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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nichts davon eintrifft? Wenn du dich irrst?«
    »Dann warten wir, bis Nyela uns anruft. Oder dich zur Privatwohnung der Donners führt.«
    »Ich meine, wenn er gar nicht misstrauisch ist. Wenn er uns wirklich wegen des Gastronomieführers treffen will, bloß erst heute Abend. Verspielen wir nicht gerade die Chance, ihn rechtzeitig zu warnen? Müssten wir Nyela nicht die Wahrheit sagen?«
    »Mit dem Ergebnis, dass er sich absetzt? Eigentlich sind wir nicht hergekommen, um ihm das Leben zu retten, sondern um etwas von ihm zu erfahren. Dafür müssen wir ihn treffen!«
    »Das weiß ich selber«, versetzte Yoyo ärgerlich. »Aber wenn er tot ist, kann er uns nichts mehr erzählen.«
    »Yoyo, verdammt noch mal, du hast ja recht! Nur, was sollen wir tun? Irgendein Risiko müssen wir eingehen. Und, glaub mir, er ist misstrauisch! Vielleicht misstraut er sogar Nyela.«
    »Seiner eigenen Frau?«
    »Ja, seiner Frau. Traust du ihr?«
    »Na schön«, murmelte Yoyo. »Spiele ich halt Nelés Schatten.«
    »Mach das. Ruf an, wann immer dir irgendwas auffällt.«
    »Möglich, dass ich den Wagen brauche.«
    Jericho sah sich um und erspähte ein Starbucks. Den Audi hatten sie wenige Meter weiter geparkt, in Sichtweite des Muntu.
    »Kein Problem. Wir setzen uns da rein, trinken Kaffee und behalten den Laden im Auge. Wenn sie geht, folgst du ihr. Zu Fuß, mit dem Wagen, je nachdem, was nötig ist. Ich halte die Stellung.«
    »Wir wissen nicht mal, wie Donner aussieht.«
    »Weiß, schätze ich. Burischer Name, Südafrika –«
    »Toll«, sagte Yoyo. »Das engt den Kreis beträchtlich ein.«
    »Ich kann ihn gern wieder erweitern. Falls Donner einer Mischehe entstammt. Er wäre nicht der erste Schwarze am Kap, der einen weißen Nachnamen trägt.«
    »Du verstehst es wirklich, Menschen Mut zu machen.«
    »Ja, dafür bin ich gefürchtet.«
     
    Jericho hatte sich die Gesichter der anderen Gäste eingeprägt. Nachdem er und Yoyo den Laden verlassen hatten, waren drei weitere Pärchen hineingegangen, außerdem ein einzelner, älterer Mann in Begleitung seines unablässig kläffenden Alter Ego. Im Folgenden sahen sie zu, wie sich das Muntu nach und nach wieder leerte. Mann und Hund gingen als Letzte, danach war Jericho sicher, dass sich kein weiterer Gast mehr dort aufhielt. Die Zeit zog sich dahin. Yoyo trank Tee in rauen Mengen. Um kurz nach drei trat ein dunkelhäutiger Mann auf die Straße, kettete ein Fahrrad los und strampelte von dannen. Offenbar jemand vom Küchenpersonal, vielleicht Nelés Hilfskoch.
    »Und das ist nun dein Job?«, fragte sie, wobei sie es schaffte, nicht verächtlich zu klingen. »Stundenlang Leute observieren?«
    »Die meiste Zeit bin ich im Netz.«
    »Toll. Und was tust du da?«
    »Leute observieren.«
    »Mann, ist das öde.« Sie zog einen tropfenden Teebeutel aus ihrem Becher. »Eine einzige, öde Warterei.«
    »Da bin ich ganz und gar nicht deiner Meinung. Man hat jede Menge Spaß und reichlich Abwechslung. Mitunter schießt jemand ein Stahlwerk in Brand. Es gibt hübsche kleine Verfolgungsjagden, man rettet Menschen und fliegt unversehens um die halbe Welt. Ist dein Leben um so vieles aufregender?«
    In Erwartung ihrer Missbilligung schaute er weiter zum Fenster hinaus, doch Yoyo schien ernsthaft darüber nachzudenken.
    »Nein«, sagte sie. »Ist es nicht. Aber geselliger.«
    »Auch Gesellschaft kann einen fertigmachen«, sagte Jericho und schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Soeben verließ Nyela das Muntu. Sie hatte die farbenfrohe Folklore ihres Kleides gegen Jeans und T-Shirt eingetauscht.
    »Dein Einsatz«, sagte er.
    Yoyo ließ ihren Teebeutel fallen, raffte Autoschlüssel und Handy an sich und lief nach draußen. Jericho sah zu, wie sie den Audi startete. Nyela entfernte sich mit ausgreifenden Schritten und verschwand um eine Hausecke. Der Wagen folgte ihr langsam. Jericho hoffte, dass Yoyo sich nicht allzu auffällig verhielt. Er hatte versucht, ihr in kurzen Zügen die Grundregeln einer dezenten Observierung begreiflich zu machen, wozu auch gehörte, dem Objekt der Beobachtung nicht mit der Stoßstange in die Kniekehlen zu fahren.
    Schon zehn Minuten später meldete sie sich.
    »Zwei Straßen weiter liegt ein Parkhaus. Nyela hat es gerade verlassen.«
    »Was fährt sie?«
    »Einen Nissan OneOne. SolarHybrid.«
    Ein kleines, wendiges Stadtauto, konzipiert für hohe Verkehrsdichte, das seine Bodenfläche verringern konnte, indem es den Radstand verkürzte. Dagegen war der Audi ein

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