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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Aber. Sitz und gib Pfötchen. Ich will ein Ja hören. Einfach nur ein simples Ja. Kriegst du das hin?«
    Tim nagte an seiner Unterlippe. Dann zuckte er die Achseln. Lynn ging an ihnen vorbei, die Tautous und Donoghues im Kielwasser. Sie zwinkerte ihnen zu, senkte die Stimme und sagte hinter vorgehaltener Hand:
    »Achtung, Insiderwissen. Dies ist eine vertrauliche Information nur für Familienmitglieder. Reihe acht, Plätze 32 und 33. Beste Sicht.«
    »Verstanden. Ende.«
    Amber hakte sich bei ihnen unter und entschwand ohne ein weiteres Wort in Richtung Auditorium. Tim zockelte ihr hinterher. Jemand gesellte sich an seine Seite.
    »Sie sind Julians Sohn, nicht?«
    »Ja.«
    »Heidrun Ögi. Ihre Familie ist ganz schön durchgeknallt. Ich meine, kein Problem, das ist absolut okay«, fügte sie hinzu, als er die Antwort schuldig blieb. »Ich liebe Leute, die einen an der Waffel haben. Sie sind bei Weitem interessanter als der ganze Rest.«
    Tim starrte sie an. Von dieser knochenbleichen Frau mit den violetten Augen und der weißen Mähne hätte er alles Mögliche erwartet, keltische Zaubersprüche, extraterrestrische Dialekte, nur nicht eine Äußerung, als klatsche jemand mit der flachen Hand in eine Pfütze.
    »Aha«, brachte er heraus.
    »Welche Art Irrer sind Sie denn? Sofern Sie auf Julian kommen.«
    »Sie halten meinen Vater für irre?«
    »Klar, er ist ein Genie. Also muss er irre sein.«
    Tim schwieg. Welche Art Irrer sind Sie denn? Gute Frage. Nein, dachte er, was für eine idiotische Unterstellung! Ich bin definitiv der Einzige in der Familie, der nicht irre ist.
    »Na ja –«
    »Wir sehen uns.« Heidrun lächelte, entzog sich ihm mit winkenden Fingerspitzen und folgte dem jovialen Schweizer, der offenbar ihr Ehemann war. Etwas verdattert schob er sich bis zur Mitte der achten Reihe vor und ließ sich neben Amber sinken.
    »Wer sind eigentlich diese Ögis?«, fragte er.
    Sie schaute über die Schulter. »Der Mann mit der Albino-Frau?«
    »Mhm.«
    »Schillerndes Pärchen. Er steht einer Firma namens Swiss Performance vor. Sie halten Beteiligungen an allen möglichen Branchen, hauptsächlich ist er aber wohl Bauherr. Ich glaube, er hat die ersten Pontonsiedlungen für die überfluteten Gebiete Hollands konzipiert. Derzeit ist er mit Albert im Gespräch wegen Monaco zwei.«
    »Monaco zwei?«
    »Ja, stell dir vor! Eine riesige, navigationsfähige Insel. Kam neulich in irgendeiner Reportage. Das Ding soll ausschließlich in Schönwetterzonen kreuzen.«
    »Ögi muss ähnlich bescheuert sein wie Julian.«
    »Mag sein. Es heißt, er sei ein Philanthrop. Unterstützt Not leidende Künstler, Artisten und Zirkusleute, hat Bildungseinrichtungen für unterprivilegierte Jugendliche ins Leben gerufen, sponsert Museen, spendet am laufenden Band. Letztes Jahr hat er einen beträchtlichen Teil seines Vermögens der Bill & Melinda Gates Foundation gestiftet.«
    »Woher zum Teufel weißt du das alles?«
    »Du solltest dich mehr mit der Klatschpresse beschäftigen.«
    »Nicht, solange ich dich hab. – Und Heidrun?«
    »Tja.« Amber lächelte wissend. »Pikant, pikant! Ögis Familie ist nicht gerade begeistert über die Liaison.«
    »Klär mich auf.«
    »Sie ist Fotografin. Talentiert. Knipst Promis und einfache Leute, hat Bildbände über die Rotlichtszene veröffentlicht. In ihren wilden Jahren muss sie dermaßen über die Stränge geschlagen haben, dass sie zu Hause rausflog und enterbt wurde. Daraufhin begann sie, ihr Studium als Stripperin zu finanzieren, später als Darstellerin in Edelpornos. Anfang des Jahrtausends avancierte sie zur Kultfigur der Schweizer Schickeria. Ich meine, man kann nicht gerade behaupten, dass sie unauffällig wäre.«
    »Weiß Gott nicht.«
    »Brav nach vorne gucken, Timmy. Mit den Pornofilmen hat sie nach dem Studium aufgehört, aber weiter gestrippt. Auf Partys, Vernissagen, einfach aus Spaß. Bei einer dieser Gelegenheiten lief ihr Walo über den Weg und hat ihre Fotografenkarriere auf Trab gebracht.«
    »Weshalb sie ihn geheiratet hat.«
    »Sie gilt nicht als berechnend.«
    »Rührend«, sagte Tim und wollte noch etwas hinzufügen, als das Licht ausging. Übergangslos saßen sie im tintenschwarzen Unraum. Eine einzelne Geige klang auf. Zarte Musik wob Fäden in die Dunkelheit, schimmernde Linien, die sich zu kunstvollen Strukturen fanden. Zugleich begann der Raum bläulich zu leuchten, ein geheimnisvoller, dämmriger Ozean. Aus scheinbar weiter Ferne – beeindruckendes Resultat holografischer

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