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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Bist du dir eigentlich sicher, dass du deinen blöden Spaziergang nicht auch geträumt hast? Vielleicht warst du ja gar nicht im Korridor. Vielleicht warst du einfach im Bett.«
    »Wie gesagt, es tut mir leid.« Verdattert fragte er sich, was sie so gegen ihn aufbrachte. Er hatte doch nur sichergehen wollen. »Vergessen wir's einfach, ich hab mich geirrt.«
    Statt einer Antwort trat sie vor die Monitorwand, gab eine Reihe von Befehlen ein und öffnete eine weitere Aufzeichnung. Lawrence schaute mit verschränkten Armen zu, während Ashwini Anand so tat, als sei sie gar nicht vorhanden. Julian erkannte den unterirdischen Korridor, 05:20 Uhr.
    »Das ist nun wirklich nicht nötig«, zischte er.
    »Nicht?« Lynn hob die Brauen. »Wieso denn nicht? Du wolltest doch sichergehen.«
    Sie startete die Aufzeichnung, bevor er ein weiteres Mal protestieren konnte. Nach wenigen Sekunden erschien Carl Hanna und bestieg eines der Laufbänder. Er näherte sich dem Ende des Korridors, schaute durchs Fenster in die Bahnhofshalle und verschwand in einer der Gangways, die zum Zug führten, nur um Sekunden später wieder zum Vorschein zu kommen und sich zurückfahren zu lassen. Fast zeitgleich trat Julian aus dem Fahrstuhl.
    »Glückwunsch«, sagte Lynn eisig. »Du hast die Wahrheit gesagt.«
    »Lynn –«
    Sie strich das aschblonde Haar aus der Stirn und wandte sich ihm zu. Hinter der Wut in ihrem Blick glaubte er noch etwas anderes zu erkennen. Angst, dachte Julian. Mein Gott, sie hat Angst! Dann, unvermittelt, lächelte seine Tochter, und das Lächeln schien ihre Wut so vollständig zu tilgen, als kenne sie im Leben nichts als Freundlichkeit und Vergebung. Mit einem Hüftschwung kam sie zu ihm herüber, gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange und boxte ihn in die Rippen.
    »Lass mich wissen, wenn ein Ufo gelandet ist«, grinste sie und verließ die Zentrale.
    Julian starrte ihr hinterher. »Werde ich«, murmelte er.
    Und plötzlich kam ihm der gespenstische Gedanke, dass seine Tochter eine Schauspielerin war.
     
    Dennoch!
    In einem Akt kindischen Beharrens begab er sich in den Mama Killa Club , dessen Tanzfläche unter der ewigen Lightshow des Sternenhimmels geheimnisvoll illuminiert war. Michio Funaki mixte Cocktails hinter der Bar. Bei seinem Anblick schoss Warren Locatelli hoch und prostete ihm mit wilder Geste zu.
    »Julian! Das war der geilste Urlaubstag, den ich je hatte!«
    »Beeindruckend, wirklich.« Aileen Donoghue lachte in glockenhellem Sopran. »Auch wenn man Golf ganz neu erlernen muss.«
    »Golf, Bullenscheiße!« Locatelli drückte Julian an seine Brust und zog ihn zur Sitzgruppe. »Carl und ich sind mit diesen Mondbuggys rumgeknallt, der absolute Wahnsinn! Du musst hier oben eine Rennstrecke bauen, so ein richtig verficktes Le Mans de la Lune!«
    »Dabei hat er nicht mal gewonnen«, kicherte Momoka Omura. »Er hat seinen Buggy fast plattgefahren.«
    »Er hat vor allem mich fast plattgefahren«, sagte Rebecca Hsu und verfügte eine einzelne Erdnuss zwischen ihre Lippen. »Warrens Gesellschaft ist inspirierend, ganz besonders, wenn man über Mondbestattungen nachdenkt.«
    »Wir hatten einen wunderschönen Tag«, lächelte Sushma Nair. »Setzen Sie sich doch zu uns.«
    »Sofort.« Julian lächelte. »Eine Minute. Carl, hast du eben mal Zeit?«
    »Klar.« Hanna schwang die Beine von seinem Diwan.
    »Geh mir bloß nicht verloren«, lachte Locatelli. Seit Neuestem hingen er und Hanna ständig zusammen. Geschwätzigkeit und Schweigsamkeit, seltsam irgendwie, doch offenbar entwickelte sich da eine Freundschaft. Sie gingen an die Bar, wo Julian den kompliziertesten Cocktail bestellte, den die Karte hergab, einen Alpha Centauri.
    »Hör zu, ich komme mir irgendwie dämlich vor.« Er wartete, bis Funaki beschäftigt war, und senkte die Stimme. »Aber ich muss dich was fragen. Als wir uns heute Morgen im Korridor begegnet sind, da kamst du doch hinten vom Bahnhof.«
    Hanna nickte.
    »Und?«, fragte Julian.
    »Was und?«
    »Hast du mal reingeschaut?«
    »In die Bahnhofshalle? Einmal. Durchs Fenster.« Hanna überlegte. »Danach bin ich in eine der Gangways. Du weißt ja, ich war etwas vernagelt bei meiner Suche nach den Ausgängen.«
    »Und hast du – hast du irgendwas in der Halle gesehen?«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Ich meine, der Zug, war er da? Ist er abgefahren, fuhr er ein?«
    »Was, der Lunar Express? Nein.«
    »Parkte also einfach nur da.«
    »Genau.«
    »Und da bist du dir hundertprozentig

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