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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dröhnte mit vollem Schub Richtung Huangpu. Jericho spürte ein Vibrieren in der Leistengegend, zog sein Handy hervor, sah, dass jemand versuchte, ihn zu erreichen, und schaltete auf Empfang.
    »Na, kleiner Jericho.«
    »Zhao Bide.« Jericho schnalzte mit der Zunge. »Mein neuer Freund und Vertrauter. Was kann ich für Sie tun?«
    »Haben Sie keine Sehnsucht nach Quyu?«
    »Machen Sie mir welche.«
    »Die Krabben-Baozi in Wongs World sind ausgezeichnet.«
    »Ah. Sie haben den Laden gefunden.«
    »Ich kannte ihn sogar. Hatte nur vergessen, wie er heißt. Er liegt im, sagen wir mal, zivilisierten Teil Xaxus. Sie müssten eigentlich dran vorbeigefahren sein. Eine Art Straßenmarkt mit Überdachung. Riesengroß.«
    »Gut. Schau ich mir an.«
    »Langsam, Herr Detektiv. Es sind zwei Märkte. Die Filiale liegt einen Block weiter.«
    »Eine dritte gibt es nicht?«
    »Nur die beiden.«
    Der Silver Surfer kam federnd zum Stehen. Tu drosselte die Motoren.
    »Bis sieben werde ich im ANDROMEDA gebraucht«, sagte Zhao. »Wenigstens so lange, bis es die Pink Asses auf die Bühne geschafft haben, was nicht immer ganz einfach ist. Danach habe ich frei.«
    Jericho überlegte. »Gut. Beziehen wir Posten. Jeder von uns hält eine der Filialen im Auge. Wäre ja möglich, dass Yoyo und ihre Freunde noch auftauchen.«
    »Und was springt dabei raus?«
    »Aber, aber, kleiner Zhao!«, entsetzte sich Jericho. »Sind das die Worte eines besorgten Liebenden?«
    »Es sind die Worte eines Liebenden aus Quyu, Sie elender Idealist. Was ist nun? Wollen Sie meine Hilfe oder nicht?«
    »Wie viel?«
    Zhao nannte ihm eine Summe. Jericho handelte ihn auf die Hälfte runter, weil es sich so gehörte.
    »Und wo treffen wir uns?«, fragte er.
    »Am ANDROMEDA. Um halb acht.«
    »Ihnen ist hoffentlich klar, dass es der langweiligste Job der Welt ist«, sagte Jericho. »Still sitzen und glotzen, ohne dabei einzuschlafen.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf.«
    »Ganz bestimmt nicht. Bis später.«
    Tu sah ihn von der Seite her an.
    »Du bist sicher, dass du dem Kerl trauen kannst?«, fragte er. »Vielleicht macht er sich wichtig. Vielleicht will er nur Geld.«
    »Vielleicht ist der Papst ein Heide.« Jericho zuckte die Schultern. »Ich kann mit Zhao Bide wenig verkehrt machen. Er soll die Augen aufsperren, nichts weiter.«
    »Du musst es wissen. Bleib erreichbar für den Fall, dass ich das Handy unseres abgestürzten Grand Sheraton finde. Irgendwo zwischen Milz und Leber.«
     

QUYU
     
    Als Jericho erneut in die Vergessene Welt fuhr, floss der Verkehr mit der Konsistenz von Honig dahin. Zügig für das Empfinden eines Shanghaiers. Es verhieß eine pünktliche Heimkehr, ein warmes Abendessen und zerknitterte Kinder, die wach gehalten wurden, damit Mama und Papa sie gemeinsam ins Bett bringen konnten.
    Für einen Mitteleuropäer hingegen, der längere Phasen zügigen Fortkommens gewohnt war, gehörte jede Minute auf Shanghais Straßen zu den verstörenden Erfahrungen des Daseins. Statistiker behaupteten, ein gewöhnlicher Autofahrer verbringe sechs Monate seiner urbanen Existenz ununterbrochen vor roten Ampeln. Das war gar nichts, verglichen mit Erhebungen über das Verstreichen von Lebenszeit in Shanghaier Staus. Nachdem CODs für einen Besuch in Quyu nicht taugten, weil sie dort auffielen wie geflügelte Frösche und Yoyos Misstrauen wecken würden, blieb Jericho nichts anderes übrig, als seinen eigenen Wagen aus der Tiefgarage zu holen. Am Nachmittag hatte er Diane im Netz auf die Suche nach Zhao Bide geschickt, ohne Ergebnis. Niemand dieses Namens war verzeichnet. Quyu existierte nicht und ebenso wenig seine Bewohner.
    Dafür tauchten die übrigen fünf Wächter brav in den Listen der Universitäten auf.
    Yoyo selbst hatte nach ihrem Eintrag bei Brilliant Shit keine neuen Spuren hinterlassen. Einmal mehr fragte sich Jericho, wer einer lästigen, aber nicht wirklich brandgefährlichen Dissidentin einen professionellen Killer auf den Hals schickte. Ließ man die Polizei außer Acht, kamen staatliche Elemente durchaus infrage. Die Partei war von Geheimdiensten durchzogen wie der Gorgonzola vom Schimmel. Niemand, vermutlich nicht mal die höchsten Kader, kannte das ganze Ausmaß der Verflechtung. Vor diesem Hintergrund konturierte sich eine verdeckte Operation, deren Ziel darin bestand, die Verbreitung einer Information zu verhindern, an die Yoyo niemals hätte gelangen dürfen.
    Was mehr erforderte, als das Mädchen zu töten.
    Denn falls ihr

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