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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Tatsächlich ist uns das Muntu empfohlen worden. Ganz zufällig sind wir also nicht hier. Wir würden Sie gerne in einen Gastronomieführer aufnehmen. Wären Sie interessiert?«
    »Was für ein Führer?«
    »Ein virtueller Stadtführer«, sagte Yoyo, die sich wieder gefangen hatte und mit leuchtenden Augen auf Jerichos Idee einstieg. »Man kann Ihr Restaurant darin dreidimensional erleben, indem man eine Holobrille aufzieht. Kennen Sie sich mit Holografie aus?«
    Nyela schüttelte den Kopf, sichtlich amüsiert. »Ich verstehe was von Juristerei, Kind. Ich hab in Jaunde Jura studiert.«
    »Sie müssen sich das so vorstellen. Wir produzieren ein begehbares Abbild des Restaurants als Computerprogramm. Mit der nötigen Ausrüstung können Ihnen die Leute dann in die Töpfe gucken. Aber es gibt auch eine schlichtere Variante. Einen Eintrag ins Internet.«
    »Kapier' ich nicht, klingt aber gut.«
    »Sind Sie dabei?«
    »Klar.«
    »Dann müssen wir eigentlich nur noch die Formalitäten hinter uns bringen«, sagte Jericho. »Wenn ich recht informiert bin, sind Sie nicht die Besitzerin?«
    »Das Muntu gehört meinem Mann.«
    »Andre Donner?«
    »Ja.«
    »Ach, Sie sind Frau Donner?« Er hob in gespieltem Begreifen die Brauen. »Darf ich fragen – Ihr Mann – ich meine, Donner ist kein afrikanischer Name –«
    »Burisch. Andre stammt aus Südafrika.«
    »Nein, was für eine Liebesgeschichte!«, rief Yoyo entzückt. »Südafrika und Kamerun.«
    »Na, und ihr zwei?«, grinste Nyela. »Was ist eure Geschichte?«
    Jericho wollte etwas erwidern. Yoyos Finger kamen flink wie ein Eichhörnchen anspaziert und legten sich über seine.
    »Shanghai und London«, flüsterte sie glücklich.
    »Auch nicht schlecht«, freute sich Nyela. »Ich sage dir was, Kind. Liebe ist eine Sprache, die jeder versteht. Man braucht gar keine andere mehr zu sprechen.«
    »Wir –«, begann Jericho.
    »– lieben uns und arbeiten zusammen«, lächelte Yoyo. »Genau wie Sie und Ihr Mann. Es ist einfach wunderbar!«
    Jericho meinte, Streicher aufspielen zu hören. Er wusste nicht, wie er seine Hand zurückziehen sollte, ohne sich gegenteiliger Meinung verdächtig zu machen. Nyela schaute vom einen zum anderen, sichtlich gerührt.
    »Und wo habt ihr euch kennengelernt?«
    »In Shanghai.« Yoyo kicherte. »Ich war seine Fremdenführerin. Genauer gesagt, er hatte so eine Brille auf, so ein Holo-Dings. Owen hat sich in meine Holografie verliebt, ist das nicht süß? Danach hat er alles darangesetzt, mich kennenzulernen. Erst wollte ich nicht, aber –«
    »Verrückt.«
    »Ja, und Sie? Wo haben Sie sich getroffen? Südafrika? Oder ist er nach Äquatori –«
    »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche«, fuhr ihr Jericho dazwischen. »Aber du weißt, wir haben noch einiges vor. Also, Nyela, wir müssen, um den Eintrag vorzubereiten, mit Ihrem Mann sprechen. Das gebietet die Vorschrift. Vielleicht ist er ja da?«
    Nyela sah ihn nachdenklich aus ihren leuchtend weißen Augen an. Dann zeigte sie auf den Tapiocapudding.
    »Schon probiert?«
    »Noch nicht.«
    »Dann kommt ihr vorläufig sowieso nirgendwohin.« Ihr Grinsen bestrahlte den Raum. »Nicht, bevor ihr alles aufgegessen habt.«
    »Kein Problem«, säuselte Yoyo. »Owen liebt afrikanische Küche. Nicht wahr, Püppchen?«
    Jericho glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ich nenne ihn manchmal Püppchen«, vertraute sich Yoyo der ungeniert interessierten Nyela an. »Wenn wir ganz unter uns sind.«
    »So wie jetzt?«
    »Ja, so wie jetzt. Was ist, Püppchen, bleiben wir noch ein bisschen?«
    Jericho starrte sie an. »Sicher, Krötensack. Wenn du meinst.«
    Yoyos Lächeln überzog sich mit Frost. Ihre Finger traten den Rückzug an. Jericho registrierte es mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung.
    »Andre ist übrigens nicht hier«, sagte Nyela. »Wie lange bleiben Sie denn noch in Berlin?«
    »Nicht lange. Unser Flieger geht ziemlich früh.« Jericho kratzte sich am Hinterkopf. »Es gibt nicht zufällig eine Möglichkeit, ihn kurzfristig zu treffen? Heute Abend zum Beispiel?«
    »Eigentlich haben wir heute Abend geschlossen. Andererseits –« Nyela legte einen Finger auf ihre Lippen. »Okay, warten Sie. Bin gleich wieder da.«
    Sie verschwand durch die Schwingtür.
    »Hast du mich eben Krötensack genannt?«, fragte Yoyo leise.
    »Mehr noch. Ich hab's sogar so gemeint.«
    »Oh. Danke.«
    »Keine Ursache – Püppchen.«
    »Wieso?«, protestierte sie. »Das war nett! Ich hab was Nettes gesagt, und du

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