohne Caleb anzusehen. Sie
schaute auf die große Wanduhr. »Aber nun muß ich gehen, es ist schon spät. Es
war schön, Sie wiederzusehen, Bianca.«
    Damit wandte Lily sich ab und ging
hocherhobenen Kopfes und mit Tränen in den Augen hinaus. Ihre leise Hoffnung,
Caleb möge ihr folgen und eine Erklärung abgeben, erfüllte sich nicht.

13

    Lily wollte nicht bis Samstag warten, um nach Fort Deveraux
zurückzukehren. Es tat zu weh, zu wissen, daß Caleb seine Freundschaft mit
Bianca Parrish erneuerte. Daher kaufte Lily einen kräftigen Pintowallach, einen
Sattel und Zaumzeug, Reithosen und ein Hemd. Dann packte sie ihre Tasche.
    Nachdem sie eine kurze Nachricht für
Rupert hinterlassen hatte, bestieg Lily ihr Pferd und brach nach Fort Deveraux
auf. Bei Einbruch der Nacht würde sie schon in ihrem kleinen Haus sein und
Pläne für ihren Umzug auf die Farm machen ...
    Doch sie war noch keine fünf Meilen
weit geritten, als sie zu wünschen begann, auch einen Hut und Stiefel gekauft
zu haben. Die Sonne blendete sie, und ihr Haar war so ver schwitzt, daß es an
Stirn und Wangen klebte. Aber viel schlimmer war, daß ihr Pferd sich zu
bemühen schien, seinem Namen – es hieß Dancer – alle Ehre zu machen. Der Pinto
tänzelte von einer Straßenseite auf die andere und schien arge Schwierigkeiten
zu haben, die Richtung einzuhalten.
    Lily wurde von ernsten Zweifeln
erfaßt, daß er als Pflugpferd zu gebrauchen war.
    Als die Dämmerung anbrach, war Lily
noch meilenweit von Tylerville entfernt, von Fort Deveraux ganz zu schweigen.
Resigniert suchte sie sich eine geschützte Stelle in einem _ Canyon, sammelte
ein paar Zweige und versuchte, ein Feuer anzuzünden.
    Sally aus Typhoon Sally hatte
einmal ein Feuer entzündet, indem sie zwei Stöckchen aneinanderrieb. Doch als
Lily es versuchte, mußte sie feststellen, daß es unmöglich war.
    Dancer hingegen schien sehr
zufrieden mit ihrem Lagerplatz. Es gab einen kleinen Bach in der Nähe, wo er
trinken konnte, und überall wuchs fettes grünes Gras.
    Lilys Aussichten auf eine Mahlzeit
waren jedoch sehr viel magerer. Sie hatte nichts zu essen mitgenommen, und sie
hatte weder ein Messer noch ein Gewehr. Aber selbst damit wäre es ihr
schwergefallen, ein unschuldiges kleines Tier zu töten, um es zu verspeisen. So
hockte sie sich ergeben auf einen Baumstumpf und überlegte, wie sich Typhoon
Sally an ihrer Stelle verhalten hätte.
    Meilenweit war nichts als Gras zu
sehen, und es wurde immer dunkler. Lily hoffte nur, daß es nicht auch noch
kälter wurde.
    Und da verspürte sie das erste
Kitzeln auf ihrem Rücken. Während sie noch überlegte, woher das kam, wurde das
Kitzeln stärker und griff auf ihren ganzen Körper über. Als Lily erschrocken
aufsprang, stellte sie fest, daß der ganze Baumstumpf mit roten Ameisen
übersät war. Entsetzt riß sie sich sämtliche Kleider vom Leib, aber die Ameisen
waren

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