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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schloss in rascher Folge den Mund wie ein Fisch, der seinem Element entrissen wurde, während sich seine Augen zu Kugeln weiteten. Xin stützte ihn eisern ab, sodass er nicht in sich zusammenbrechen konnte. Aus der Perspektive der Überwachungskamera standen sie beieinander wie alte Freunde.
    »Also?«
    »Ich weiß es nicht«, wimmerte Grand Cherokee, während sich ein Teil von ihm abspaltete und interessiert zur Kenntnis nahm, dass Schmerz von orangeroter Farbe war. »Wirklich nicht.«
    »Was wissen Sie überhaupt?«
    Grand Cherokee hob zitternd den Blick. Unmissverständlich stand in Xins Augen zu lesen, was mit ihm geschehen würde, wenn er noch eine einzige falsche Antwort gäbe.
    »Nichts«, flüsterte er.
    Xin lachte abfällig, schüttelte den Kopf und ließ ihn los.
    »Wollen Sie das Geld zurück?«, wisperte Grand Cherokee und krümmte sich in Erinnerung des Schmerzes, der seinen Körper geschüttelt hatte.
    Xin schürzte die Lippen. Er sah hinaus auf die schimmernde Stadt.
    »Mir geht eine Bemerkung nicht aus dem Kopf«, sagte er.
    Grand Cherokee glotzte ihn an und wartete. Der abgespaltene Teil seines Selbst wies darauf hin, dass in fünfzehn Minuten die ersten Besucher hereingelassen würden und es wahrscheinlich voll würde, weil das Wetter ausnehmend schön war.
    »Sie sagten: Yoyo ist ziemlich gefragt. Ich glaube, so haben Sie sich ausgedrückt, richtig?«
    Fünfzehn Minuten noch.
    »Nun, Sie könnten Boden wettmachen, Wang. Sagen Sie diesmal die Wahrheit. Wer hat noch nach ihr gefragt?«
    »Ein Detektiv«, murmelte Grand Cherokee.
    »Wie interessant. Wann war das?«
    »Gestern Abend. Ich hab ihm Yoyos Zimmer gezeigt. Er stellte dieselben Fragen wie Sie.«
    »Und Sie gaben dieselben Antworten. Dass Sie was rausfinden könnten, und dass es eine Kleinigkeit koste.«
    Grand Cherokee nickte schwermütig. Wenn Xin mit der Information zu Owen Jericho ging, konnte er das Geld des Detektivs in den Wind schießen. In vorauseilendem Gehorsam zog er Jerichos Visitenkarte hervor und reichte sie Xin, der sie mit beiden Händen nahm, aufmerksam betrachtete und einsteckte.
    »Sonst noch was?«
    Klar. Er hätte Xin von der Motorrad-Gang erzählen können. Die einzige Spur, die möglicherweise tatsächlich zu Yoyo führte. Doch den Gefallen würde er dem Mistkerl nicht erweisen.
    »Fick dich«, sagte er stattdessen.
    »Also nichts.«
    Xin wirkte nachdenklich. Er trat aus der offenen Tür des Kontrollraums in den Bereich zwischen Schranke und Bahnsteig. Grand Cherokee würdigte er keines weiteren Blickes, als habe dieser aufgehört zu existieren. Was in diesem Augenblick vielleicht das Beste gewesen wäre. Solange aufhören zu existieren, bis der Bastard die Etage verlassen hätte. Sich nicht mucksen, auf Mäuseformat zusammenschnurren, weniger werden als ein Fingerabdruck auf einem Computerdisplay. All dies war dem abgespaltenen Grand Cherokee Wang so klar wie nur irgendwas auf der Welt, also sprach er eine wohlmeinende Warnung aus, die der von Hass vernebelte Wang ignorierte. Stattdessen schlurfte er Xin hinterher und überlegte, wie er seine Würde zurückgewinnen könnte, die Würde des Drachenwächters, um die es gerade jämmerlich bestellt war. Sie brutales Arschloch? Dass er brutal war, durfte Xin bewusst sein, und Arschloch war ein zu kleines Wort. Überhaupt schätzte Grand Cherokee, dass Beleidigungen an Xin abperlten.
    Wie konnte er den Mistkerl auflaufen lassen?
    Und während Grand Cherokee, der Abgespaltene, noch Ausschau hielt nach einem Mauseloch, in dem man sich verkriechen könnte, hörte er Grand Cherokee, das Großmaul, sagen:
    »Wieg dich mal bloß nicht in Sicherheit, du blöde Sau!«
    Xin, der im Begriff war, die Schranke zu durchqueren, hielt inne.
    »Als Erstes rufe ich Jericho an«, bellte Grand Cherokee. »Und gleich danach die Bullen. Wer wird sich wohl mehr für dich interessieren, he? Sieh bloß zu, dass du rauskommst, am besten raus aus Shanghai, raus aus China. Flieg zum Mond, vielleicht haben sie da oben was für dich frei, denn hier unten mach ich dich fertig, das kann ich dir versichern!«
    Xin drehte sich langsam zu ihm um.
    »Sie dummer Idiot«, sagte er. Es klang beinahe mitfühlend.
    »Ich werde –«, schnappte Grand Cherokee, und dann dämmerte ihm, dass er wahrscheinlich soeben den größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Xin kam gemächlich auf ihn zu. Er sah nicht aus wie jemand, der weitere Diskussionen in Betracht zog.
    Grand Cherokee wich zurück.
    »Der Bereich ist

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