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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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allem.
    Yoyos Computer.
    Er musste herausfinden, was sie herausgefunden hatte.
    Dann würde er sie ein weiteres Mal ausfindig machen, um sie ihrem Vater zurückzubringen. Chen Hongbing. War es ratsam, ihn anzurufen? Den Kontakt hatte Tu Tian hergestellt, doch faktisch war Chen sein Auftraggeber. Der Mann hatte ein Recht darauf, informiert zu werden, nur, was sollte er ihm sagen? Alles klar, Yoyo wohlauf? Nein, ehrenwerter Chen, nicht die Polizei ist hinter ihr her, nur ein durchgeknallter Killer mit einem Faible für Explosivgeschosse, aber keine Angst, sie hat noch beide Arme und Beine und das komplette Gesicht, haha! Wo sie ist? Na, auf der Flucht! Ich übrigens auch, schönen Tag noch.
    Was konnte er sagen, ohne dass der Mann an seinem eigenen Elend verging?
    Und wenn er doch die Polizei einschaltete? Er würde den Beamten natürlich Hintergründe liefern müssen, auch über Yoyo. Was die Gefahr barg, dass sie dadurch überhaupt erst auf das Mädchen aufmerksam wurden. Sie würden fragen, welche Rolle sie in dem Gemetzel gespielt hatte, ihre Daten einsehen, feststellen, dass sie aktenkundig war, sogar vorbestraft. Unmöglich. Die Polizei schied aus, auch wenn Zhao nie im Leben ein Polizist war, ungeachtet dessen, was er in der Zentrale zu Yoyo gesagt hatte:
    Ich bin dafür ausgebildet, Menschen zu töten. Wie jeder andere Polizist auch, wie jeder Soldat, jeder Agent.
    Jeder Agent?
    Die nationale Sicherheit ist ein höheres Gut als einzelne Menschenleben.
    Der Geheimdienst allerdings hatte schon ganz andere Sachen in die Luft gesprengt. Zumal, wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit ging. Zhao konnte geblufft haben, aber was, wenn er tatsächlich mit behördlichem Segen vorging?
    Doch Tu anrufen?
    Ineffizient, das eine wie das andere. Jericho zwang sich zur Klarheit. Zuerst Diane aktivieren. Er schaute sich um. Das Bistro war zu zwei Dritteln besetzt, die Tische um ihn herum frei. Vereinzelt schrieben junge Leute in ihre Laptops oder telefonierten. Er stellte Tastatur und Bildschirm vor sich hin und verband beides mit dem Hauptspeicher im Rucksack. Dann klemmte er die Sprechfunkverbindung ins Ohr und koppelte das System mit Yoyos Computer. Ein Symbol erschien, ein geduckter Wolf, der drohend die Lefzen hochzog. Darunter erschienen die Buchstaben:
    Ich lade dich zum Essen ein.
    Schon klar, dachte Jericho.
    »Hallo, Diane«, sagte er leise.
    »Hallo, Owen.« Dianes samtweiches Timbre. Der Trost der Maschine. »Wie ist es dir ergangen?«
    »Beschissen.«
    »Das tut mir leid.« Wie aufrichtig das klang. Gut, wenigstens war es nicht unaufrichtig. »Kann ich helfen?«
    Du könntest aus Fleisch und Blut sein, dachte Jericho.
    »Bitte öffne das Format Ich lade dich zum Essen ein. Zugangsdaten findest du in YOYOFILES.«
    Knapp zwei Sekunden lang herrschte Stille. Dann sagte Diane:
    »Das Format ist vierfach gesichert. Drei Tools konnte ich erfolgreich anwenden. Die vierte Zugangsberechtigung fehlt.«
    »Welche Tools haben funktioniert?«
    »Iris, Stimme und Fingerabdruck. Alle Chen Yuyun zugeordnet.«
    »Welches fehlt?«
    »Ein Passwort, wie es aussieht. Soll ich dechiffrieren?«
    »Tu das. Hast du eine Ahnung, wie lange du für die Entschlüsselung brauchen wirst?«
    »Leider nein. Zurzeit kann ich nur mutmaßen, dass die Codierung mehrere Wörter umfasst. Oder ein ungewöhnlich langes. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
    »Geh online«, sagte Jericho. »Das wär's. Bis später, Diane.«
    »Bis später, Owen.«
    Er loggte sich in Brilliant Shit ein. Wenn seine Vermutung stimmte, wurde der Blog von den Wächtern als toter Briefkasten genutzt und regelmäßig kontrolliert.
    Jericho an Dämon, schrieb er. Ich habe deinen Computer. Er fügte seine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse hinzu, blieb eingeloggt und speicherte den Blog als Icon. Sobald jemand dann eine Nachricht absonderte, würde Diane ihn umgehend in Kenntnis setzen. Mittlerweile fühlte er sich etwas besser. Er biss in sein Baguette, goss Kaffee nach und beschloss, Tu zu kontaktieren.
    Ein Anruf ging für ihn ein.
    Jericho starrte auf das Display. Kein Bild, keine Nummer.
    Yoyo? So schnell?
    »Hallo, Owen«, sagte eine wohlvertraute Stimme.
    »Zhao.« Alles in Jericho zog sich zu einem Klumpen zusammen. Er ließ eine Pause verstreichen und mühte sich, gelassen zu klingen. »Oder sollte ich besser sagen, Kenny?«
    »Kenny?«
    »Stell dich nicht dümmer als du bist! Hat das fette Arschloch dich nicht so genannt, bevor es den Löffel abgab?«
    »Ach,

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