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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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lang auf den Spitzen ihrer Flossen und schießt steil nach oben, und Jericho wird klar, dass kaum noch Chancen bestehen, Yoyo zu retten.
     
    Wie lächerlich einfach alles gewesen war.
    Wie qualvoll zugleich.
    Kaum dass er sich seines Abscheus zu erwehren gewusst hatte in den vergangenen Stunden, die ihn das Schicksal nach Quyu gezwungen hatte, einmal mehr den Beweis vor Augen, dass die Erhabenheit der menschlichen Rasse ein Fiebertraum religiös infizierter Darwinisten war, ein tragischer, zur Korrektur bestimmter Irrtum. Der bloße Ekel hatte ihn getrieben, gegenüber Jericho vom Ausschuss der Schöpfung zu sprechen, vom misslungenen Teil des Experiments, ein Leichtsinn! Was Zhao mit knapper Not in Sarkasmus umgewandelt hatte, spiegelte indes Kenny Xins aufrichtige Empörung wider. Der überwiegende Teil seiner Spezies war ein parasitäres Gewimmel, eine Schande für jeden Schöpfer, wenn es denn einen gegeben hätte. Nur wenige, die gleich empfanden, hatten ihrer Einsicht Konsequenzen folgen lassen wie dieser Römer, der seine Stadt niedergebrannt hatte, auch wenn es hieß, er habe den Moment durch seinen Gesang nachhaltig ruiniert. Das reinigende Feuer allerdings hätte Xin gerne gesehen, in dem die Fratze der Armut Blasen warf und verkohlte, mehr noch:
    Er hätte das Feuer sein wollen!
    Nüchtern betrachtet, gebührte einem Schandfleck wie Quyu nichts, als eingeäschert zu werden. Anderthalb Milliarden Menschen lebten weltweit in Slums. Anderthalb Milliarden, an die das Leben vergeudet war, die kostbare Luft atmeten und wertvolle Ressourcen vertilgten, ohne etwas anderes zu produzieren als noch mehr Armut, noch mehr Hunger, noch mehr Auswurf. Anderthalb Milliarden, an denen die Welt erstickte. Quyu wäre ein Anfang, immerhin.
    Doch Xin hatte gelernt, seine Emotionen zu zügeln. Sich unabhängig zu erklären vom Diktat der Empfindungen. Auf furiose Weise hatte er sich neu erschaffen, sich immunisiert und gereinigt. So nachhaltig, dass er nie wieder gezwungen wäre, sich die Haut vom Leibe zu reiben im Bemühen, den Dreck loszuwerden, die Fäden ziehenden Umstände seiner Geburt, die klebrigfeuchten Hinterlassenschaften der täglichen Übergriffe, den Schorf der Verzweiflung. Er hatte gewusst, dass er zugrunde gehen müsste, sollte es ihm nicht gelingen, sich zu reinigen, und dass der eigene Tod, der Pissegeruch der Kapitulation, keine Erlösung verhieß.
    Also hatte er gehandelt.
    Mitunter, nachts, erlebte er den Tag aufs Neue, immer wieder. Das Strafgericht der Flammen. Spürte die Hitze auf seinen Wangen, sah sich den klebrigen Kadaver seiner selbst begraben, empfand die lichte Verwunderung über seinen wunderbaren, neu geborenen Körper, die wilde Freude angesichts der ungeheuren Macht, die ihm von nun an zur Verfügung stehen würde. Er war frei. Frei zu tun, was ihm beliebte. Frei, in jede gewünschte Haut zu schlüpfen, so wie in die Zhao Bides.
    Wie lächerlich einfach, sich an Jericho zu hängen, den Mann in seine Dienste zu nehmen. Grand Cherokee Wang mochte ein Idiot gewesen sein, für die Karte des Detektivs schuldete Xin ihm stummen Dank. Jericho hatte ihn nach Quyu geführt, ins ANDROMEDA, wo Xin beschlossen hatte, das Spiel auf die Spitze zu treiben. Keine Perücke diesmal, keine falschen Nasen und Bärte, lediglich passende Kleidung, den Standard-Outfits entnommen, die er mit sich führte. Vielleicht hatte er nicht abgerissen genug ausgesehen, die Applikationen vermissen lassen, doch die Roadies hatten nicht gefremdelt. Sie waren einfach dankbar gewesen, dass sich jemand erbot, ihnen mit den sperrigen Containern zu helfen, und hatten ihm binnen weniger Minuten alle Informationen geliefert, derer es bedurfte, um Jericho zu täuschen: Ass Metal. Die Pink Asses. Wie hätte der Detektiv anders gekonnt, als Xin für einen der Ihren zu halten?
    Jericho war die Maus gewesen, er war die Katze. Hatte seinen Plan aus der Improvisation geboren. Angriff, Waffenstillstand, zwei Bier, ein Pakt. Von Hydra mit genügend Wissen über das Mädchen ausgestattet, um den Detektiv zu beeindrucken. Manche Replik hatte er schuldig bleiben müssen. Jerichos Frage etwa, ob er ein City Demon sei, war herangeflogen wie ein angeschnittener Ball. Nichts hatte er über eine Organisation dieses Namens gewusst. So vieles hatte er nicht gewusst, worauf der ahnungslose Detektiv ihn freundlicherweise hingewiesen hatte, etwa, wo Yoyo und ihre Wächter bevorzugt einkauften. Die Lage der Wong -Märkte zu ermitteln, Sache einer

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