Limit
hinterlassen«, sagte Rogaschow nach kurzem, ratlosem Schweigen.
»Eine Nachricht?«
»Ein Zeichen«, schlug Amber vor. »Wir könnten aus den Trümmern des zerstörten Rovers einen Pfeil formen. Damit er weiß, in welche Richtung wir gefahren sind.«
»Wartet mal.« Julian dachte nach. »Das ist gar nicht so schlecht. Dabei fällt mir ein, dass unsere Routen sich eigentlich kreuzen müssten. Seine letzte Position war Kap Heraclides, er flog darauf zu. Und genau da müssen wir hin. Wenn wir weiterhin auf Empfang bleiben, wird er irgendwann Funkkontakt zu uns haben.«
»Du meinst, er –« Omura schluckte. »Er lebt?«
»Warren?« Julian lachte. »Ich bitte dich! Der ist nicht kleinzukriegen, keiner weiß das besser als du. Außerdem sind die Dinger gar nicht so schwer zu fliegen.«
»Und wenn er notlanden musste?«
»Werden wir ihm unterwegs begegnen.«
Sie beluden die Rovers mit den restlichen Batterien und Sauerstoffreserven, trugen Trümmer, leere Regale und Container aus den Baracken zusammen und gruppierten alles zu einem Pfeil, der nach Norden wies. Rechts davon formten sie aus Gesteinsbrocken ein H und eine 3.
»Spitze«, sagte Chambers zufrieden.
»So was nennt man eine detaillierte Ortsangabe«, pflichtete Amber ihr bei. Allmählich keimte ein wenig Hoffnung auf. »Damit findet er uns auf alle Fälle.«
»Ja. Du hast recht.« Aller Hochmut war aus Omuras Tonfall gewichen. Sie klang nur noch schrecklich besorgt und ein ganz kleines bisschen dankbar. »Das ist unmissverständlich.«
»Dann sollten wir uns auf den Weg machen«, drängte Rogaschow. »Vorschläge, wer welchen Rover nimmt?«
»Soll Julian bestimmen. Er ist der Boss.«
»Und der Boss fährt voraus«, sagte Julian. »Zusammen mit Amber. Wir sind auch höflich und lassen euch den schöneren Wagen.«
»Tja, dann –«
Es war seltsam. Obgleich sie hier nicht überleben konnten, empfand jeder von ihnen dasselbe widersinnige Unbehagen, den Raumhafen zu verlassen. Vielleicht, weil er nach Sicherheit aussah, auch wenn er gar keine bot. Nun würden sie sich auf den Weg in die Wüste machen. Ins Niemandsland.
Sie starrten einander an, ohne ihre Gesichter sehen zu können.
»Kommt«, beschied Julian schließlich. »Hauen wir ab.«
LONDON, GROSSBRITANNIEN
Zweifellos war es der guten Ordnung dienlich, dass Jennifer Shaw Vertreter von Scotland Yard einschaltete, die ihrerseits, als die Rede auf koreanisches Nuklearmaterial kam, umgehend den SIS verständigten. Nachdem Orley Enterprises auf britischem Boden residierte, andererseits eine außerbritische Einrichtung betroffen schien, wurden MI5 und MI6 gleichermaßen auf den Konzern losgelassen. Jericho hingegen kam es vor, als träten sie auf der Stelle. Nicht, weil er Xin und die von ihm angezettelte Hetzjagd vermisste, nur dass ihm, Yoyo und Tu plötzlich jede Initiative aus der Hand genommen schien. Den Spätnachmittag über wimmelte es nur so von Ermittlern im Big O. Shaw bestand darauf, sie bei jedem Gespräch dabeizuhaben, mit dem Ergebnis, dass sie die ewig gleichen Antworten auf die ewig gleichen Fragen herunterleierten, bis Tu mitten in einer Befragung durch einen Agenten Ihrer Majestät zornesrot die Herausgabe seines Koffers verlangte.
»Was ist los?«, fragte Yoyo irritiert.
»Hast du die Frage nicht gehört?« Tu zeigte mit einem fleischigen Finger auf den Beamten, der ungerührt etwas in ein winziges Buch schrieb.
»Doch, schon«, sagte sie vorsichtig.
»Und?«
»Eigentlich hat er nur –«
»Er beleidigt mich! Der Kerl hat mich beleidigt!«
»Ich habe Sie lediglich gefragt, warum Sie sich den deutschen Behörden entzogen haben«, sagte der Beamte sehr ruhig.
»Ich habe mich nicht entzogen!«, schnauzte Tu ihn an. »Ich entziehe mich nie! Allerdings weiß ich, wem ich trauen kann, und Polizeibeamte gehören selten dazu, sehr selten.«
»Das spricht nicht unbedingt für Sie.«
»Ach nein?«
Edda Hoffs Wachsgesicht zeigte Spuren von Leben.
»Vielleicht sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass wir Herrn Tu und seiner Begleitung Hinweise verdanken, die Ihre Behörde bislang schuldig geblieben ist«, sagte sie in der ihr eigenen Tonlosigkeit.
Der Mann klappte das Buch zu.
»Es wäre trotzdem besser für alle gewesen, Sie hätten von vorneherein mit den deutschen Kollegen zusammengearbeitet«, sagte er. »Oder hatten Sie Gründe für Ihren Mangel an Kooperation?«
Tu sprang auf und ließ beide Fäuste auf die Tischplatte donnern.
»Was unterstellen Sie mir
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