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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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werde ich zu Jericho laufen und ihn vor die Wahl stellen. Entweder er legt noch mehr drauf und bekommt die Geschichte exklusiv, oder er lehnt ab, und du bekommst sie. Aber erst, nachdem ich mit Jericho gesprochen habe. Und wenn Jericho den zwanzigfachen Preis hingeblättert hat, versuchen wir es bei dir mit der dreißigfachen Summe.
    »Ja oder nein?«, fragte er.
    Xins Mundwinkel zogen sich kaum sichtbar nach oben. »Aus welchem Film haben Sie das, Wang?«
    »Dafür muss ich mir keine Filme ansehen. Sie sind hinter Yoyo her, warum, ist mir scheißegal. Was ich viel interessanter finde, ist, dass offenbar auch die Bullen was von ihr wollen. Fazit: Ein Bulle sind Sie schon mal nicht. Soll heißen, Sie können mir nichts. Sie müssen nehmen, was Sie kriegen und –«, er beugte sich vor und bleckte die Zähne, »wann Sie es kriegen.«
    Xin sah mit eingefrorenem Lächeln auf ihn herab. Dann wanderte sein Blick zur Kontrollkonsole.
    »Wissen Sie, was ich hasse?«, sagte er.
    »Mich?«, lachte Grand Cherokee.
    »Sie sind Ungeziefer, Wang, Hass würde Sie nur aufwerten. Nein, es sind Flecken. Ihre fettigen Finger haben unschöne Spuren auf dem Display hinterlassen.«
    »Na und?«
    »Wischen Sie sie ab.«
    »Ich soll was?«
    »Wischen Sie die Fettflecke ab.«
    »Sag mal, du Stück Designerscheiße, was bildest du dir eigentlich –«
    Etwas Merkwürdiges geschah, wie Grand Cherokee es noch nie erlebt hatte. Es ging blitzschnell. Als es vorbei war, lag er vor der Konsole auf dem Boden, und seine Nase fühlte sich an, als sei eine Granate darin hochgegangen. Bunte Blitze zuckten vor seinen Augen.
    »Zum Saubermachen eignet sich Ihr Gesicht eher weniger«, sagte Xin, langte herunter und zog Grand Cherokee wie ein Puppe wieder auf die Füße. »Oh, Sie sehen beschissen aus. Was ist mit Ihrer Nase passiert? Wollen wir uns unterhalten?«
    Grand Cherokee taumelte und stützte sich auf der Konsole ab. Mit der anderen Hand betastete er sein Gesicht. Die Stirnapplikation fiel ihm in die Handfläche. Sie war voller Blut. Fassungslos sah er Xin an.
    Dann holte er wutentbrannt aus.
    Xin bohrte ihm gelassen den Zeigefinger ins Brustbein.
    Es war, als habe jemand den unteren Teil von Grand Cherokees Körper von allen Systemen abgekoppelt. Er fiel auf die Knie, während flammender Schmerz seine Brust durchschoss. Sein Mund öffnete sich, um erstickte Laute herauszulassen. Xin ging in die Hocke und stützte ihn mit der Rechten ab, bevor er umfallen konnte.
    »Das lässt gleich nach«, sagte er. »Ich weiß, vorübergehend hat man den Eindruck, nie wieder sprechen zu können. Das täuscht. Allgemein ist die Prozedur der Mitteilsamkeit sogar zuträglich. Was wollten Sie noch sagen?«
    Grand Cherokee keuchte. Seine Lippen formten ein Wort.
    »Yoyo?« Xin nickte. »Ein guter Anfang. Geben Sie sich Mühe, Wang, und vor allen Dingen«, er packte ihn unter den Achseln und stemmte ihn hoch, »kommen Sie auf die Beine.«
    »Yoyo ist –«, japste Grand Cherokee.
    »Wo?«
    »In Hangzhou.«
    »Hangzhou!« Xin hob die Brauen. »Allerhand. Sollten Sie tatsächlich etwas wissen? Wo in Hangzhou?«
    »In – einem Hotel.«
    »Name.«
    »Keine Ahnung.« Grand Cherokee sog seine Lungen gierig voll Luft. Xin hatte recht gehabt. Der Schmerz verflog, aber deshalb fühlte er sich kein bisschen besser. »Irgendwas mit Blumen.«
    »Seien Sie nicht so kompliziert«, sagte Xin milde. »Irgendwas mit Blumen ist ungefähr so konkret wie irgendwo in China.«
    »Es kann auch was mit Bäumen gewesen sein«, schrillte es aus Grand Cherokee heraus. »Mein Informant sagte, was Florales.«
    »In Hangzhou?«
    »Am Westsee.«
    »Wo am Westsee? Auf der Seite der Stadt?«
    »Ja, ja!«
    »Also am Westufer?«
    »Genau.«
    »Ah! Möglicherweise in der Nähe des Su-Dammes?«
    »Des – ich glaube schon.« Grand Cherokee schöpfte Hoffnung. »Wahrscheinlich. Ja, er hat so was gesagt.«
    »Aber die Stadt liegt am Ostufer.«
    »V – vielleicht hab ich nicht richtig hingehört.« Die Hoffnung machte sich davon.
    »Aber in der Nähe des Su-Dammes? Oder des Bai-Dammes?«
    Bai-Damm? Su-Damm? Es wurde immer komplizierter. Wo lagen noch mal die Dämme? So genau hatte sich Grand Cherokee die Sache nicht überlegt. Wer rechnete denn mit derlei Fragen?
    »Weiß nicht«, sagte er matt.
    »Ich denke, Ihr Informant –«
    »Ich weiß es aber nicht!«
    Xin sah ihn tadelnd an. Dann gruben sich seine Finger in Grand Cherokees Nierengegend.
    Der Effekt war unbeschreiblich. Grand Cherokee öffnete und

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