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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gut und billig.«
    »Haben Sie Verwandte da?«, fragte Jericho spöttisch.
    »Nein, aber Geschmacksnerven. Hätten Sie was dagegen, mich auf meinen Posten zu fahren?«
    Jericho startete den Wagen und ließ sich von Zhao zu dessen Wong- Filiale dirigieren. Auf der Fahrt passierten sie Teestuben und eine japanische Nudelbar, vor der Männer Karten und Chinaschach spielten oder gestikulierend aufeinander einredeten, viele davon mit nacktem Oberkörper und kahl geschorenen Köpfen.
    »Die Herren Xaxus«, sagte Zhao geringschätzig. »Sie teilen den Tag unter sich auf.«
    »Keine Ambitionen, sich ein Stück abzusäbeln?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Was bleibt für jemanden wie Sie, nachdem die den Tag unter sich aufgeteilt haben?«
    »Ist doch egal.« Zhao zuckte die Achseln. »Ich helfe bekifften Idioten auf die Bühne und wieder runter. Auch eine Aufgabe.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Was gibt es daran nicht zu verstehen?«
    »Ich begreife nicht, was jemand wie Sie in Quyu tut. Sie könnten woanders leben.«
    »Meinen Sie?« Zhao schüttelte den Kopf. »Niemand hier kann woanders leben. Niemand will, dass wir woanders leben.«
    »Quyu ist kein Gefängnis.«
    »Quyu ist ein Konzept, Jericho. Zwei Drittel der Menschheit leben heute in Städten, das Land ist entvölkert. Irgendwann werden alle Städte ineinander übergehen. Sie sind wie Karzinome, krankes, wucherndes Gewebe, nur die Kerne sind gesund, eingebettet in Wüsten der Verwahrlosung. Die Kerne sind Heiligtümer, Tempel der Höherentwicklung. Dort leben Menschen, wirkliche Menschen. Typen wie Sie. Der Rest ist Viehzeug, sprechendes Getier, das sich in der lächerlichen Vorstellung suhlt, von einem Gott geliebt zu werden. Schauen Sie sich um. Die Leute hier vegetieren auf dem Niveau von Baumbewohnern, sie vermehren sich, vertilgen die Ressourcen des Planeten, bringen einander um oder verrecken an irgendwelchen Krankheiten. Sie sind der Ausschuss der Schöpfung. Der misslungene Teil des Experiments.«
    »Dessen Teil auch Sie sind, richtig? Oder habe ich irgendwas falsch verstanden?«
    »Ach, Jericho.« Zhao lächelte selbstgefällig. »Das Universum hat seine hell leuchtenden Zentren, und warum? Weil dazwischen Dunkelheit herrscht. Haben Sie jemals sagen hören, man müsse die Dunkelheit des Universums erhellen? Es ist unmöglich. Jeder Versuch, die Menschheit als Ganzes mit Wohlstand auszustatten, scheitert, er führt lediglich dazu, dass es allen schlechter geht. Das Höhere darf sich dem Niederen nicht angleichen, es muss sich abgrenzen, um zu strahlen. Es gibt keine Menschheit, Jericho, nicht im Sinne einer homogenen Spezies. Es gibt Gewinner und Verlierer, Vernetzte und Nichtvernetzte, solche auf der hellen und die meisten auf der dunklen Seite. Die Spaltung ist vollzogen. Niemand will die Xaxus dieser Welt integrieren, ihre Grenzen auflösen. – Da vorne müssen Sie übrigens links abbiegen.«
    Jericho schwieg. Der Toyota rumpelte eine breite, schlecht befestigte Straße entlang, gesäumt von Werkshallen und schmutzigen Backsteinhäusern. Wo Wongs World und die Filiale des Cyber Planet einander gegenüberlagen, öffnete sie sich zu einer staubigen Freifläche und gab den Blick auf das dahinterliegende Gelände des Stahlwerks frei. Wie ein Mahnmal ragte der riesige Hochofen daraus empor.
    »Ich werde nicht schlau aus Ihnen, Zhao. Wer sind Sie eigentlich?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Ich weiß es nicht.« Jericho sah ihn an. »Sie scheinen ein Faible für Yoyo zu haben, aber wenn es darum geht, sie zu finden, lassen Sie sich von mir bezahlen wie irgendein Stricher. Sie leben hier und verabscheuen Ihre eigenen Leute. Irgendwie passen Sie nicht nach Quyu.«
    »Sehr tröstlich«, höhnte Zhao. »Etwa so, als ob Sie einer Hämorride versichern, sie sei zu gut für das Arschloch, an dem sie wächst.«
    »Sind Sie in Quyu geboren oder hierher geraten?«
    »Letzteres.«
    »Dann können Sie auch wieder gehen.«
    »Wohin?«
    »Tja.« Jericho überlegte. »Es gibt schon Möglichkeiten. Schauen wir mal, wie sich unsere befristete Partnerschaft entwickelt.«
    Zhao legte den Kopf schräg und hob eine Braue.
    »Habe ich das richtig verstanden? Bieten Sie mir einen Job an?«
    »Ich beschäftige keine festen Mitarbeiter, aber ich stelle Teams zusammen je nach Aufgabenlage. Definitiv sind Sie intelligent, Zhao. Ihr Überraschungsangriff im ANDROMEDA hat mir imponiert, Sie sind in guter körperlicher Verfassung. Ich kann nicht gerade behaupten, dass Sie mir

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