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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht in China.«
    »Auf welches Wort tippst du?«
    »Meine Favoriten sind: androgyn, Android, Andromeda.«
    »Danke, Diane.« Jericho überlegte. »Kannst du nachsehen, ob ich das Schlafzimmerfenster offen gelassen habe?«
    »Es ist offen.«
    »Bitte schließe es.«
    »Wird gemacht, Owen.«
    Das COD wies ihn darauf hin, dass es die Trasse in wenigen Sekunden verlassen werde. Nur vier Minuten hatte es für die knapp zwanzig Kilometer gebraucht. Jericho entnahm das Handy der Schnittstelle. Das COD wurde langsamer, scherte aus und fädelte sich in die Schlange der Fahrzeuge ein, die unmittelbar vor Quyu das Netz verließen. Relativ zügig gelangte er über den Zubringer nach unten und auf die Hauptstraße. Auch hier, weit außerhalb der City, floss der Verkehr zäh dahin, doch wenigstens ging es voran. Quyu war von der Stadt durch eine mehrspurige Autobahn abgetrennt. Herausführende Straßen wurden dank Sperren zu Nadelöhren gebündelt, alle in unmittelbarer Nähe von Polizeiwachen. Zudem gab es Militärkasernen im Osten und im Westen. Allerdings konnten sich die wenigsten Menschen in Quyu ein Auto oder die Benutzung eines CODs leisten, sodass U-Bahn-Linien und Trolley-Busse das Viertel mit der Stadt verbanden.
    Die Werkstatt der City Demons lag knapp außerhalb Xaxus in einem historischen Teil, keine zwei Kilometer westlich von hier. Es war eines der letzten wirklich alten Viertel. Vormals ein Dorf oder eine ländliche Kleinstadt, würde es früher oder später Phalanxen moderner, anonymer Häuser weichen müssen. Nachdem die Innenstadt komplett umgestaltet war, machten sich die Planer nun über die Peripherie her.
    Nur Quyu würde wie immer unangetastet bleiben.
    So schnell er über die COD-Trasse hergelangt war, so quälend lange brauchte er, um das Viertel zu erreichen. Es handelte sich um eine typische Siedlung alter Prägung. Ein- bis dreigeschossige Steinbauten mit dunkelroten und schwarzen Giebeln entlang belebter Straßen, von denen etliche Gässchen und Innenhöfe abzweigten. Offene Läden und Imbissbuden duckten sich unter farbigen Markisen, Wäscheleinen spannten sich von Haus zu Haus. Die Werkstatt Demon Point nahm das Erdgeschoss eines rußig verfärbten Hauses ein, dessen erster Stock von lückenhaften Holzbalkonen umlaufen wurde. Die Fenster ließen einige Scheiben vermissen, andere waren angelaufen.
    Jericho parkte das COD in einem Seitenweg und schlenderte zur Werkstatt hinüber. Mehrere schöne Hybrid- und E-Bikes reihten sich vor weniger ansehnlichen Exemplaren auf. Niemand war zu sehen, dann trat ein magerer Junge in Shorts und ausgeleiertem, ölverschmiertem T-Shirt aus einem winzigen Büro und machte sich mit Lappen und Politur an einem der E-Bikes zu schaffen.
    »Guten Tag«, sagte Jericho.
    Der Junge sah kurz auf und widmete sich wieder seiner Arbeit. Jericho ging neben ihm in die Hocke.
    »Sehr schönes Bike.«
    »Mhm.«
    »Ich seh dich polieren. Bist du einer von denen, die den Nordkoreanern im Club dkd die Fresse poliert haben?«
    Der Junge grinste und wienerte weiter.
    »Das war Daxiong.«
    »Hat er gut gemacht.«
    »Er hat den Wichsern gesagt, sie sollen das Maul halten. Obwohl sie in der Überzahl waren. Hat gesagt, dass er keinen Bock auf ihre Faschistenscheiße hat.«
    »Ich hoffe, er hatte dadurch keinen Ärger.«
    »Bisschen schon.« Erst jetzt schien der Junge zu kapieren, dass jemand, den er gar nicht kannte, ein Gespräch mit ihm in Gang gesetzt hatte. Er ließ den Lappen sinken und sah Jericho misstrauisch an. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ach, ich wollte eigentlich nach Quyu. Purer Zufall, dass ich eure Werkstatt hier sah. Und nachdem ich den Eintrag im Blog gelesen hatte – Na ja, ich dachte, wenn ich schon mal hier bin –«
    »Interesse an 'nem Bike?«
    Jericho erhob sich. Sein Blick folgte der ausgestreckten Hand des Jungen. Im hinteren Teil der Werkstatt war ein stattlicher Elektro-Chopper aufgebockt. Das Hinterrad fehlte.
    »Warum nicht?« Er trat zu der Maschine und bewunderte sie nach Kräften. »Trage mich schon seit Jahren mit dem Gedanken, einen Chopper anzuschaffen. Lithium-Aluminium-Batterien?«
    »Klar. Macht 280 Sachen.«
    »Reichweite?«
    »400 Kilometer. Mindestens. Sind Sie aus der Innenstadt?«
    »Mhm.«
    »Die Hölle für Autos. Sie sollten sich das überlegen.«
    »Sicher.« Jericho zog sein Handy hervor. »Leider kenne ich mich hier oben kaum aus. Ich soll jemanden treffen, aber du weißt ja, wie das in Quyu so ist mit Adressen. Vielleicht kannst du mir

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