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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Spielregeln. Ihre Kumpels aus Übersee, die man jahrzehntelang so herrlich gegeneinander ausspielen konnte, haben die Buckelei satt, und jetzt verlieren sie zu allem Überfluss auch noch das Interesse an Öl! – Das, mein Freund, ist der Grund, warum Washingtons Empörung in Sachen Mayé mit der Zeit immer einstudierter klang. Für China ist es beschlossene Sache, mit Amerika gleichzuziehen und sich aus der fossilen Fessel zu befreien. Also was macht der Mann in seinem Wahn?«
    »Du willst doch nicht im Ernst behaupten, dass Mayé sein idiotisches Weltraumprogramm gestartet hat, um auf dem Mond zu landen und Helium-3 zu fördern.«
    »Doch. Genau das.«
    »Tian, ich bitte dich. Das war ein Irrer. Der Folterknecht eines Landes, dessen technologischer Standard in der mühsamen Aufrechterhaltung eines funktionierenden Stromnetzes gipfelte.«
    »Sicher. Aber er hat es gesagt.«
    »Dass er auf den Mond will? – Mayé?«
    »Hat er gesagt. Diane hat entsprechende Zitate von ihm aufgestöbert. Klar war er ein Schwachkopf. Andererseits haben Experten der Rampe Funktionsfähigkeit attestiert. Immerhin hat er damit einen Nachrichtensatelliten in den Orbit befördert.«
    »Der ausfiel.«
    »Trotzdem. Der Abschuss hat geklappt.«
    »Wie hat er die Rampe überhaupt finanziert?«
    »Schätze, er hat den Staatshaushalt dafür verwendet. Krankenhäuser schließen lassen, was weiß ich. Interessant ist, dass Mayés Sturz definitiv nicht aus dem Interesse anderer Länder an seinem Öl erfolgte. Was also hat Peking derart geängstigt, dass sie sich genötigt sahen, die herrschende Clique eines wirtschaftlich wie politisch uninteressant gewordenen Ländchens im Westen Afrikas bis auf den letzten Mann zu beseitigen? Diese Frage vor Augen, habe ich weitergesucht – und etwas gefunden.«
    »Lass hören.«
    »28. Juni 2024, einen Monat vor seinem Tod, geißelt Mayé im staatlichen Fernsehen die Ausbeutermentalität der Ersten Welt und richtet explizit Vorwürfe an die Adresse Pekings. China habe Afrika fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, versprochenes Geld träfe nicht ein, überhaupt sei man dort verantwortlich für das Verdorren des kompletten Kontinents.«
    »Mayé, der Anwalt Afrikas?«
    »Ja, lächerlich, was? Im Verlauf seiner Äußerungen ist ihm dann allerdings was rausgerutscht, was er wohl besser runtergeschluckt hätte. Sollte Peking seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, sähe er sich gezwungen, mit Informationen hausieren zu gehen, die China international belasten würden. Er hat der Partei ganz offen gedroht.« Tu machte eine Pause. »Einen Monat später konnte er nichts mehr erzählen.«
    »Und er hat keinerlei Andeutung gemacht, worum es dabei ging?«
    »Indirekt schon. Sein Land werde sich von niemandem unterkriegen lassen. Insbesondere werde man das Weltraumprogramm ausbauen und einen weiteren Satelliten hochschießen, und gewisse Zeitgenossen wären gut beraten, ihn dabei nach Kräften zu unterstützen, andernfalls gäbe es ein böses Erwachen.«
    Jericho stutzte. »Was hatte China mit Mayés Weltraumprogramm zu schaffen?«
    »Offiziell nichts. Allerdings kann sich der Dümmste an seinen zehn Fingern abzählen, dass niemand in Äquatorialguinea imstande gewesen wäre, so was zu bauen. Ich meine, physisch vielleicht schon, aber nicht, es zu konstruieren. Mayé hatte lediglich die Idee zu dem Vorhaben. Er hat mit seinen Millionen gewinkt, und sie kamen von überall her: Ingenieure, Konstrukteure, Physiker. Aus aller Welt, Franzosen, Deutsche, Russen, Amerikaner, Inder. Schaut man allerdings genauer hin, fällt ein Name ganz besonders auf – Zheng Pang-Wang.«
    »Die Zheng Group?«, rief Jericho überrascht.
    »Genau die. Große Teile der Konstruktion lagen in Zhengs Händen.«
    »Soweit ich weiß, ist Zheng massiv ins chinesische Raumfahrtprogramm eingebunden.«
    »Raumfahrt und Reaktortechnik. Nicht alleine, dass Zheng Pang-Wang einer der zehn reichsten Menschen der Welt ist und enormen Einfluss auf die chinesische Politik ausübt, er scheint auch beschlossen zu haben, das asiatische Pendant zu Julian Orley zu werden. Die Kader setzen allergrößte Hoffnungen in ihn. Sie erwarten, dass er ihnen früher oder später einen eigenen Weltraumlift und einen funktionierenden Fusionsreaktor baut. Bis jetzt ist er beides schuldig geblieben. Es geht das Gerücht, dass er weit größere Anstrengungen darauf verwendet, Orley Enterprises zu infiltrieren und auszuspionieren. Auf offiziellem Parkett versucht er, Orley für eine

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