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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Falle.
    Lautstark verwünschte er sich. Warum hatte er dem Blonden nicht die Pistole abgenommen? Überall in der Zentrale hatten Waffen herumgelegen. Aufgebracht sah er zu, wie sich Zhaos Kopf und Schultern über den Rand schoben. Mit einem Satz war der Killer auf der Schleuse. Yoyo wich zurück, ging auf alle viere und umfasste das Gestänge des Förderbandes. Behände ließ sie sich daran herunter, bis ihre Füße eine parallel verlaufende, tiefer gelegene Stange berührten, suchte nach halbwegs festem Stand, begann sich abwärtszuhangeln, Meter für Meter –
    Glitt aus.
    Voller Entsetzen sah Jericho sie fallen. Ein Ruck ging durch ihren Körper. In letzter Sekunde hatten sich ihre Finger um die Stange geschlossen, auf der sie eben noch gestanden hatte, doch nun zappelte sie über einem Abgrund von gut und gerne 70 Metern Tiefe.
    Zhao starrte auf sie herab.
    Dann verließ er die Deckung des Gerüstaufbaus.
    »Böser Fehler«, knurrte Jericho. »Ganz böser Fehler!«
    Mittlerweile feuerten seine Nebennieren beträchtliche Salven von Adrenalin, das Herzschlag und Blutdruck auf Heldentatenniveau peitschte. Mit jeder Sekunde gehorchte ihm die Maschine besser. Getragen von einer Woge des Zorns und der Euphorie ließ er das Airbike vorschnellen und nahm Zhao ins Visier, der im selben Moment in die Hocke ging und Anstalten machte, zu Yoyo herunterzuklettern.
    Der Killer sah ihn kommen.
    Verblüfft hielt er inne. Das Bike schoss über das Förderband weg. Jeder andere wäre in die Tiefe gefegt worden, doch Zhao schaffte es mit einem Pirouettensprung zurück auf den Schleusenrand. Seine Waffe polterte in die Tiefe. Jericho drehte das Bike und sah den Blonden aus der Zentrale taumeln und eines der verbliebenen Airbikes besteigen. Keine Zeit, sich auch noch um den zu kümmern. Seine Finger zuckten hierhin und dorthin. Wo auf dem Display – nein, falsch, das machte man mit den Griffen, oder? Er musste lediglich den rechten Griff ein winziges bisschen nach unten –
    Zu viel.
    Wie ein Stein sackte das Bike nach unten. Fluchend fing er es auf, stieg höher, gab Gas und drosselte seine Geschwindigkeit gleich wieder, bis er mit fauchenden Düsen direkt unter der wild strampelnden Yoyo hing.
    »Spring!«, schrie er.
    Sie blickte zu ihm herab, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt, während ihre Finger Millimeter für Millimeter abglitten. Windstöße erfassten das Bike und trugen es davon. Das Gestänge erzitterte, als Zhao graziös vom Rand der Schleuse sprang und auf der unteren Stange zu stehen kam. Offenbar kannte der Killer keine Höhenangst und keinen Schwindel. Seine Rechte fuhr herab, um ihr Handgelenk zu packen. Jericho korrigierte seine Position, und das Bike trudelte unter Yoyo hindurch.
    »Spring endlich! Spring!«
    Ihr rechter Fuß traf seine Schläfe, dass ihm Hören und Sehen verging. Jetzt war er wieder unter ihr, schaute hoch. Sah, wie Zhaos Finger sich streckten, ihre Knöchel berührten.
    Yoyo ließ los.
    Es war ungefähr so, als stürze ein Sack Zement auf ihn herab. Hatte er sich eingebildet, sie würde elegant auf dem Sozius landen, wurde er eines Besseren belehrt. Yoyo verkrallte sich in seine Jacke, rutschte ab und hing an ihm wie ein Gorilla am Reifen. Mit beiden Händen zog er sie zu sich hoch, während das Bike dem Erdboden entgegenstürzte.
    Sie schrie etwas. Es klang wie Vielleicht.
    Vielleicht?
    Der Turbinenlärm steigerte sich zu einem Heulen. Yoyos Finger waren überall, in seiner Kleidung, seinem Haar, seinem Gesicht. Die staubige Ebene raste auf sie zu, sie würden zerschellen.
    Doch sie zerschellten nicht, starben nicht. Offenbar hatte er irgendetwas richtig gemacht, denn im selben Moment, als ihre Hände sich um seine Schultern schlossen und sie ihren Oberkörper gegen seinen Rücken presste, schoss das Bike unvermittelt wieder nach oben.
    »Vielleicht –«
    Die Worte wurden von Böen zerfetzt. Linker Hand näherte sich der Blonde, sein Gesicht eine Maske geronnenen Blutes, aus der helle Augen hasserfüllt zu ihnen herüberstarrten.
    »Was?«, schrie er.
    »Vielleicht«, schrie sie zurück, »lernst du nächstes Mal vorher, wie man das Ding fliegt, Blödmann!«
     
    Daxiong trieb zur Oberfläche.
    Sein erster Impuls war, Maggie um einen Cappuccino zu bitten, mit reichlich Zucker und Schaum natürlich. Deshalb waren sie schließlich hier. Um gemeinsam zu frühstücken, seit Yoyo das ANDROMEDA wieder zu ihrer Sommerresidenz ernannt hatte, wie Daxiong es scherzhaft ausdrückte, nur dass es aktuell

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