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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schon wieder im Konferenzraum nebenan. »Wir mussten in letzter Zeit sehr viele Menschen entlassen. Firmen schließen. Sie wissen ja, was los ist. Aber es gibt Leute, die vermuten dasselbe wie Sie. Dass der Anschlag den Zweck hatte, mich am Mondflug zu hindern. Nur dass mir bisher nicht einleuchten wollte, warum.«
    »Der Fall liegt nun klarer.«
    »Deutlich klarer. Allerdings, diese Leute – also, eine Person, um genau zu sein – sie schließt nicht aus, chinesische Interessen könnten im Spiel sein.«
    Shaw, Jericho und das Mädchen wechselten Blicke.
    »Und was bringt diese Person zu der Annahme?«
    Palstein zögerte. »Hören Sie, Jennifer, ich muss wieder rein, so schwer es mir fällt. Vorher werde ich dafür sorgen, dass Sie schnellstmöglich an das Material gelangen. In einer Sache allerdings muss ich Sie um Geduld bitten.«
    »In welcher?«
    »Es gibt einen Film, der möglicherweise den Mann zeigt, der auf mich geschossen hat.«
    »Was?« Chen Yuyun fuhr hoch. »Aber das ist doch genau, was –«
    »Sie sollen ihn ja bekommen.« Palstein hob beschwichtigend beide Hände. »Nur, ich habe der Person, die den Film recherchiert hat, versprochen, ihn vorerst unter Verschluss zu halten. In wenigen Stunden werde ich mit ihr telefonieren und sie ersuchen, das Video freizugeben, bis dahin bitte ich um Ihr Verständnis.«
    Die hübsche Chinesin starrte ihn an.
    »Wir haben ziemlich viel durchgemacht«, sagte sie leise.
    »Ich auch.« Palstein zeigte auf seine Schulter. »Aber die Fairness diktiert nun mal die Reihenfolge.«
    »Gut.« Shaw lächelte. »Natürlich respektieren wir Ihre Entscheidung.«
    »Nur eine Frage noch«, sagte Jericho.
    »Bitte.«
    »Der Mann, von dem die Person glaubt, er sei der Mörder – kann man ihn deutlich erkennen?«
    »Einigermaßen deutlich, ja.«
    »Und ist er ein Chinese?«
    »Ein Asiate.« Palstein schwieg einen Moment. »Möglicherweise ein Chinese. Ja. Wahrscheinlich ist er ein Chinese.«
     

KAP HERACLIDES, MONTES JURA, MOND
     
    Locatelli staunte. Er hatte zu großer Einsicht gefunden, dass nämlich sein Kopf der Mond und die Mondoberfläche inwendig war, Maria und Krater also die konkave Wölbung des Knochens überzogen. Zweierlei folgte daraus. Zum einen, warum so viel Mondstaub in sein Hirn gerieselt war, andererseits, dass der ganze Trip, so wie er sich an ihn erinnerte, überhaupt nie stattgefunden hatte, sondern komplett seiner Einbildungskraft entsprang, insbesondere das unerfreuliche letzte Kapitel. Er würde die Augen aufschlagen, der tröstlichen Gewissheit anvertraut, dass niemand ihm etwas anhaben konnte und selbst der Eindruck beständig wirbelnden Graus seine natürliche Erklärung fände. Einzig, welche Rolle das Universum im Ganzen spielte, gab ihm noch Rätsel auf. Dass es sich rechtsseitig gegen sein Gesicht presste, wunderte und verwirrte ihn, aber da er ja nur die Augen aufschlagen musste –
    Es war nicht das Universum. Es war der Boden, auf dem er lag.
    Klack, klack.
    Er hob den Kopf und zuckte zusammen. Eine Kreissäge der Qual durchfuhr seinen Schädel. Formen, Farben, unscharf. Alles in diffuses Licht getaucht, dämmrig und grell zugleich, sodass er die Lider zusammenkneifen musste. Ein beständiges Klacken drang zu ihm herüber. Er versuchte, eine Hand zu heben, ohne Erfolg. Sie war irgendwo mit der anderen beschäftigt, hinter seinem Rücken hingen die beiden zusammen und wollten, konnten sich nicht voneinander lösen.
    Klack, klack.
    Sein Blick klärte sich. Ein Stück weiter sah er klobige Stiefel und etwas Längliches, das sacht hin und her schwang und mit der Regelmäßigkeit einer chinesischen Wasserfolter gegen die Kante des Pilotensessels stieß, auf welchem der Besitzer der Stiefel hockte. Locatelli verdrehte den Kopf und gewahrte Carl Hanna, der ihn nachdenklich betrachtete, die Waffe in der Rechten, als sitze er dort schon seit einer Ewigkeit. Rhythmisch ließ er den Lauf gegen die Kante schlagen.
    Klack, klack.
    Locatelli hustete.
    »Sind wir abgestürzt?«, krächzte er.
    Hanna sah ihn weiterhin an und sagte nichts. Bilder verzahnten sich zu Erinnerungen. Nein, sie waren gelandet. Eine Notlandung. Über den Regolith geschossen, mit etwas zusammengestoßen. Von da an wusste er nichts mehr, nur, dass zwischenzeitlich ein Rollentausch stattgefunden haben musste, weil jetzt er der Gefesselte war. Siedende Scham stieg in ihm auf. Er hatte es vermasselt.
    Klack, klack.
    »Kannst du mal aufhören, mit dem Scheißding gegen den Stuhl zu

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