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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Fusion zu gewinnen. Es heißt sogar, Orley und Zheng mögen einander, aber das muss nichts besagen.«
    Jericho überlegte.
    »Mayés Mörder haben schnell gehandelt, findest du nicht?«
    »Verdächtig schnell, wenn du mich fragst.«
    »Ndongo aus dem Hut zu zaubern, dann die Logistik des Anschlags. So was planst du nicht in vier Wochen.«
    »Ich bin deiner Meinung. Der Coup war vorbereitet für den Fall, dass Mayé aus der Rolle fällt.«
    »Was er dann ja auch –«
    »Entschuldige, Owen«, sagte Dianes Stimme. »Kann ich dich stören?«
    »Was gibt es, Diane?«
    »Ich habe einen Anruf mit Priorität A für dich. Yoyo Chen Yuyun.«
    »Kein Problem«, sagte Tu. »Ich habe mein Pulver ohnehin verschossen. Halt mich auf dem Laufenden, ja?«
    »Mach ich. Stell sie durch, Diane.«
    »Owen?« Yoyos Stimme, eingebettet in Straßengeräusche. »Nyela ist in der Innenstadt ausgestiegen. Ich bin ihr ein Stück gefolgt, sie hat sich die Schaufenster angesehen und zwischendurch telefoniert. Schien mir nicht sonderlich aufgeregt oder besorgt. Vor zwei Minuten hat sie sich mit einem Mann getroffen, beide sitzen vor einem Café in der Sonne.«
    »Was tun sie?«
    »Quatschen. Was trinken. Der Typ ist, ich würde sagen, ein hellhäutiger Schwarzer. Schätzungsweise um die 50. Du hast doch Fotos gesehen mit Mayé und seinem Stab. War so einer dabei?«
    »Es gibt nicht so viele Fotos. Schon gar keines mit seinem kompletten Stab drauf. Man sieht immer mal jemanden neben ihm, außerdem kannst du die Liste seiner Minister abrufen, die bei dem Anschlag ums Leben kamen.« Jericho versuchte sich die Bilder in Erinnerung zu rufen. »Von denen war keiner hellhäutig. Glaube ich.«
    »Was soll ich tun?«
    »Bleib weiter dran. Wie gehen die beiden miteinander um?«
    »Nett. Küsschen zur Begrüßung, Umarmung. Nichts Wildes.«
    »Kannst du sagen, wo du ungefähr bist?«
    »Zweimal sind wir über diesen Fluss gefahren, Sprii, Spraa, Spree, kurz hintereinander. Das Café liegt in einem alten Bahnhof, einer aus Backsteinen mit Rundbögen, aber schick renoviert. – Warte mal.«
     
    Yoyo marschierte die Backsteinfassade entlang und hielt nach einer Beschriftung Ausschau, nach einem Straßenschild oder wenigstens dem Namen des Bahnhofs. Zahlreiche Menschen strömten von der hoch gelegenen Trasse nach unten. Dem schönen Wetter geschuldet, befand sich der Vorplatz in belagerungsähnlichem Zustand, Jugendliche und Touristen trieben die Umsätze der zahlreichen Kneipen, Bars, Bistros und Restaurants in die Höhe. Offenbar hatte Nyela sie in eines der angesagten Viertel der Stadt geführt. Yoyo gefiel es hier. Ein bisschen erinnerte es an Xintiandi.
    »Schon gut«, sagte Jericho. »Ich glaube, ich weiß, wo du bist. Du musst über die Museumsinsel gefahren sein.«
    »Gleich kann ich's dir sagen.«
    »Egal.«
    Yoyo erspähte ein weißes S auf grünem Grund. Daneben stand in hellgrünen Lettern etwas geschrieben. Sie öffnete die Lippen und zögerte. Wie sprach man ein s, ein c und ein h hintereinander aus?
    »Hacke – s – cher – Ma –«
    »Hackescher Markt?«
    »Ja. So könnte es heißen.«
    »Alles klar. Behalte die beiden weiter im Auge. Wenn sich hier nichts mehr tut, stoße ich zu dir.«
    »Okay.«
    Sie beendete die Verbindung und drehte sich um. Der Bahnhof schied ein größeres Kontingent Fahrgäste aus, deren meiste ihrer verlorenen Zeit hinterherzurennen schienen. Der schwatzende Rest zerstreute sich zwischen den Klappstühlen und Tischen der Außengastronomie auf der Suche nach freien Plätzen. Unvermittelt starrte Yoyo auf eine Phalanx aus Rücken, fuhr die Ellbogen aus und drängte sich vor. Ein Kellner kurvte kampfjetartig heran und machte Anstalten, sie über den Haufen zu rennen. Mit einem Satz gelang ihr die Flucht hinter ein grüngelbes Bäumchen. Vollgekritzelte Schiefertafeln verstellten den Blick. Sie lief weiter auf den Platz hinaus, wo die Bestuhlung endete, und näherte sich von dort dem Café, unter dessen ausladender, blauweiß gestreifter Markise Nyela und der hellhäutige Schwarze saßen.
    Sitzen sollten.
    Yoyos Herz überschlug sich. Sie rannte ins Innere. Niemand zu sehen. Wieder hinaus. Keine Nyela, kein Begleiter.
    »Scheiße«, murmelte sie. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Davon tauchten sie nicht wieder auf, also hastete sie die Hauptstraße zurück, dorthin, wo Nyela der Rushhour einen Parkplatz abgetrotzt hatte und sie selbst mit dem Audi im absoluten Halteverbot stand.
    Der Nissan war weg.
    Physisch und

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