Limit
gefördert hatte? Zugleich kreisten seine Gedanken um sich selbst: Amber, Julian, Bombe, Lynn, Hanna, Komplizen, Satellitenausfall, Bombe, Amber, Lynn, einander kannibalisierende Sorgen, ein Tollhaus.
Die Zentrale war leer, Thiel nirgendwo zu sehen.
»Sophie?«
Ratlos schaute er sich um. Ein Schott führte in ein Hinterzimmer, doch als er den Finger auf das Sensorfeld legte, fand er es verschlossen. Durch die Lobby sah er Lawrence herbeieilen. Sie betrat die Zentrale und sah sich stirnrunzelnd um.
»Haben Sie Thiel gesehen?«
»Nein.«
»Läuft denn jetzt alles aus dem Ruder?« Ihre Miene verfinsterte sich. »Sie sollte hier sein. Jemand muss die Zentrale besetzen. Kokoschka ist Ihnen auch nicht zufällig über den Weg gelaufen?«
»Nein.« Tim kratzte seinen Hinterkopf. »Schon komisch. Sophie saß an einer interessanten Sache.«
»Nämlich?«
Er berichtete Lawrence von dem Autorisierungsprogramm und was sie damit zu finden gehofft hatten. Die Direktorin verzog keine Miene. Als er geendet hatte, tat sie, was auch er beim Hereinkommen getan hatte, und studierte die Monitorwand.
»Vergessen Sie's«, sagte Tim. »Da ist nichts.«
»Nein, weit scheint sie nicht gekommen zu sein. Hat sie das Programm überhaupt installiert?«
»Ich war dabei, als sie es installierte.«
Wortlos trat Lawrence zum Touchscreen, wählte nacheinander die Rufcodes von Ashwini Anand, Axel Kokoschka, Michio Funaki und Sophie Thiel an und legte alle vier auf einen Kanal. Nur Anand und Funaki meldeten sich.
»Kann mir jemand sagen, wo Thiel und Kokoschka sind?«
»Nicht hier«, sagte der Japaner. Im Hintergrund war Chucks dröhnender Bass zu hören.
»Bei mir auch nicht.« Anand. »Ist Sophie nicht in der Zentrale?«
»Nein. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich umgehend melden, wenn Sie ihnen begegnen. Nächster Punkt, wir evakuieren.«
»Was?«, rief Tim.
Sie bedeutete ihm, seine Stimme zu dämpfen.
»In fünf Minuten werde ich eine Durchsage machen und unsere Gäste bitten, sich um halb neun im Mama Killa Club einzufinden. Seien Sie dann auch dort. Wir werden die Lage so schildern, wie sie ist, und das Hotel anschließend gemeinsam verlassen.«
»Was ist mit der Ganymed?«, wollte Anand wissen.
»Ich weiß es nicht.« Sie warf Tim einen raschen Blick zu. »Wir werden ein Funkfeuer für die Ganymed einrichten, das sie erreicht, sobald sie in Sichtweite des Gaia gelangen. Sie sollen gar nicht erst landen, sondern sofort zur Peary-Basis weiterfliegen. Vor halb neun kein Wort zu den Gästen!«
»Verstanden.«
»Klar«, sagte Funaki.
»Das mit Kokoschka wundert mich nicht«, sagte Lawrence und beendete die Verbindung. »Nie erreichbar, vergisst ständig sein Handy. Ein großartiger Koch, ein hoffnungsloser Trottel in allen anderen Belangen. Wenn er und Thiel bis halb neun nicht aufgetaucht sind, lasse ich sie ausrufen.«
»Sie wollen den Laden hier wirklich räumen?«, fragte Tim.
»Was würden Sie denn an meiner Stelle tun?«
»Ich weiß nicht.«
»Sehen Sie? Ich aber. Machen wir uns nichts vor, Ihr Vater ist seit anderthalb Stunden überfällig, und auch wenn wir keine Bombe gefunden haben, muss das nicht heißen, dass sie nicht trotzdem irgendwo tickt.« Sie legte einen Finger an die Lippen. »Hm. Ticken Atombomben?«
»Keine Ahnung.«
»Egal. Wir schicken Nina Hedegaard zum Aristarchus-Plateau und begeben uns mit dem Lunar Express zur Basis.«
»Ende einer Vergnügungsreise«, sagte Tim, und plötzlich merkte er, wie seine Unterlippe zu beben begann. Amber! Er kämpfte dagegen an und starrte auf seine Schuhe. Lawrence ließ ein Lächeln spielen.
»Wir werden die Ganymed finden«, sagte sie. »He, Tim, Kopf hoch.«
»Schon okay.«
»Ich brauche Sie jetzt bei klarem Verstand. Gehen Sie zurück in die Bar, erzählen Sie einen Witz. Lockern Sie die Stimmung auf.«
Tim schluckte einen Kloß herunter. »Für Witze ist Chuck zuständig.«
»Erzählen Sie bessere.«
»Mr. Orley? Äh – Tim?«
Der Wellness-Bereich war groß. Wie groß, zeigte sich, wenn man daranging, ihn nach einer einzelnen Person abzusuchen, und Kokoschka suchte gewissenhaft. Nachdem er sich der Atem abschnürenden Neugier Aileens hatte entwinden können, war Chuck mit väterlichem Rat zur Stelle gewesen. Er solle Julians Sohn dort suchen, wo Männer allgemein hingingen, denen an hoher Lebenserwartung und straffer Bauchmuskulatur gelegen sei, dort habe man Tim bislang noch jeden Abend angetroffen.
Doch die Studios lagen verwaist, die
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