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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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hat immer noch nicht kapiert, dass es für Julian lediglich ein Investor ist.«
    »Und da es aktuell an der Potenz dieses Investors zu mangeln scheint, erweitert er eben den Kreis seiner möglichen Partner.«
    »Richtig. Ob Sie Russe oder Marsianer sind, ist ihm dabei schnuppe.«
    »Trotzdem. Warum soll ich nicht in die Raumfahrt meines Landes investieren?«
    »Weil Sie sich die Frage stellen müssen, ob Sie Ihr Geld einem Staat anvertrauen wollen, der zwar Ihre Heimat, technologisch aber hoffnungslos im Hintertreffen ist.«
    »Die russische Raumfahrt ist ebenso privatisiert und leistungsfähig wie die amerikanische.«
    »Aber ihr habt keinen Julian Orley. Und es ist auch keiner in Sicht. In Russland nicht, in Indien nicht, in China nicht. Nicht mal die Franzosen und die Deutschen haben einen. Japan tritt auf der Stelle. Wenn Sie Ihr Geld in den Versuch investieren, etwas zu erfinden, was andere längst erfunden haben, bloß um des Nationaldünkels willen, sind Sie nicht loyal, sondern sentimental.« Chambers sah ihn an. »Und Sie neigen nicht zu Sentimentalitäten. Sie halten in Russland die Spielregeln ein, das ist alles. Darüber hinaus fühlen Sie sich ebenso wenig an Ihr Land gebunden, wie Julian sich an irgendwen gebunden fühlt.«
    »Was Sie so alles über mich zu wissen glauben.«
    Chambers zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, dass Julian niemandem den teuersten Trip der Welt aus reiner Menschenliebe bezahlt.«
    »Und Sie?«, fragte Rogaschow einen athletisch gebauten Mann, der sich im Verlauf des Gesprächs zu ihnen gesellt hatte. »Warum sind Sie hier?«
    »Wegen eines Unglücks.« Der Mann kam näher und streckte Chambers die Rechte hin. »Carl Hanna.«
    »Evelyn Chambers. Sie meinen das Attentat auf Palstein?«
    »Er hätte an meiner Stelle fliegen sollen. Ich weiß, ich sollte mich angesichts der Umstände nicht freuen –«
    »Aber Sie sind nachgerückt und freuen sich trotzdem. Völlig in Ordnung.«
    »Schön jedenfalls, Ihnen zu begegnen. Ich schaue Chambers, wann immer ich kann.« Sein Blick ging zum Himmel. »Werden Sie oben eine Sendung produzieren?«
    »Keine Sorge, wir bleiben privat. Julian will einen Werbespot mit mir drehen, in dem ich die Schönheiten des Universums preise. Um den Weltraumtourismus anzukurbeln. Kennen Sie eigentlich Oleg Alexejewitsch Rogaschow?«
    »ROGAMITTAL.« Hanna lächelte. »Natürlich. Ich glaube, wir teilen sogar eine Leidenschaft.«
    »Und die wäre?«, fragte Rogaschow vorsichtig.
    »Fußball.«
    »Sie mögen Fußball?«
    In das undurchdringliche Fuchsgesicht des Russen geriet Bewegung. Aha, dachte Chambers. Hannas Vita brach auf. Interessiert betrachtete sie den Kanadier, dessen ganzer Körper aus Muskeln zu bestehen schien, ohne das für Bodybuilder so typisch Tapsige. Haar und Bart waren millimeterkurz geschoren. Mit seinen kräftigen Brauen und dem Grübchen im Kinn hätte er in jedem Kriegsfilm mitspielen können.
    Rogaschow, Fremden gegenüber eher distanziert, legte bei Fußball einen beinahe euphorischen Gestus an den Tag. Plötzlich wurden Dinge diskutiert, von denen Chambers nichts verstand. Sie empfahl sich und zog weiter. An der Bar lief sie Lynn Orley in die Arme, die sie den Nairs, Tautous und Walo Ögi vorstellte. Den schwadronierenden Schweizer mochte sie sofort. Selbstgefällig und mit einer burlesken Neigung zum Pathos behaftet, erwies er sich zugleich als weltgewandt und auf altmodische Weise zuvorkommend. Allgemein wurde über nichts anderes gesprochen als die bevorstehende Reise. Heidrun Ögis Aufmerksamkeit musste Chambers zu ihrem Entzücken nicht erst lange suchen, da diese sie freudig heranwinkte, um ihr mit diebischer Freude den gequält dreinblickenden Finn O'Keefe zu präsentieren. Chambers schaffte es, ihm im Verlauf von fünf Minuten keine einzige Frage zu stellen, und verstieg sich zu der Versicherung, das werde so bleiben.
    »Für immer?«, fragte O'Keefe lauernd.
    »Für die Dauer der nächsten vierzehn Tage«, räumte sie ein. »Danach versuche ich weiter mein Glück.«
    Heidrun nicht anzustarren, war bei Weitem aussichtsloser, als dem Schwerefeld von Miranda Winters Brüsten zu entkommen, wogenden Landschaften der Lust zwar, in denen man schwelgen, sich aber kaum je verlieren konnte. Winter war im Großen und Ganzen ein schlichter Entwurf. Sex mit ihr, schätzte Chambers, würde dem Ausschlecken eines Honigtopfs gleichkommen, aus dem eben nie etwas anderes käme als Honig, süß und verlockend, nach einer Weile profan, irgendwann
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