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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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verstohlen um und senkte die Stimme. »Jetzt?«
    »Es ist chinesisch.«
    »Ach, hör doch auf! Das sind Italiener, sie –«
    »Es ist chinesisch, Schatz«, wiederholte Chambers genüsslich. »Rebecca Hsu hat Dolce & Gabbana im vergangenen Jahr gekauft.«
    »Muss sie denn alles kaufen?« Winter wirkte einen Moment lang ehrlich betroffen. Dann gewann ihr sonniges Naturell wieder die Oberhand. »Egal. Vielleicht hat Olinda sich ja getäuscht.« Sie spreizte die Finger und schüttelte sich. »Jedenfalls freu ich mich waaahnsinnig auf die Reise! Ich werde die ganze Zeit über kreischen!«
    Chambers zweifelte keinen Moment an der Ernsthaftigkeit dieser Drohung. Sie ließ ihren Blick schweifen und sah die Nairs, die Tautous und die Locatellis miteinander im Gespräch. Olympiada Rogaschowa gesellte sich zu der Gruppe, während Oleg Rogaschow sie erspähte, ihr zunickte und an die Bar ging. Gleich darauf kam er mit einem Glas Champagner herüber, reichte es ihr und setzte sein gewohnt sphinxhaftes Lächeln auf.
    »Wir werden also auch im Weltall ihrem Urteil ausgesetzt sein«, sagte er mit stark slawischem Einschlag. »Wir werden alle sehr aufpassen müssen, was wir sagen.«
    »Ich bin privat hier.« Sie zwinkerte ihm zu. »Wenn Sie mir allerdings unbedingt etwas anvertrauen wollen –«
    Rogaschow lachte leise, ohne dass sich an der Eisigkeit seines Blickes etwas änderte.
    »Das werde ich bestimmt, schon des Vorzugs Ihrer Gesellschaft wegen.« Er sah hinaus zu der Plattform. Die Sonne stand mittlerweile tief über dem Vulkanrücken und beschien die künstliche Insel in warmen Farben. »Haben Sie auch ein Vorbereitungstraining absolviert? Die Schwerelosigkeit ist nicht jedermanns Sache.«
    »Im Orley Space Center.« Chambers trank einen Schluck. »Parabelflüge, Simulation im Tauchbecken, das ganze Programm. Und Sie?«
    »Ein paar Suborbitalflüge.«
    »Sind Sie aufgeregt?«
    »Gespannt.«
    »Sie wissen ja, was Julian mit der Veranstaltung bezweckt.«
    Die Bemerkung schwebte im Raum, bereit, eingefangen zu werden. Rogaschow wandte ihr den Kopf zu.
    »Und jetzt interessiert es Sie zu erfahren, was ich davon halte.«
    »Sie wären nicht hier, wenn Sie nicht ernsthaft darüber nachdächten.«
    »Und Sie?«
    Chambers lachte.
    »Vergessen Sie's. Ich bin in dieser Gesellschaft die Kirchenmaus. Auf meine Ersparnisse wird er es kaum abgesehen haben.«
    »Wenn alle Kirchenmäuse Ihre Vermögenslage vorzuweisen hätten, Evelyn, würde die Welt von Mäusen regiert.«
    »Reichtum ist relativ, Oleg, das muss ich Ihnen nicht erst auseinandersetzen. Julian und ich sind alte Freunde. Ich würde mir ja gerne einreden, dass dieser Umstand ihn bewogen hat, mich in die Gruppe aufzunehmen, aber natürlich ist mir klar, dass ich wichtigeres Kapital verwalte als Geld.«
    »Die öffentliche Meinung.« Rogaschow nickte. »Ich an seiner Stelle hätte Sie auch eingeladen.«
    »Sie hingegen sind reich! Fast alle hier sind reich, richtig reich. Wenn jeder von Ihnen nur ein Zehntel seines Vermögens in den Jackpot wirft, kann Julian einen zweiten Lift und eine zweite OSS bauen.«
    »Orley wird keinem Anteilseigner gestatten, die Geschicke seines Unternehmens maßgeblich zu beeinflussen. Ich bin Russe. Wir haben unsere eigenen Programme. Warum sollte ich die amerikanische Raumfahrt unterstützen?«
    »Meinen Sie das im Ernst?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Weil Sie Geschäftsmann sind. Staaten mögen Interessen haben, doch was nützt das, wenn es ihnen an Geld und Know-how mangelt? Julian Orley hat die staatliche amerikanische Raumfahrt aus der Versenkung geholt und damit zugleich ihr Ende besiegelt. Er ist jetzt der Chef. Sofern nennenswert, liegen Raumfahrtprogramme heute fast ausschließlich in privaten Händen, und Julians Vorsprung auf diesem Sektor ist astronomisch. Selbst in Moskau dürfte sich herumgesprochen haben, dass er auf nationalstaatliche Interessen pfeift. Er sucht einfach nur Leute, die ähnlich ticken.«
    »Man könnte auch sagen, er pfeift auf Loyalität.«
    »Julians Loyalität gilt Idealen, ob Sie's glauben oder nicht. Fakt ist, dass er sehr gut ohne die NASA zurechtkommt, die NASA aber nicht ohne ihn. Vergangenes Jahr hat er dem Weißen Haus einen Plan vorgelegt, wie ein zweiter Lift seitens der Amerikaner zu finanzieren wäre, womit er sich als Know-how-Lieferant freiwillig in eine starke Abhängigkeit begeben hätte. Aber anstatt die Gelegenheit zu nutzen, ihn an sich zu binden, zögerte der Kongress und äußerte Bedenken. Amerika
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