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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Viertelstunde. Zhao Bide war ein loyaler Partner, er half nach Kräften, wozu auch gehörte, Jericho auf den Verfolger aufmerksam zu machen, der er selber war.
    Den Nachmittag hatte er im Hyatt zugebracht, lange und ausgiebig geduscht, um den Gestank Xaxus wenigstens für die Dauer einiger Stunden loszuwerden. Eine Benachrichtigung hatte vorgelegen, dass die angeforderten Profis eingetroffen seien und drei Airbikes bereitstünden, ganz so wie er es verlangt hatte. Er hatte die beiden Männer vorgeschickt und war ihnen am Abend ohne Hast gefolgt, zurück in den Dreck, um Jericho dort in Empfang zu nehmen.
    Owen Jericho und er. Sie waren ein gutes Team gewesen.
    Inzwischen, da die Scanner das Auftauchen Maggie Xiao Meiqis und Jin Jia Weis gemeldet hatten, wurde es Zeit, die Partnerschaft aufzukündigen. Sollte Jericho im Cyber Planet versauern. Das Airbike stieg höher, bis Xin das Stahlwerk in seiner ganzen, gewaltigen Verlassenheit überblicken konnte. Nur vereinzelt waren Menschen zu sehen, Obdachlose und Banden, die in den Werkshallen Unterschlupf gefunden hatten. Ein kleiner Trupp Motorradfahrer zog über die Savannen der Schlackenfelder dahin, näherte sich. Derweil hatten sich Xiao Meiqi und Jin Jia Wei im Treppengestänge emporgearbeitet und die Plattform erklommen, auf der die ehemalige Steuerzentrale des Hochofens ruhte. Das Mädchen verschwand im Inneren, während Jia Wei sich umdrehte und auf den Platz hinaussah.
    Sein Blick wanderte zum Himmel.
    Xin sprach ins Mikro, erteilte Anweisungen. Dann schwenkte er die Düsen des Airbikes in die Waagerechte.
     
    Über Jin Jia Wei ließ sich sagen, dass er faul und aufsässig war und wenig Interesse an seinem Studium zeigte. Dafür war er ein begnadeter Hacker. Nicht mehr und nicht weniger. Weder teilte er Yoyos hochfliegende Pläne noch hinterfragte er sie, weil sie ihn tatsächlich nicht interessierten. Es war ihr Wille, die Welt zu verbessern? Auch gut. Spaßiger jedenfalls, als in Hörsälen vor sich hin zu schimmeln, außerdem war Jia Wei verknallt in sie, wie eigentlich jeder. Als Chefideologin fand Yoyo hübsch idiotische Gründe, in fremde Netzwerke einzubrechen, bevorzugt in die der Partei, außerdem lieferte sie das Equipment gleich mit. Für Jia Wei fungierte sie damit als Tante aus dem Spielzeugladen, mit ihm als Glückspilz, der all die schönen Sachen ausprobieren durfte, die sie anschleppte. Sie hatte die Ideen, und er die Tricks in petto. Wie nannte man so was noch gleich? Eine Symbiose?
    Irgend so was.
    Positiv ließ sich vermerken, dass er Yoyo niemals verraten hätte. Schon aus Eigeninteresse nicht, immerhin stand und fiel die Gruppe mit ihr und ihrem von Tu Technologies reich gefüllten Zauberkasten. Dafür war er sogar bereit, ihre Probleme zu seinen zu machen, zumal er sich für die angespannte Lage ein bisschen verantwortlich fühlte. Schließlich hatte er ihr zu dieser todsicheren, superraffinierten Sache geraten, mit der sie ja auch erfolgreich gewesen war, zu erfolgreich leider. Nun plagten Yoyo schlafraubende Sorgen, also hatte Jia Wei die vergangenen zwei Tage herauszufinden versucht, was in besagter Nacht eigentlich schiefgelaufen war. Und etwas gefunden, eine schier unglaubliche Koinzidenz von Ereignissen. Als er nun, gehüllt in eine Wolke aus Wan-Tan-Düften, die Wongs Tüten entstiegen, über den Platz schaute, nahm er sich vor, gleich nach dem Frühstück mit Yoyo darüber zu reden. Maggies Plappern drang aus der Zentrale, die ihnen als Hauptquartier diente, nachdem es im ANDROMEDA nicht mehr sicher war, fröhlich schnatterte sie in ihr Handy und trommelte den Rest der Gruppe zusammen.
    »Frühstück«, krähte sie.
    Frühstück, genau. Das war es, was er jetzt brauchte.
    Doch mit einem Mal schienen seine Füße wie festgewachsen. Von seiner erhöhten Warte aus konnte er bis zur weit ausgelagerten Kokerei sehen, deren Löschturm trist in den morgendlichen Himmel ragte. Das Werksgelände war riesig. Klammerartig umschloss es die alte Stahlarbeitersiedlung. Er fragte sich, wo dieses neue Geräusch herkam, das er in dieser Gegend bislang noch nicht vernommen hatte, ein entferntes Fauchen, als brenne die Luft über Wongs World.
    Er kniff die Augen zusammen.
    Links vom Löschturm hing etwas am Himmel.
    Jin Jia Wei brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass es der Urheber des Fauchens war. Im nächsten Moment erkannte er, was es war. Und obschon er nie jemanden hatte sagen hören, zu seinen herausragenden Eigenschaften zähle die

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