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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Krawatte präsentierten irgendwelche Charts. Adressat ihrer Ausführungen schien eine bullige Gestalt am Kopfende des Tisches zu sein, kahlköpfig, stiernackig und schwarz wie poliertes Ebenholz. Er trug einen schlichten Drillich. Die Uniformen der übrigen Teilnehmer, ebenfalls Schwarze, wirkten formeller, dunkel mit rotgoldenen Epauletten und allerlei Orden, doch eindeutig war der Bullige Nukleus des Ganzen, während der Blonde die Rolle des Beobachters einzunehmen schien.
    Auch diese Unterhaltung fand auf Spanisch statt. Der wortführende Chinese beherrschte es fließend, allerdings mit grauenhaftem Akzent. Offenbar ging es um den Bau einer Gasverflüssigungsanlage, was dem Bulligen beifälliges Kopfnicken entlockte. Zwischendurch bat der Chinese seinen Kollegen auf Chinesisch um einige Unterlagen und tat dies mit leichtem Pekinger Akzent.
    Wieder zoomte die Kamera auf den blonden Mann. Er machte sich Notizen und folgte weiter dem Vortrag.
    Streifen und Wirbel huschten über die Multimediawand. Jemand versuchte zu fokussieren. Eine Straße geriet ins Bild, städtisch, voller Autos. Auf der gegenüberliegenden Seite trat jemand aus einem verglasten Gebäude, über dessen Fassade holografische Werbefilme geisterten. Die Kamera holte die Person heran, geriet dabei mehrfach in die Unschärfe, erfasste Kopf und Oberkörper. Hochgewachsen, glatt rasiert, das Haar dunkel getönt, war der Blonde auf den ersten Blick nicht wiederzuerkennen. Er schaute sich um und ging die Straße herunter. Wieder flackerte die Kamera, holte ihn erneut ins Bild, in der Sonne sitzend, ein Magazin durchblätternd. Zwischendurch nippte er an einer Tasse, schaute plötzlich auf, und der Film endete.
    »Das war's«, sagte Jericho.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte Yoyo:
    »Hier geht's um chinesische Interessen in Afrika, oder? Ich meine, diese Konferenz, das war eindeutig.«
    »Kann sein. Kam dir einer von denen bekannt vor?«
    Yoyo zögerte. »Den Stiernackigen hab ich schon mal gesehen.«
    »Und die Chinesen?«
    »Sehen aus wie irgendwelche Konzerntypen. Worum ging's da noch? Gasverflüssigung? Ölmanager, würde ich sagen. Sinopec oder Petrochina.«
    »Aber du kennst keinen von denen?«
    »Nein.«
    »Sonst noch Wortmeldungen?«
    Er schaute in die Runde. Tu schien etwas äußern zu wollen, schüttelte aber den Kopf.
    »Gut. Vorweg, viel Zeit hatte ich nicht, den Film auszuwerten, aber einiges kann ich euch anbieten. Meiner Ansicht nach geht es in den Aufnahmen einzig und alleine um den Blonden. Zweimal sehen wir ihn in einem afrikanischen Land, wo er eine öffentliche Position zu bekleiden scheint, später dann, äußerlich verändert, in einer Stadt irgendwo auf der Welt. Er hat seine Haare dunkel gefärbt und den Schnurrbart abrasiert. Schlussfolgerungen?«
    »Zwei«, sagte Yoyo. »Entweder er ist in geheimer Mission unterwegs, oder er musste untertauchen.«
    »Sehr gut. Fragen wir uns weiter –«
    »Owen.« Tu setzte ein mildes Lächeln auf. »Kannst du nicht einfach zur Sache kommen?«
    »Pardon.« Jericho hob entschuldigend die Hände. »Also, ich habe Diane angewiesen, das Netz nach diesem Mann zu durchforsten, und sie hat ihn gefunden.« Er legte eine dramatische Pause ein, ob es Tu nun passte oder nicht. »Unser Freund heißt Jan Kees Vogelaar.«
    Yoyo starrte ihn an. »Wir haben einen Jan in dem Textfragment!«
    »Eben. Und damit gleich zwei Männer, die in Verbindung mit den Vorfällen der letzten Tage stehen. Zum einen Andre Donner, über den wir eigentlich nur wissen, dass er ein afrikanisches Restaurant in Berlin betreibt, aber immerhin. Des Weiteren Jan Kees Vogelaar, Söldner-Ass und persönlicher Sicherheitsberater eines gewissen Juan Alfonso Nguema Mayé, falls euch das was sagt.«
    »Mayé«, echote Tu. »Warte mal. Wo hab ich –«
    »In den Nachrichten. Juan Mayé war von 2017 bis 2024 Präsident und alleiniger Machthaber Äquatorialguineas.« Jericho machte eine Pause. »Bis man ihn aus dem Amt bombte.«
    »Richtig«, murmelte Tu. »Schau an! Da hätten wir ja unseren Umsturz.«
    »Möglicherweise. Nehmen wir also an, es geht gar nicht um Pläne, die Kommunistische Partei zu stürzen, oder ähnliche Science-Fiction. Dann hat der Umsturz, von dem in unserem Textfragment die Rede ist, längst stattgefunden. Letzten Juli, um genau zu sein. Und zwar unter Beteiligung der chinesischen Regierung!«
    Chen hob die Hand. »Wo liegt überhaupt Äquatorialguinea?«
    »In Westafrika«, klärte ihn Yoyo auf. »Ein fieser

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