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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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–«
    »Aufhören! Hört alle auf!«
    Augen zuckten hin und her, Finger spannten sich um Abzüge. Als habe sich der Raum mit einem entzündlichen Gas gefüllt, dachte Jericho, und nun fieberte jeder dem Schnappen des Feuerzeugs entgegen. Doch Zhaos Autorität hielt alle in Schach. Die Explosion blieb aus. Noch.
    »Bitte – gib – mir – den – Computer.«
    Yoyo wischte sich mit der Hand übers Gesicht, verschmierte Tränen und Rotz. »Lässt du uns dann laufen?«
    »Beantworte meine Fragen und gib mir deinen Computer.«
    »Ich habe dein Wort?«
    »Ja. Dann lassen wir euch laufen.«
    »Du versprichst, dass Daxiong und Ziyi und – und Tony nichts geschehen wird? Und – dem da?«
    Wie fürsorglich, dachte Jericho.
    »Hör nicht auf ihn«, sagte er. »Zhao wird –«
    »Ich habe niemals mein Wort gebrochen«, unterbrach ihn Zhao, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Es klang freundlich und aufrichtig. »Schau, ich bin dafür ausgebildet, Menschen zu töten. Wie jeder andere Polizist auch, wie jeder Soldat, jeder Agent. Die nationale Sicherheit ist ein höheres Gut als einzelne Menschenleben, das verstehst du bestimmt. Aber meine Versprechen halte ich.«
    »Wenn du ihm den Computer gibst, bringt er uns alle um«, stellte Jericho fest. Er sagte es so nüchtern wie möglich. »Ich bin dein Freund. Dein Vater schickt mich.«
    »Er lügt.« Zhaos Stimme schmeichelte sich heran. »Weißt du was? Ihn solltest du weit mehr fürchten als mich. Er treibt ein perfides Spiel mit dir, jedes seiner Worte ist gelogen.«
    »Er wird dich töten«, sagte Jericho.
    »Das soll er mal versuchen«, schnaubte der Junge, dessen Name also Tony war. Er reckte angriffslustig das Kinn vor, doch seine Stimme und seine ausgestreckte Waffe zitterten unmerklich. Ziyi, das Mädchen, begann haltlos zu schluchzen.
    »Gib ihm endlich den Scheißcomputer!«
    »Tu es nicht«, sagte Jericho eindringlich. »Solange er nicht weiß, wo dein Computer ist, muss er uns am Leben lassen.«
    »Schnauze!«, fuhr Daxiong ihn an.
    »Gib ihm endlich den verdammten Computer!«, schrie Ziyi.
    Yoyo trat zum Tisch. Ihre Finger schwebten über einem Gerät, kaum größer als ein Schokoriegel, gekoppelt an Tastatur und Bildschirm.
    »Du machst einen Fehler«, sagte Jericho mutlos. Alle Kraft strömte aus seinen Gliedern. »Er wird dich töten.«
    Zhao sah ihn an.
    »So wie du Grand Cherokee Wang getötet hast, Jericho?«
    »Ich habe – was??«
    Yoyo hielt inne.
    »Blödsinn!« Jericho schüttelte den Kopf. »Er lügt. Er hat –«
    »Halt endlich das Maul«, schrie der dicke Asiate, riss seine Waffe herum und richtete sie auf Jericho, der mit verblüffender Klarheit jeden einzelnen Schweißtropfen auf der Stirn des Killers wahrnahm, dicht an dicht, glitzernd wie Noppenfolie.
    Daxiong legte auf den Asiaten an. Zhaos Augen weiteten sich.
    »Nein!«, schrie er.
    Das Feuerzeug zündete.
    Jericho sah Tony die Waffe hochziehen, dann knallte es zweimal kurz hintereinander, und der Dicke klappte zusammen. Alles geschah gleichzeitig. Mit ohrenbetäubendem Knall entlud sich die Pistole des Blonden und schoss Tony das halbe Gesicht weg. Er kippte vornüber und nahm Daxiong die Sicht, während Ziyi spitze Schreie von sich gab und Yoyo in Richtung Tür stürmte. Zhao versuchte sie zu packen, verfehlte sie und schlug der Länge nach hin. Jericho hechtete nach der Waffe am Boden. Er bekam den Lauf zu fassen, doch Zhao war schneller, während Ziyi wild um sich feuerte und den Blonden hinter dem Tisch in Deckung zwang.
    Er duckte sich.
    Daxiong preschte vor, rutschte in Jia Weis Blut aus und knallte mit dem Hinterkopf auf die Dielen, Jericho mit sich reißend. Eine Garbe pflügte den Boden neben ihm auf. Er robbte weg von dem bewusstlosen Hünen und sah Ziyi wie eine Rachegöttin über Tonys Leiche steigen, schreiend und ziellos feuernd. Im nächsten Moment spritzte eine hellrote Fontäne dort, wo ihr rechter Arm gewesen war. Das Krachen aus Zhaos Pistole hallte nach, während er nach draußen rannte. Ziyi schwankte. Mit glasigem Blick drehte sie sich um ihre Achse, einen Ausdruck gelinder Überraschung in ihren Zügen, und verspritzte ihr pumpendes Blut gegen den Blonden, verteilte es in seinen Augen. Der Mann hob schützend die Hand, versuchte, ihrem sterbenden Körper auszuweichen, verlor das Gleichgewicht.
    Jericho sprang auf. Zu seinen Füßen zuckte Ziyis abgetrennter Arm, und plötzlich überkam ihn die Vision einer Theateraufführung. Dankbar gewahrte er etwas in sich beiseitetreten

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