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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schuldest mir ein bisschen Respekt, kleiner Jericho.«
    »Ich sagte, Waffe auf den Boden!«
    »Warum fährst du nicht einfach nach Hause und vergisst die ganze Angelegenheit? Ich würde –«
    Es gab einen trockenen Knall. Wenige Zentimeter neben Zhao drang Jerichos Kugel in die Tischplatte ein. Der Killer seufzte. Langsam drehte er den Kopf, sodass sein Profil sichtbar wurde. Ein winziger Sender steckte an seinem Ohr.
    »Wirklich, Owen, du übertreibst.«
    »Zum letzten Mal!«
    »Ist ja gut.« Zhao zuckte die Achseln. »Ich lege sie auf den Boden, ja?«
    »Nein.«
    »Was dann, jetzt doch nicht?«
    »Lass sie fallen.«
    »Aber –«
    »Lass sie einfach von deinen Knien gleiten. Hände oben lassen. Dann trittst du sie zu mir rüber.«
    »Du machst einen Fehler, Owen.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht. Los jetzt, oder ich schieße dir deinen linken Fuß ab.«
    Zhao lächelte dünn. Die Waffe schepperte zu Boden. Er stieß sie mit der Stiefelspitze an, sodass sie ein Stück in Jerichos Richtung rutschte und auf halber Distanz liegen blieb.
    »Erschieß ihn«, sagte Yoyo heiser.
    Jericho sah sie an.
    »Das wäre keine –«
    »Erschieß ihn!« Tränen schossen aus Yoyos Augen. Ihre Züge verzerrten sich vor Abscheu und Wut. »Erschieß ihn, ersch –«
    »Nein!« Jericho schüttelte heftig den Kopf. »Wenn wir rausfinden wollen, für wen er arbeitet, müssen wir ihn –«
    Er redete weiter, aber seine Stimme ging unter im Fauchen und Heulen des Airbikes.
    Es war lauter geworden. Warum?
    Yoyo schrie auf und wich zurück. Ein dumpfer Schlag ließ den Fußboden erzittern, als vor der Zentrale etwas aufsetzte. Das war nicht Zhaos Bike. Da waren noch mehr solcher Maschinen.
    Zhao grinste.
    Einen lähmenden Moment lang wusste Jericho nicht, was er tun sollte. Würde er sich umdrehen, wäre der Killer binnen einer Sekunde wieder im Besitz seiner Pistole. Doch er musste wissen, was da draußen vor sich ging.
    Und dann begriff er.
    Der Sender an Zhaos Ohr! Seine Stimme war die ganze Zeit übertragen worden. Er hatte Verstärkung herbeigerufen. Zhao erhob sich von seinem Stuhl, die Finger um die Lehne gekrallt. Jericho hob die Glock. Sein Gegner verharrte, geduckt wie ein Raubtier vor dem Sprung.
    »Fallen lassen«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihm.
    »Ich würde tun, was er sagt, kleiner Owen.«
    »Vorher erschieße ich dich«, sagte Jericho.
    »Dann schieß.« Zhaos dunkle Augen ruhten auf ihm, schienen ihn in sich hineinzusaugen. Langsam begann er sich aufzurichten. »Es sind übrigens zwei, und du verdankst es einzig und alleine mir, dass du überhaupt noch am Leben bist.«
    Hinter Jericho erklangen Schritte. Eine Hand langte über seine Schulter, griff nach seiner Waffe. Jericho ließ sie sich widerstandslos aus den Fingern nehmen. Sein Blick suchte den Yoyos. Sie drückte sich gegen das alte Steuerpult, ihre Pupillen zitterten.
    Eine Faust stieß ihn vorwärts.
    Zhao nahm ihn in Empfang, holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite. Der nächste Schlag traf seinen Solarplexus und presste ihm die Luft aus den Rippen. Würgend ging er in die Knie. Jetzt konnte er die beiden Männer sehen, einen dicklichen, bärtigen Asiaten, der auf Yoyo angelegt hatte, der andere hager, blond und mit slawischem Einschlag. Beide trugen Pistolen vom gleichen Typ wie ihr Anführer. Zhao lachte leise. Er strich sich das seidige, schwarze Haar aus der Stirn und richtete sich zu voller Größe auf. Gemessenen Schrittes begann er um Jericho herumzugehen.
    »Meine Herren«, sagte er. »Sie erleben den Triumph des Kleinhirns über den Bauch. Das Primat der Planung. Nur so ist es zu erklären, dass ein Mann, der mich praktisch in seiner Gewalt hatte, nun zu unseren Füßen kauert. Ein Detektiv, wohlgemerkt. Ein Profi.« Das letzte Wort spuckte er Jericho vor die Füße. »Dennoch ist uns sein Besuch willkommen. Wir haben nun die Möglichkeit, noch mehr in Erfahrung zu bringen. Wir können Herrn Jericho beispielsweise fragen, was er mich eigentlich fragen wollte.«
    Zhaos Rechte schnellte vor, griff in Jerichos Schopf, riss ihn hoch und zu sich heran, sodass er den warmen Atem des Killers auf seinem Gesicht spüren konnte.
    »Die Frage nach dem Auftraggeber. Immer wieder interessant. Unser Gast dürfte nämlich kaum von allein auf die Idee gekommen sein, die kleine Yoyo zu suchen. Wer ist also dein Auftraggeber? Stimmt doch, Owen, oder? Jemand hat das Stöckchen geworfen. Hol das Stöckchen, Owen! Finde Yoyo.

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