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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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und dann zurückzukehren.«
    »Lovell geht nicht«, beschied Black. »Er hat den Mond nie betreten.«
    »Ist das so wichtig?«, fragte O'Keefe.
    »Ja, und noch aus einem anderen Grund. Er war Kommandant von Apollo 13. Erinnert sich einer? Houston, wir haben ein Problem. Lovell und seine Leute wären beinahe draufgegangen.«
    »Hat Cernan nicht was Kluges gesagt?«, forschte Lynn nach. »Der konnte doch ganz manierlich quatschen.«
    »Fällt mir aktuell nichts ein.«
    »Armstrong?«
    »Es ist ein kleiner Schritt für –«
    »Vergiss es. Aldrin?«
    Black dachte nach. »Ja, sogar was Kurzes: Wer auf dem Mond gewesen ist, für den gibt es auf der Erde keine Ziele mehr.«
    »Klingt irgendwie fatalistisch«, nörgelte O'Keefe.
    »Was ist mit den Affen?«, mischte sich Heidruns Stimme ein. O'Keefe sah sie den Hügel herunterkommen, hinter dem Shepard's Green lag. Selbst gepanzert und gesichtslos war ihre Elbengestalt unverkennbar.
    »Welche Affen?«, lachte Lynn etwas schrill.
    »Haben sie nicht irgendwann mal Affen hochgeschickt? Was haben die denn gesagt?«
    »Ich glaube, die haben Russisch gesprochen«, sagte Black.
    »Was tust du eigentlich hier?« O'Keefe grinste. »Keine Lust mehr auf Golf?«
    »Ich hatte noch nie Lust auf Golf«, verkündete Heidrun. »Ich wollte nur zusehen, wie Walo beim Schwungholen in den Dreck fällt.«
    »Das sage ich ihm.«
    »Das weiß er. Hast du nicht geprahlt, mich im Schwimmen zu schlagen, Großmaul? Du hättest die Gelegenheit dazu.«
    »Was, jetzt?«
    Statt einer Antwort winkte sie ihm und hüpfte auf Gazellenbeinen davon.
    »Wir müssen drehen«, rief er ihr nach, was ebenso überflüssig war wie Kopfschütteln, da die Funkverbindung so lange konstant blieb, wie Sichtverbindung bestand.
    »Ich lad dich ein, wenn du gewinnst«, säuselte sie, eine kleine, weiße Schlange in seinem Ohr. »Zu Rösti und Geschnetzeltem.«
    »He, Finn?« Lynn.
    »Mhm?«
    »Ich finde, wir sollten Schluss machen.« Täuschte er sich, oder klang sie nervös? Schon während des ganzen Drehs hatte sie einen angespannten Eindruck gemacht. »Ich finde das Zitat von Mitchell wirklich passend.«
    O'Keefe sah Heidrun den Weg auf die andere Seite der Schlucht einschlagen.
    »Ja«, sagte er nachdenklich. »Ich eigentlich auch.«
     
    Nina Hedegaard machte sich frisch, und Julian gleich mit. Er lag auf dem Rücken, während sie ihn wie einen Joystick führte. Wesentlich mehr, als ihre Hinterbacken zu umfangen und durch gelegentliches Zusammenziehen seiner eigenen Gegendruck aufzubauen, musste er dabei nicht tun – normalerweise nicht, da ihr braun gebrannter, goldflaumiger Körper seit Kurzem nur noch neuneinhalb Kilo wog und Tendenzen zeigte, bei jedem beherzten Vorstoß davonzuhopsen. Augenscheinlich erforderte die Inbesitznahme der strategisch entscheidenden Millimeter auf dem Mond fundamentale Kenntnisse angewandter Mechanik: wo genau man hinzupacken, welchen Beitrag die Muskulatur zu leisten hatte, Bizeps, Trizeps, pectoralis major – Hüftknochen scharniergleich umspannen, fest an sich pressen, in einem delikat berechneten Winkel nach hinten wegdrücken, gleich wieder kommen lassen, alles entmutigend kompliziert. Irgendwann hatten sie den Bogen raus, doch Julian fand sich nicht recht bei der Sache. Während ihr Becken zeitlupenartig einem G-Punkt-Tornado der Stärke fünf entgegenkreiste, dachte er idiotisches Zeug. Etwa, welche Folgen Sex direkt auf dem Mond haben würde, wenn in Neuseeland schon ein paar vorwitzige Strahlen ausgereicht hatten, kleine Maori zu zeugen. Standen Zehnlinge zu erwarten? Würde Nina wie eine Termitenkönigin in Gaias stalagmitischer Abgeschiedenheit hocken, mit monströs angeschwollenem Unterleib, und alle vier Sekunden ein Menschenkind ins Leben entlassen, oder würde sie einfach nur platzen?
    Er starrte auf das schimmernde, sorgfältig getrimmte Wäldchen und sah winzige Züge hindurchfahren, Reflexe auf gesponnenem Gold, während sein eigener Lunar Express wacker die Kessel heizte. Hedegaard begann dänische Worte zu stöhnen, für gewöhnlich ein gutes Zeichen, nur dass es heute irgendwie kryptisch in seinen Ohren klang, als solle er auf dem Altar ihres Verlangens geopfert werden, möglichst rasch einen Julian oder eine Juliane zur Welt zu bringen und Miss Orley zu werden, und er begann sich unwohl zu fühlen. Sie war 28 Jahre jünger als er. Er hatte sie bislang nicht gefragt, was sie sich von alldem versprach, schon weil er in den wenigen privaten Momenten ihres Zusammenseins

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