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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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von Tu Technologies waren in der wogenden Dynamik des Gebirges entstanden.
    Tu thronte zusammen mit zwei Projektleitern ganz oben, wo er sich ausnahm wie ein dickes, stolzes Kind. Als er Jericho erspähte, brach er die Unterredung ab, rutschte nach unten und stemmte sich ächzend hoch, abstruse Versuche unternehmend, seine hoffnungslos verknitterten Hosenbeine glatt zu streichen. Jericho sah geduldig zu. Er war sicher, dass die Hose bereits am Morgen so ausgesehen hatte.
    »Ein Bügeleisen würde Wunder tun«, sagte er.
    »Warum?« Tu zuckte die Achseln. »Geht doch.«
    »Bist du nicht ein bisschen zu alt für die Kletterei?«
    »Ach ja?«
    »Du bist mit der Eleganz einer Lawine zu Tale gefahren, wenn ich das feststellen darf. Deine Bandscheibe –«
    »Meine Bandscheibe geht dich einen Kehricht an. Komm mit.«
    Tu führte Jericho in eines der verglasten Büros und verschloss es hinter sich. Dann betätigte er einen Schalter, woraufhin sich das Glas verdunkelte und die Decke zu leuchten begann. Nach wenigen Sekunden waren die Wände undurchsichtig. Sie nahmen an dem ovalen Besprechungstisch Platz, und Tu setzte eine erwartungsvolle Miene auf.
    »Also, was hast du?«
    »Ich glaube nicht, dass Yoyo von den Behörden gesucht wird«, sagte Jericho. »Zumindest nicht von den regulären Sicherheitsorganen.«
    »Ist sie auf freiem Fuß?«
    »Schätze schon. Sie ist in Quyu untergetaucht.«
    Zu seiner Überraschung nickte Tu, als habe er nichts anderes erwartet. Jericho erzählte ihm, was sich seit ihrem letzten Gespräch ereignet hatte. Anschließend saß Tu eine Weile schweigend da.
    »Und was vermutest du hinsichtlich des toten Studenten?«, fragte er.
    »Mein Gefühl sagt mir, dass er umgebracht wurde.«
    »Dein Gefühl in allen Ehren.«
    »Er war Yoyos Mitbewohner, Tian. Er wollte mir Geld aus den Rippen leiern für Informationen, die er wahrscheinlich gar nicht besaß. Vielleicht hat er das gleiche Spiel mit jemand anderem abgezogen, der weniger nachsichtig mit ihm umgegangen ist. Oder er wusste tatsächlich was und wurde aus dem Weg geräumt, bevor er es weitererzählen konnte.«
    »Dir zum Beispiel.«
    »Mir zum Beispiel.« Jericho nagte an seiner Unterlippe. »Gut, es ist eine Theorie. Aber für mich klingt sie plausibel. Yoyo macht sich aus dem Staub, ihr Mitbewohner orakelt über ihren Verbleib, will Geld und fällt vom Dach. Was die Frage aufwirft, wer da nachgeholfen hat. Die Polizei? Nie im Leben! Sie hätten den Burschen in die Mangel genommen, nicht über die Planke gejagt. Abgesehen davon, dass sie nur einen einzigen Grund hätte, bei Yoyo aufzukreuzen, nämlich den Tatbestand ihrer Enttarnung. Aber hat sich bei dir ein einziger Polizist blicken lassen?«
    Tu schüttelte den Kopf.
    »Sie wären gekommen, darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Jericho. »Yoyo arbeitet bei dir. Sie hätten bei Chen vor der Tür gestanden und Yoyos Mitbewohner ausgequetscht. Nichts davon ist geschehen. Sie muss jemand anderem auf die Füße getreten sein. Jemandem, der weniger zimperlich vorgeht.«
    Tu schürzte die Lippen. »Hongbing und ich könnten eine Nachricht in dieses komische Forum stellen, in dem sie geschrieben hat. Wir teilen ihr darin mit –«
    »Vergiss es. Yoyo bedarf keiner Kontaktaufnahme durch euch.«
    »Ich verstehe das nicht. Warum hat sie nicht wenigstens Hongbing eine Nachricht zukommen lassen?«
    »Weil sie Angst hat, ihn mit reinzuziehen. Im Augenblick dürfte sich ihr ganzes Denken darauf konzentrieren, wie viel sie riskieren kann, ohne sich und andere zu gefährden. Woher soll sie wissen, ob Chen oder du überwacht werden? Also stellt sie sich tot und versucht, an Informationen zu gelangen. In Quyu war sie vorläufig in Sicherheit, aber dann wurde sie gewarnt, dass ich zu ihr unterwegs wäre. Inzwischen weiß sie, dass ich dort war. Auch, dass mir jemand gefolgt ist. Damit hat sich das ANDROMEDA als Versteck erst mal erledigt. So sang- und klanglos, wie sie ihre Wohnung verlassen hat, ist sie auch von dort wieder verschwunden.«
    »Dieser Zhao Bide«, sagte Tu nachdenklich. »Welche Rolle spielt er deiner Meinung nach?«
    »Keine Ahnung. Er half bei der Vorbereitung des Konzerts. Schätze, er hat irgendwas mit dem ANDROMEDA zu tun.«
    »Ein City Demon?«
    »Er sagt, nein.«
    »Andererseits weiß er, dass Yoyo ein Wächter ist.«
    »Ja, aber mein Eindruck war, dass er ihre Botschaft, die sie in Brilliant Shit abgesondert hat, gar nicht kannte. Ihn einzuordnen fällt schwer. Definitiv sind einige

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