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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Tennisplätze entvölkert da. Im Dampfbad mischte sich Tröpfchennebel mit fernöstlichem New-Age-Geplätscher. Tim hockte in keiner finnischen Sauna, strampelte sich auf keinem Laufband ab und strapazierte keine Kraftmaschine, vielmehr schien er sich der Aufgabe verschrieben zu haben, Kokoschka zu foppen. Ein Anflug der Zuversicht, als er Geräusche aus der Pool-Landschaft hörte, schlug in Enttäuschung darüber um, dass es nur Nina Hedegaard war, die im Kraterkessel einsam ihre Bahnen zog. Tim sei nicht hier und auch nicht hier gewesen, und was überhaupt los sei, wo eigentlich die Ganymed bleibe, und ob die Satelliten immer noch im Tiefschlaf ruhten.
    Kokoschka schlussfolgerte, dass Hedegaard nichts von der Bombe wusste. Vielleicht, weil man in der Aufregung vergessen hatte, es ihr zu erzählen. Kurz war er versucht, sie ins Bild zu setzen, doch Lawrence, das Flintenweib, mochte Gründe haben, den Kreis der Wissenden einzugrenzen. Er war Koch, nicht Korrektiv höherer Beschlüsse, also murmelte er ein Dankeschön und beschloss, Sophie Thiel wenigstens einen Zwischenbericht zu liefern.
     
    Unmittelbar, nachdem Tim wieder in Gaias Stirnhöhle erschienen war, erfolgte die Durchsage:
    »Wie Sie schon festgestellt haben, Ladies and Gentlemen, ist unser Zeitplan etwas aus dem Takt geraten, unter anderem, weil die Ganymed sich verspätet und wir leider Probleme mit der Satellitenkommunikation haben.« Lawrences Stimme klang unbeteiligt und modulationslos. »Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, dennoch bitte ich alle Gäste und Mitarbeiter des Gaia, sich um 20.30 Uhr im Mama Killa Club einzufinden, wo wir Sie über den neuesten Stand der Entwicklung in Kenntnis setzen werden. Seien Sie bitte pünktlich.«
    »Das ist in zehn Minuten«, sagte Hsu mit belegter Stimme.
    »Klingt nicht gut«, knurrte Donoghue.
    »Wieso?« Winter räumte unbeeindruckt ein Schälchen mit Käsegebäck leer. »Sie hat doch gesagt, wir sollen uns nicht beunruhigen.«
    »Klar, das will sie selber übernehmen.« Donoghue rutschte aufgebracht hin und her, die Hände zu Fäusten geballt, trommelte unrhythmisch auf die Sitzfläche. »Ich sage doch, sie verarscht uns. Sag ich die ganze Zeit!«
    »Jetzt werden wir ja erst mal informiert«, beschwichtigte ihn Aileen.
    »Nein, Chuck hat schon recht«, bemerkte Olympiada mutlos. »Das sicherste Indiz für das Herannahen einer Katastrophe ist, wenn höhere Organe sie in Abrede stellen.«
    »Quatsch«, sagte Winter.
    »Doch, man muss mit dem Schlimmsten rechnen«, pflichtete Donoghue Olympiada bei. Winter plünderte ein weiteres Schälchen.
    »Ihr seid alle so negativ. Mieses Karma.«
    »Du wirst an meine Worte denken.«
    »Quatschepatsch.«
    »Ich kenne das aus der parlamentarischen Arbeit«, erklärte Olympiada ihrem halbleeren Glas. »Wenn wir zum Beispiel sagen, dass wir die Steuern nicht erhöhen, dann, weil wir sie erhöhen wollen. Und wenn –«
    »Wir sind aber nicht im Parlament«, entgegnete Tim schärfer als beabsichtigt. »Bis jetzt ist in diesem Hotel alles hochprofessionell geregelt worden, oder nicht?«
    Sie sah ihn an. »Mein Mann ist mit der Ganymed unterwegs.«
    »Meine Frau auch.«
    »Na, ihr könnt ja abwarten.« Donoghue sprang auf und enteilte zur Treppe. »Ich gehe jetzt da runter!«
     
    »Wo ist Sophie?«
    »Herr Kokoschka!« Lawrence blitzte ihn zornig an. »Wie wäre es, zur Abwechslung mal erreichbar zu sein?«
    Kokoschka zuckte zusammen. Er rieb seine Pranken an seiner Jacke und ließ den Blick durch die Zentrale irren.
    »'tschuldigung. Ich weiß, wir sollen uns im Mama Killa –«
    »Gewöhnen Sie sich endlich an, Ihr Handy bei sich zu tragen. Die Frage geht zurück an Sie: Wo ist Thiel?«
    »Thiel?« Kokoschka begann in seinem linken Ohr zu stochern. »Ich dachte, sie wär hier. Weiß nicht. Soll ich nicht allmählich mal mit dem Essen – ich müsste auch noch –« Er zögerte. Der Zettel schien ein Loch in seine Jackentasche zu brennen. »Sie wissen nich' zufällig, wo Tim Orley ist?«
    »Was gibt das?« Zwischen Lawrences Brauen entstand eine steile Falte. »Eine Quizshow? Spielen wir Verstecken?«
    »Frag ja nur.«
    »Tim Orley müsste in der Bar sein. Er ist eben hochgegangen.«
    »Gut, dann –« Kokoschka trat einen Schritt zurück.
    »Hiergeblieben«, sagte Lawrence streng. »Erzählen Sie mir doch noch mal ganz genau, wo Sie heute Nachmittag gesucht haben. Haben Sie auch im Saunabereich nachgesehen?«
    »Ja, auch.« Er hampelte im Türrahmen herum, plötzlich in

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