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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Nebentisch.
    »Und jetzt?«
    »Bestellen wir was.«
    »Warum fragst du sie nicht nach Donner? Ich dachte, es eilt.«
    »Tut es auch.« Jericho beugte sich vor. »Ich find's bloß keine so gute Idee, gleich mit der Türe ins Haus zu fallen. An seiner Stelle wäre ich misstrauisch, wenn jemand ohne Grund nach mir fragen würde.«
    »Wir fragen aber nicht grundlos.«
    »Und was willst du ihm ausrichten lassen? Dass er liquidiert werden soll? Dann geht er uns durch die Lappen.«
    »Irgendwann müssen wir nach ihm fragen.«
    »Tun wir ja auch.«
    »Na schön, du bist der Boss.« Yoyo schlug ihre Karte auf. »Wonach ist dir denn heute, Boss? Ragout von der Kudu-Antilope vielleicht? Affenpimmel mit lebend gehäuteten Fröschen?«
    »Sei nicht albern.« Jericho ließ seinen Blick über Vorspeisen und Hauptgerichte wandern. »Klingt doch alles sehr gut. Jolof-Reis zum Beispiel. Kenn ich aus London.«
    »Nie gegessen.«
    »Nur Mut«, spottete Jericho. »Was meinst du, was Europäer in Sichuan zu erdulden haben.«
    »Na, ich weiß nicht. Adalu. Akara. Dodo.« Ihre Pupillen zuckten hin und her. »Mann, das sind vielleicht Namen. Wie wär's mit Nunu, Owen? Schönes Nunu.«
    Jericho stutzte. »Du stehst auch auf der Karte.«
    »Hä?«
    »Efo-Yoyo-Stew!« Er lachte laut auf. »Jetzt ist ja wohl klar, was du bestellst.«
    »Bist du bescheuert? Was soll denn das sein?« Sie runzelte die Brauen und las: »Spinatsauce mit Krabben und Hähnchen und – Ishu? Was zum Teufel ist Ishu?«
    »Yamsknödel.« Die schwarze Frau war wieder an ihren Tisch getreten. »Kein Fest ohne Yams.«
    »Was ist Yams?«
    »Eine Wurzel. Die Königin aller Wurzeln! Die Frauen kochen sie und zerstoßen sie dann in Mörsern. Gibt ordentlich Muskeln.« Nyela lachte tief und melodisch und präsentierte einen wohlgeformten Bizeps. »Männer sind zu faul dafür. Wahrscheinlich auch zu dumm, entschuldige, mein Freund.« Ihre Hand grub sich vertraulich in Jerichos Schulter. Ein würziger Duft ging von ihr aus, eine raue Verführung.
    »Wissen Sie was?«, sagte Jericho gut gelaunt. »Stellen Sie uns einfach was zusammen.«
    »Schon mal kein dummer Mann«, beschied Nyela und zwinkerte Yoyo zu. »Lässt die Frauen entscheiden.«
    Sie verschwand in der Küche. Kaum zehn Minuten später brachte sie zwei von Speisen überbordende Tabletts angeschleppt.
    »Paradise is here«, sang sie.
    Yoyo, das Gesicht ein Relief des Misstrauens, sah zu, wie Nyela Tellerchen und Schälchen vor ihnen abstellte.
    »Ceesbaar, Pfannkuchen aus Plaintain, Kochbananen. – Akara, frittierte Klößchen mit Shrimps. – Samosas, Teigtaschen mit Hackfleisch. – Das da sind Moyinmoyin, Bohnenkuchen mit Krabben und Putenfleisch. Daneben Efo-Egusi, Spinat mit Melonenkernen, Rind und Stockfisch. – Hier, Nunu, aus Hirse und Joghurt. – Dann noch Adalu, Bohnen-Bananen-Eintopf mit Fisch. Brochetten, kleine Fleischspieße. Dodo, in Erdnussöl gebraten, und – Tapiocapudding!«
    »Ah«, machte Yoyo.
    Jericho streckte die Finger aus und probierte in rascher Folge Akara, Samosas und Moyinmoyin.
    »Köstlich«, rief er, bevor Nyela wieder entwischen konnte. »Wie kommt es, dass ich das Muntu nicht kenne?«
    Nyela zögerte. Sie erspähte eine gehobene Hand am Nebentisch, entschuldigte sich, nahm Bestellungen auf, gab sie an die Küche weiter und kehrte zu ihnen zurück.
    »Ganz einfach«, sagte sie. »Wir haben erst vor einem halben Jahr aufgemacht.«
    Jericho stopfte sich den Mund voll Nunu, während Yoyo zaghaft an einem Fleischspießchen knabberte. »Und wo waren Sie vorher?«
    »Afrika. Kamerun.«
    »Sie sprechen hervorragend Englisch.«
    »Geht so. Deutsch ist viel schwerer. Komische Sprache.«
    »Ist Kamerun nicht französisch?«, fragte Yoyo.
    »Afrikanisch«, sagte Nyela mit einem Gesichtsausdruck, als hätte Yoyo gerade einen guten Witz gerissen. »Kamerun war mal französisch. Zu größten Teilen jedenfalls. Man spricht Bantu, Kotoko und Shuwa, französisch, englisch, Camfranglais.«
    »Und Sie sind es, die all diese wunderbaren Dinge kocht?«, fragte Jericho.
    »Das meiste.«
    »Nyela, Sie sind eine Göttin.«
    Nyela lachte so laut, dass die Papierleuchte erzitterte.
    »Ist der immer so charmant?«, wollte sie wissen. »So ein charmanter Lügner?«
    Yoyo blieb die Antwort schuldig und hustete. Eben schien ihr aufgefallen zu sein, dass die Schärfe der Pfannkuchen mit heimtückischer Verzögerung zuschlug. Jericho nahm einen Schluck Palmwein.
    »Gut, Nyela, wir haben ein bisschen Theater gespielt.

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