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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hat jemand Kontakt zu uns aufgenommen. Ein gewisser Tu Tian, chinesischer Geschäftsmann, zurzeit in Berlin. Hat eine ziemlich wirre Geschichte erzählt. Offenbar sind er und ein paar Freunde in den Besitz geheimer Informationen gelangt und stehen seitdem auf der Abschussliste irgendwelcher Killer.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«
    »Der Text, dem sie die Aufregung verdanken, ist stark verstümmelt. Ein Fragment nur, aber das wenige, was sie uns rübergeschickt haben, liest sich nicht gerade wie eine Gute-Nacht-Geschichte.«
    »Was denn genau?«
    »Ich schicke es Ihnen rüber.«
    Einige Zeilen erschienen auf einem separaten Schirm. Lynn las den Text, las ihn noch mal und ein weiteres Mal in der Hoffnung, der Name Orley möge daraus verschwinden, doch mit jedem Mal schien er sich nur breiter zu machen. Wie paralysiert starrte sie auf das Dokument und fühlte die schwarze Woge der Panik heranrollen, als hätte die Unterhaltung mit ISLAND-II niemals stattgefunden.
    Niemand dort ahnt alles.
    »Und?«, wollte Hoff wissen. »Was ist Ihre Meinung?«
    »Ein Fragment, wie Sie schon sagten.« Bloß keine Unsicherheit anmerken lassen! »Ein Rätsel. So lange wir nicht den vollständigen Wortlaut kennen, interpretieren wir möglicherweise mehr rein, als drinsteht.«
    »Tu befürchtet einen Anschlag auf das Gaia.«
    »Das ist ja wohl ziemlich weit hergeholt, finden Sie nicht?«
    »Wie man's nimmt.«
    »Nirgendwo steht, wann diese Operation überhaupt stattfinden soll.«
    »Hab ich ihm auch gesagt. Andererseits können wir den Vorfall schlecht ignorieren.«
    »Welchen Vorfall denn, Edda? Um zu entscheiden, ob man was ignoriert oder nicht, sollte man erst mal wissen, was es ist, oder? Aber wir wissen gar nichts. Orley unterhält Einrichtungen auf der ganzen Welt, wenn da wirklich was gegen uns liefe, müsste es ja nicht ausgerechnet das Gaia betreffen. Wie kommt der Chinese überhaupt auf die Idee?«
    »Durch die aktuelle Berichterstattung.«
    »Ach so.« Ihr Verstand raste. Die Konturen des Raums schienen in Auflösung begriffen. »Na ja, stimmt, das Hotel besitzt den höchsten Neuigkeitswert, aber deswegen nicht gleich das höchste Gefährdungspotenzial. Jedenfalls können wir hier im Moment keine Aufregung gebrauchen, das verstehen Sie doch, Edda? Nicht bei diesen Gästen! Wir dürfen keinesfalls riskieren, potenzielle Geldgeber mit so einem Zeugs zu verschrecken.«
    »Ich will niemanden verschrecken«, sagte Hoff leicht indigniert. »Ich mache meinen Job.«
    »Natürlich.«
    »Außerdem wollte ich Sie gar nicht mit der Sache behelligen, sondern Dana Lawrence, aber Sie sind nun mal rangegangen. Und ich bin nicht blöde, Lynn. Ich weiß, dass Sie umgeben sind von Investoren, lauter wichtigen Typen, superreich und superprominent. Aber spricht nicht genau diese Konstellation für eine Gefährdung des Hotels?«
    Lynn schwieg.
    »Wie auch immer«, sagte sie schließlich. »Es war richtig, dass Sie uns so schnell informiert haben. Wir werden hier oben die Augen offen halten, und genau das sollten Sie auch tun. Erhöhen Sie die Wachsamkeit. Haben Sie schon mit Norrington und Shaw gesprochen?«
    »Nein. Fürs Erste habe ich diesen Tu überprüft.«
    »Und?«
    »Selfmade-Millionär der ersten Stunde. Äußerst erfolgreich. Betreibt eine Hochtechnologieschmiede für Holografie und virtuelle Environments in Shanghai. Ich habe ein paar Interviews und Artikel gefunden, die sich mit ihm befassen. Definitiv kein Spinner.«
    »Gut. Bleiben Sie dran. Informieren Sie mich, wenn sich in der Sache was tun sollte, und – Edda?«
    »Ja?«
    »Sprechen Sie mich als Erste an, wenn sich was tut.«
    »Ich muss natürlich auch Norrington und Shaw –«
    »Selbstverständlich müssen Sie das. Bis dann, Edda.«
    Lynn beendete das Gespräch und stierte vor sich hin. Nach wenigen Minuten stieg Lawrence wieder aus der Unterwelt zu ihr empor. Sie erhob sich, lächelte und wünschte der Direktorin einen schönen Abend, ohne ein Sterbenswort über den Anruf zu verlieren. Gemessenen Schrittes verließ sie die Zentrale, fuhr mit dem Fahrstuhl in Gaias geschwungenen Busen, zwängte sich in ihre Suite, kaum dass das Schott einen Spalt offen stand, stürzte ins Bad, riss die Packung mit den grünen Tabletten auf und stopfte drei davon in sich hinein, noch im Herunterwürgen bemüht, ein dunkel getöntes Glas voll madenartiger Kapseln aufzudrehen.
    Es entglitt ihr. Fiel.
    Mit fliegenden Fingern griff sie danach, bekam es zu fassen. Zwei der Maden krochen auf ihre

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