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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Trümmerstücken bildete und den Planeten im Eiltempo umkreiste. Der Geschosshagel ließ nach, Ozeane und Kontinente entstanden. Neben Tim sagte Julian leise:
    »Das ist natürlich Blödsinn, dass es im luftleeren Raum kracht. Lynn hätte sich lieber an die Fakten gehalten, aber ich fand, wir müssten an die Kinder denken.«
    »Welche Kinder?«, flüsterte Tim zurück. Erst jetzt registrierte er, dass sein Vater auf seiner anderen Seite saß.
    »Na, die Reise werden vor allem Eltern mit ihren Kindern machen! Um ihnen die Wunder des Universums zu zeigen. Die ganze Show ist auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Stell dir vor, wie begeistert sie sein werden.«
    »So zieht es uns nicht nur zurück ins Meer«, sagte die Stimme gerade. »Ein noch älteres Erbe lenkt unsere Blicke zu den Sternen. Wir schauen in den nächtlichen Himmel und fühlen eine irritierende Nähe, fast so etwas wie Heimweh, das wir uns kaum erklären können.«
    Das imaginäre Raumschiff hatte die neu entstandene Atmosphäre des Planeten durchquert und ging auf New York hernieder. Eindrucksvoll lag die Skyline Manhattans mit dem illuminierten Freedom Tower unter einem märchenhaften Nachthimmel.
    »Dabei ist die Antwort offensichtlich. Unsere eigentliche Heimat ist der Weltraum. Wir sind Inselbewohner. So wie Menschen aller Zeitalter ins Unbekannte vorgestoßen sind, um ihr Wissen und ihren Lebensraum zu erweitern, so ist auch unseren Genen die Entdeckernatur eingeschrieben. Wir schauen hinauf zu den Sternen und fragen uns, warum unserer technisierten Zivilisation nicht gelingen sollte, was schon die Nomaden der Frühzeit mit einfachsten Mitteln zuwege brachten, mit aus Tierhäuten gefertigten Booten, auf monatelangen Wanderschaften, Wind und Wetter zum Trotz, einzig angetrieben von ihrer Neugier, nie versiegendem Erfindergeist und dem Verlangen nach Erkenntnis, dem tiefen Wunsch zu verstehen.«
    »Und an dieser Stelle komme ich!«, quäkte eine kleine Rakete, stapfte ins Bild und schnippte mit den Fingern.
    Die wunderbare Panoramaansicht des nächtlichen New York mitsamt dem Sternenhimmel verschwand. Einige der Anwesenden lachten. Die Rakete sah tatsächlich lustig aus. Sie war silbern, dick und spitz zulaufend, ein Raumschiff wie aus einem Bilderbuch mit vier Heckflossen, auf denen sie einhermarschierte, wild fuchtelnden Armen und einem ziemlich komisch geratenen Gesicht.
    »Die Kinder werden das lieben«, flüsterte Julian entrückt. »Rocky Rocket! Wir planen Comics mit dem Burschen, Trickfilme, Plüschtiere, das ganze Programm.«
    Tim wollte etwas erwidern, als er seinen Vater im schwarzen Nichts neben die Rakete treten sah. Auch der virtuelle Julian Orley trug Jeans, ein offenes, weißes Hemd und silbern glitzernde Turnschuhe. An seinen Fingern funkelten die obligatorischen Ringe, als er die kleine Rakete auf Seite scheuchte.
    »Du hast hier fürs Erste gar nichts zu melden«, sagte er und breitete die Arme aus. »Guten Abend, Ladies and Gentlemen, ich bin Julian Orley. Herzlich willkommen im Stellar Dome. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise zu –«
    »Ja, mit mir«, trompetete die Rakete und kam in Show-Manier, ebenfalls mit ausgebreiteten Armen und auf Knien beziehungsweise dem, was Raketen Knie nannten, in den Vordergrund gerutscht. »Ich, mit dem alles begann. Folgen Sie mir zu –«
    Julian schob die Rakete zur Seite, sie stellte ihm ein Bein. Beide zankten sich, wer durch die Geschichte der Raumfahrt führen durfte, bis sie übereinkamen, es gemeinsam zu tun. Das Auditorium zeigte sich amüsiert, vor allem Chuckys raumgreifendes Lachen dröhnte bei jeder Kapriole, die Rocky Rocket schlug. Im Folgenden gab es wieder Bilder zu sehen, etwa eine aus Ziegelsteinen gemauerte Raumstation im Erdorbit, die, wie Julian zu berichten wusste, der Science-Fiction-Erzählung Der Backstein-Mond des englischen Geistlichen Edward Everett Hale entstammte. Rocky Rocket zauberte einen verwundert dreinblickenden Hund in die Umlaufbahn und erklärte, es handele sich um den ersten Satelliten. Die Szenerie wechselte. Man erblickte eine gigantische Kanone, deren Rohr südlich des Wendekreises in einen Berg getrieben war. Menschen in altertümlicher Kleidung bestiegen eine Art Projektil und wurden von der Kanone ins All geschossen.
    »Das war 1865, acht Jahre nach Erscheinen des Backsteinmondes. Jules Verne hat in seinen Romanen De la Terre à la Lune und Autour de la Lune mit erstaunlicher Weitsicht den Beginn der bemannten Raumfahrt geschildert, auch

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