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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Gelände, dann waren auch diese vorbei, und sie fielen weiter ihrem Verderben entgegen.
    »Warren, du sturer Idiot!«
    Das Schlimmste war, Hanna hatte recht.
    »Also gut!«
    Fluchend taumelte er aus dem Sitz, praktisch gewichtslos angesichts der irrwitzigen Sturzgeschwindigkeit. Um ihn herum rappelte, vibrierte und dröhnte es. Der Boden lag in extremer Schräge, kaum möglich, sich darauf zu halten, nur, dass er sowieso schwebte. Die Waffe gepackt, hangelte er sich neben den Kanadier, robbte ein Stück hinter ihn und riss mit der freien Hand an seinen Fesseln.
    Nichts. Wie zusammengeschmiedet.
    Ganze Arbeit, Warren. Bravo!
    Er würde beide Hände gebrauchen müssen. So ein Mist! Wohin mit der Wumme? Unter die Achsel klemmen, schnell! Jetzt keine Panik. Die Knoten entwirren, lockern, vorsichtig lösen. Die Bänder glitten herab. Hanna streckte die Arme, tat einen Satz, bekam die Lehne des Pilotensessels zu fassen und zog sich hinein. Sein Blick fiel auf die Konsole.
    »Dachte ich mir«, hörte Locatelli ihn sagen.
    Unter Mühen hievte er sich auf den Sitz des Copiloten. Der Kanadier würdigte ihn keiner Beachtung. Er arbeitete konzentriert, gab eine Reihe von Befehlen ein, und die Ganymed richtete sich auf. Unter ihnen waberte eine endlose See aus Staub, verwaschene Finger wuchsen daraus empor, griffen nach ihnen, aufgewirbelt von etwas Kolossalem, Insektenartigem, das langsam über die Ebene kroch. Locatelli hielt den Atem an. In der grauen Konturlosigkeit schienen riesige, glänzende Käfer unterwegs zu sein, dann fühlte er sich mit einem Mal, als werde ihm das Hirn zu den Ohren herausgepresst. Gewaltsam bremste Hanna den Shuttle ab. Vor den Scheiben wirbelten Schwaden. Im Blindflug donnerten sie dahin, viel zu schnell! Eben hatte es ihn noch danach verlangt, Hanna zu Brei zu schlagen, nun empfand er größtes Verlangen, ihn bei Kräften zu sehen, als Herrn der Lage. Schweiß überzog das Gesicht des Kanadiers, seine Kiefermuskeln traten hervor. Im rückwärtigen Bereich der Ganymed war ein explosionsartiger Knall zu hören, noch lauteres Dröhnen, die Nase des Shuttles hob sich –
    Bodenberührung.
    Blitzschnell brachen die Landestützen weg. Locatelli wurde aus seinem Sitz geschleudert, als habe ein Riese die Ganymed in den Bauch getreten, schlug einen Salto, rutschte haltlos ins Heck. Alle Knochen in seinem Körper schienen die Plätze tauschen zu wollen. Mit fauchenden Düsen durchpflügte der Shuttle den Regolith, hob ab, prallte auf, raste weiter, bockte, schlingerte, doch der Rumpf hielt stand. Verzweifelt fingerte Locatelli nach etwas, woran er sich festhalten konnte. Seine Hand schloss sich um eine Strebe. Die Muskeln gespannt, zog er sich hoch, verlor den Halt und flog nach vorne, als das dahinschießende Wrack mit etwas kollidierte, sich aufbäumte und einen Hügel hinauffräste. Im Moment, da die Maschine in einer Lawine aus Schutt zur Ruhe kam, landete er hart zwischen den Sitzreihen, wurde vom Schwung seiner Eigenbeschleunigung weiter nach vorne getragen und stieß sich den Schädel.
    Alles um ihn herum färbte sich rot.
    Dann Schwärze.
     

ARISTARCHUS-PLATEAU
     
    Die kurze Euphorie, Locatellis Stimme zu hören, war umso größerer Angst gewichen. Unentwegt versuchte Julian, die Ganymed zu erreichen, doch außer Rauschen drang nichts aus den Kopfhörern.
    »Abgestürzt«, flüsterte Omura immer wieder.
    »Das muss nichts heißen«, versuchte Chambers sie zu trösten. »Gar nichts. Er wird die Maschine in den Griff bekommen haben, Momoka. Er hat's doch schon einmal geschafft.«
    »Aber er meldet sich nicht.«
    »Weil er zu tief fliegt. Er kann sich nicht melden.«
    »In einer halben Stunde wissen wir es«, sagte Rogaschow ruhig. »Dann müsste er eingetroffen sein.«
    »Stimmt.« Amber setzte sich auf den Boden. »Warten wir.«
    »So einfach ist das nicht«, sagte Julian. »Wenn wir zu lange warten, verbrauchen wir zu viel Sauerstoff. Dann schaffen wir es nicht mal mehr bis zu den Förderstellen.«
    »Was, so knapp sind wir?«
    »Wie man's nimmt. Wir könnten die halbe Stunde erübrigen. Aber dann darf hinterher nicht das Geringste schiefgehen! Und wir wissen nicht, ob die Rovers durchhalten. Vielleicht kommen wir ja an Stellen, wo es nicht weitergeht, müssen Umwege einplanen.«
    »Julian hat recht«, sagte Chambers. »Es ist zu riskant. Wir haben nur die eine Chance.«
    »Aber wenn Warren kommt, und wir sind weg«, jammerte Omura. »Wie soll er uns finden?«
    »Vielleicht können wir irgendwas

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