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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wissen.«
    »Und damit die Vorzeichen für ein Investment. Vor anderthalb Jahren nun lernte er anlässlich eines Segeltörns, den Locatelli veranstaltete, Julian und Lynn kennen, Julians Tochter. Man mochte sich, aber entscheidend war wohl, dass Hanna laut darüber nachdachte, aus alter Verbundenheit Indiens Raumfahrt zu sponsern. Sozusagen der Wurm, der aus Julian einen Kabeljau machte. Damals stand die Mondreisegruppe schon fest, also bot Julian ihm einen Trip für kommendes Jahr an.« Shaw machte eine Pause. »Sie sind ein erfahrener Ermittler, Owen. Wie viel von Hannas Vita könnte gefälscht sein?«
    »Alles«, sagte Jericho.
    »Die Beteiligungen sind nachgewiesen.«
    »Seit wann?«
    »Hannas Einstieg bei LIGHTYEARS erfolgte vor zwei Jahren.«
    »Zwei Jahre sind nichts. Lange Auslandsaufenthalte, möglichst im Ausland geboren, kleines Agenten-Einmaleins. Gerade in Schwellenländern versickert jede Nachforschung, niemanden wundert's, wenn Geburtsurkunden verschwinden. Schlampereien lokaler Behörden sind an der Tagesordnung. Zweitens, Investor. Die Tarnung überhaupt. Geld hat keine Persönlichkeit, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Niemand kann nachweisen, wer da wirklich investiert hat oder seit wann. Jemanden wie Hanna können Sie mit etwas Vorbereitung aus dem Zylinder ziehen, dass jeder zu schwören bereit ist, er sei ein Kaninchen. Kennen Sie ihn persönlich?«
    »Ja. Nett so weit. Aufmerksam, freundlich, nicht gerade geschwätzig. Typ Einzelgänger.«
    »Hobbys? Mit Sicherheit auch was Einsames.«
    »Er taucht.«
    »Tauchen. Bergsteigen. Typische Interessen verdeckter Ermittler und Agenten. Hier wie da brauchen Sie kaum Zeugen.«
    »Spielt Gitarre.«
    »Passt. Ein Instrument erweckt den Anschein von Authentizität und schafft Sympathien.« Jericho stützte das Kinn in die Hände. »Und jetzt glauben Sie, Palstein sollte geopfert werden, um den Platz für Hanna frei zu machen.«
    »Das ist meine Überzeugung.«
    »Meine nicht«, wandte Yoyo ein. »Hätte man Hanna nicht einfach auf Ihre Reisegruppe obendrauf packen können, wenn er ordentlich gebettelt hätte? Ich meine, einer mehr oder weniger, dafür muss man doch keinen erschießen.«
    Shaw schüttelte den Kopf.
    »Bei Reisen ins All läuft das anders. Wo man hinfliegt, gibt es keine natürlichen Ressourcen, weder zur Fortbewegung noch zur Lebenserhaltung. Jeder Atemzug, den Sie tun, jeder Bissen, den Sie zu sich nehmen, jeder Schluck Wasser wird im Vorfeld berechnet. Jedes zusätzliche Kilo an Bord eines Shuttles schlägt sich in Treibstoff nieder. Auch der Weltraumfahrstuhl bildet da keine Ausnahme. Wenn er voll ist, ist er voll. In einem Vehikel, das auf zwölffache Schallgeschwindigkeit beschleunigt, wollen Sie nicht wirklich einen Stehplatz.«
    »Was sagt Norrington bis jetzt?«
    »Tja. Die Vita scheint wasserdicht. Er arbeitet dran.«
    »Und Sie sind ganz sicher, dass Hanna unser Mann ist?«
    Shaw schwieg eine Weile.
    »Schauen Sie, Ihr hingeschiedener Freund Vogelaar lässt eine Menge Andeutungen vom Stapel. In Richtung China, Zheng-Group vor allen Dingen. Früher waren die Russen die Bösen, heute sind es die Chinesen. Muss es uns stören, dass Hanna in etwa so chinesisch ist wie ein Waliser Berghund? Wenn wirklich Peking hinter dem Anschlag steckt, könnten sie nichts Besseres tun, als einen Europäer hochzuschicken, ganz offiziell mit unserem Fahrstuhl und einer Einladung ins Gaia. Jemanden, der sich da oben frei bewegen kann. Doch, Owen, ich bin mir sicher, Hanna ist unser Mann. Julian selbst hat uns die Bestätigung geliefert, bevor er aus der Leitung flog.«
    Yoyo warf einen Blick auf die Gästeliste und legte sie wieder weg. »Das heißt, je mehr wir über den Anschlag auf Palstein wissen, desto besser verstehen wir, was auf dem Mond abgeht. Also wo sitzt der Typ? Wo sitzt EMCO? In Amerika?«
    »In Dallas«, sagte Shaw. »Texas.«
    »Prima. Sieben – nein, sechs Stunden zurück. Freund Palstein hat Mittagspause. Rufen Sie ihn an.«
    Shaw lächelte. »Eben das hatte ich vor.«
     

DALLAS, TEXAS, USA
     
    Palsteins Büro lag im 17. Stockwerk der EMCO-Zentrale, mehreren Konferenzräumen benachbart, die sich nach Art unzureichend isolierter Keller stündlich aufs Neue mit dem Brackwasser schlechter Nachrichten füllten, wann immer man sie gerade entleert glaubte. Die Sitzung, in der er seit nunmehr zwei Stunden verhaftet war, machte da keine Ausnahme. Ein Explorationsprojekt vor Ecuador, in 3000 Meter Meerestiefe, als kühnes

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