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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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großer Sorge um Thiel. Was sollte das alles?
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Lawrence. »In ein paar Minuten gehen wir zusammen hoch.«
     
    Die Bar bevölkerte sich. Karla Kramp und Eva Borelius erschienen auf der Treppe, gefolgt von den Nairs und O'Keefe, und versperrten Donoghue den Weg, der, die apokalyptischen Reiter im Gefolge, abwärts stürmte.
    »Wisst ihr irgendwas?« Er funkelte sie an.
    »Nicht mehr als du, denke ich.« Borelius zuckte die Achseln. »Sie wollen uns irgendwas mitteilen.«
    »Hoffentlich ist es nichts Schlimmes«, sorgte sich Sushma.
    »Mehr als die Uhrzeit wird's sein, verlass dich drauf«, polterte Donoghue. »Etwas ist passiert.«
    »Meinst du?«
    »Freunde, was soll das Spekulieren?«, lächelte Nair. »In wenigen Minuten wissen wir mehr.«
    »In wenigen Minuten werden wir einen vorbereiteten Mumpf zu hören bekommen«, belehrte ihn Donoghue. »Ich hab's Lynn und dieser Säulenheiligen an den Nasenspitzen angesehen. Keiner bescheißt Chucky.«
    »Wer sagt denn, dass sie dich bescheißen wollen?«, fragte O'Keefe.
    »Meine Erfahrung«, schnauzte Donoghue. »Meine Prostata!«
    »Schon mal zur Früherkennung gewesen?«
    »He, Bürschchen –«
    »Worüber regst du dich eigentlich auf? Dass sie uns was verschweigen? Tun sie doch gar nicht.«
    »Ach nein?« Donoghue kniff die Augen zusammen. »Woher willst du das wissen?«
    »Meine Prostata!« O'Keefe grinste. »Quatsch, Chucky, wenn sie uns was verschweigen wollten, hätten sie ja wohl keine Versammlung einberufen.«
    »Ich will aber nicht wissen, was jeder zu hören bekommt.« Donoghue schlug sich mit der geballten Faust auf die Brust. »Ich will die ganze Wahrheit, verstehst du?« Er drängte sich an ihnen vorbei. »Und vorher, das sag ich euch, lass ich die dämliche Schlampe von Hoteldirektorin nicht nach oben, dass ihr's wisst!«
    »Tz, tz.« Kramp sah ihm nach. »Dafür, dass er Hotelier ist, lässt er ganz schön den Gast raushängen.«
     
    »Wir müssen hoch«, sagte Heidrun.
    Sie lag halb auf Ögi, halb neben ihm, seinen affenartig behaarten Unterarm im Rücken. Wie infiziert vom Gift der Untreue hatte sie ihn zur Liebe genötigt, sich das Gegenmittel seiner Lust verpassen lassen und ausgerechnet bei Lawrences Stimme ein exorbitantes neuronales Feuerwerk erlebt, als sei das monotone Timbre der Hoteldirektorin der eigentliche Auslöser dafür gewesen. Mit welcher Berechtigung die Störung auch erfolgt sein mochte, Heidrun verübelte sie Lawrence so nachhaltig, dass sie den Aufruf am liebsten ignoriert hätte, was sie dann auch ganze sechs Minuten lang tat, Ögis kraulende Finger im Nacken.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte er.
    Sie rollte sich widerwillig auf den Rücken und warf einen Blick auf die Digitalanzeige über der Tür.
    »Vier Minuten vor halb neun. Wir könnten immer noch versuchen, pünktlich zu sein.«
    »Was, bist du verrückt?«
    »Wird ja von der Schweiz allgemein erwartet.«
    »Zeit, Klischees abzubauen, oder?« Ögi nahm eine Strähne ihres Haares auf. Unpigmentiertes Keratin, doch er sah darin weißes Mondlicht, das zwischen seinen Fingern zerfloss. »Gut, vielleicht hast du recht, wir sollten nicht trödeln. Man macht sich so seine Sorgen.«
    »Wegen der Ganymed?«
    »Wegen was auch immer. Zu solchen Treffen eingeladen zu werden, hat wenig Beruhigendes.«
    »Die Quasselstrippe meinte, wir sollen uns nicht beunruhigen.«
    »Man kann auch nicht gerade behaupten, dass wir das getan hätten, oder?« Er grinste und stemmte sich hoch. »Jetzt komm, mein Schatz. Bringen wir uns in sozialverträgliche Fasson.«
     
    Den stummen, schwitzenden Kokoschka an ihrer Seite, fuhr Lawrence nach oben. Im 15. Stockwerk bremste der Lift ab. Lynn stieg zu. Sie wirkte verfallen, um Jahre gealtert, kaum fähig, den Blick zu fixieren, der unstet umherhuschte. Ein eigenartiges entrücktes, tückisch wirkendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    »Was soll das?«, sagte sie zu Lawrence, ohne sie anzusehen. Kokoschka ignorierte sie vollkommen.
    »Was soll was?«
    »Wozu das Treffen?«
    Die Fahrstuhltüren schlossen sich.
    »Wir evakuieren«, sagte Lawrence knapp. »Wo sind Sie gewesen, Lynn? Haben Sie Thiel gesehen?«
    »Thiel?« Lynn schaute sie an, als habe sie den Namen nie zuvor gehört, fände ihn aber sehr interessant.
    »Ja. Sie erinnern sich doch an Sophie Thiel.«
    »Wir können nicht evakuieren«, sagte Lynn beinahe heiter. »Julian würde das nicht wollen.«
    »Ihr Vater ist nicht hier.«
    »Blasen Sie's ab.«
    »Mit

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