Limit
gestoßen, beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, da die Kopfbedeckung groß genug dimensioniert war, um derartige Unfälle zu vermeiden. Schädel und Nacken schmerzten, auch seine Schulter hatte sich schon wesentlich besser angefühlt, doch wenigstens schien die Panzerung einen Teil der Aufprallenergie abgefedert zu haben. Seine Arme ließen sich bewegen, dafür war ihm die Waffe mit den Explosivgeschossen abhandengekommen.
Er durfte seine Waffe nicht verlieren!
Vor seinen Augen zirkulierten rotgelbe Kreise und versuchten, sein Bewusstsein einzusaugen. Halb blind stolperte er einige Schritte vorwärts, fiel auf die Knie, schüttelte den Kopf, kämpfte einen heftigen Anflug von Übelkeit nieder.
Omura war wenige Schritte hinter ihm.
Sie raste vor Hass. Eine Medea, Elektra, Nemesis, Inkarnation der Vergeltung, ungebremst von jeder Vernunft, furchtlos, planlos. Alle gedanklichen Sortierwerke waren zum Stillstand gekommen, einzig die Fantasie, Hanna zu töten, beherrschte ihr Denken, egal wie.
Etwas lenkte ihre Blicke zu Boden.
Lang und hell. An eine Schusswaffe erinnernd, nur dass der Abzug fehlte, stattdessen gab es irgendwelche Tasten und Felder. Es war eine Schusswaffe. Hannas Waffe!
»Versuch, den Bügel runterzudrücken.«
»Welchen Bügel denn, verdammt?«
»Da, den da! Bügel, Stange, was immer es ist!«
Was immer es gewesen ist, dachte Amber, bevor sich der Rover in einen Haufen Schrott verwandelt hatte. Ein Stück Achse? Die Halterung des Funkempfängers? Sie stemmte sich mit aller Kraft dagegen, während Rogaschow an Chambers' Sitzlehne zerrte. Ein Teil davon hatte sich zwischen Rucksack und Anzug geschoben und ließ sich nicht bewegen.
»Beeilt euch!«, trieb Julian sie an.
Rogaschow trat mit dem Stiefel gegen die Lehne. Sie lockerte sich ein Stück, doch das eigentliche Problem war das verbogene Stangending. Amber blickte auf und sah den Fuß der Fördermaschine wie in einem Albtraum langsam höher und höher steigen.
»Weiter, Oleg«, flehte sie. »Tritt weiter.«
Der Fuß hing über ihren Köpfen. Schubkarrenladungen von Staub und kleinen Steinen prasselten auf sie hernieder. Rogaschow fluchte schon wieder auf Russisch, was Amber als schlechtes Zeichen wertete. Erneut stemmte sie sich gegen den Bügel, grub ihre Stiefelspitzen in den Untergrund, spannte die Muskeln, und plötzlich brach das komplette Ding mittendurch. Rogaschow packte zu, zog die frei gewordene Lehne unter dem Rucksack hervor und schleuderte sie in hohem Bogen davon.
»Ich komm selber raus!«
Blitzartig wand sich Chambers aus den Trümmern, stieß sich ab, sprang auf. Sie rannten los, derweil sich das Bein des Käfers herabsenkte, warfen sich auf die Sitze von Julians Rover. Im Moment, da er anfuhr, krachte der monströse Fuß in das Wrack und zermalmte es mit solcher Wucht, dass ihr Fluchtfahrzeug ein Stück in die Höhe hüpfte.
»Wohin?«, rief Julian.
Amber zeigte in den Staub. »Auf die andere Seite. Sie müssen auf der anderen Seite der Maschine sein!«
Welch ein Fund! Omura bückte sich, umspannte das unverhofft aufgetauchte Instrument ihrer Rache und setzte Hanna nach, der sich aufgerichtet hatte und davontorkelte wie ein Betrunkener. Sichtlich dunkler war es geworden, ein diffuser Schatten hatte sich über sie gelegt, doch Omura schenkte ihm keine Beachtung. Sie setzte zu einem Sprung an und versetzte dem Kanadier einen Tritt, der ihn erneut von den Beinen hebelte.
Hanna kippte auf den Bauch.
Nein, nicht, noch nicht schießen! Er sollte sie ansehen dabei! Ansehen, wenn er starb! Atemlos wartete sie, und als er sich herumrollte, richtete sie die Waffe auf seinen Helm.
»Dreckschwein!«
Drückte auf eines der Felder. Auf ein weiteres.
»Siehst du das? Siehst du das, Dreckschwein?«
Nichts. Wie schoss man mit dem Ding? Ah, hier, das musste es sein, eine Sicherung, der Zünder war durch eine Blende gesichert, einfach hochschieben mit dem Daumen, und da –
Hanna robbte zurück, starrte fassungslos auf die gepanzerte, gesichtslose Gestalt. Nur sie konnte es sein. Rogaschow hätte er ähnlichen Kampfgeist zugetraut, doch diese Person war klein und zierlich, unverkennbar Momoka Omura, und sie schickte sich an, ihm Locatellis Tod heimzuzahlen. Hatte die Sicherungsblende entdeckt. Schob sie hoch. Keine Chance, noch an die Waffe zu kommen. Er musste weg, Abstand bringen zwischen sich und die Japanerin. Schrie sie ihn an? Omura sendete auf einer anderen Frequenz, aber ganz sicher schrie sie ihn an,
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