Limit
ist noch irgendwo da draußen. Er kann die Station unmöglich schon erreicht haben.«
»Also werden wir ihm begegnen.«
»Schon bald, schätze ich.«
»Und was machen wir dann mit ihm?«
»Die Frage ist wohl eher, was er mit uns macht«, schnaubte Amber.
»Ich weiß jedenfalls, was ich mit ihm mache«, zischte Omura. »Ich werde ihn –«
»Nein, wirst du nicht«, unterbrach sie Julian. »Versteh mich nicht falsch, Momoka. Wir trauern mit dir, aber –«
»Spar dir den Scheiß!«
»Aber wir müssen in Erfahrung bringen, was Carl vorhat. Ich will wissen, worum es bei alldem geht. Wir brauchen ihn lebendig!«
»Das wird nicht einfach sein«, sagte Rogaschow. »Er ist bewaffnet.«
»Hast du eine Idee?«
»Na ja.« Rogaschow schwieg einen Moment. »In einigem sind wir ihm voraus. Wir haben die Rovers. Und wir nähern uns ihm von hinten. Wenn er sich nicht gerade im entscheidenden Moment umdreht, können wir bis dicht an ihn ranfahren, ohne dass er was davon mitbekommt.«
»Und wie willst du verhindern, dass er uns über den Haufen schießt, sobald er uns bemerkt?«, wandte Amber ein. »Dicht ranfahren, schön und gut. Was dann?«
»Wir können ihn in die Zange nehmen«, überlegte Julian. »Von rechts und links kommen.«
»Dann sieht er uns«, sagte Rogaschow.
»Wie wär's mit freundschaftlich rammen?«, schlug Chambers vor.
»Hm, nicht schlecht.« Julian überlegte. »Angenommen, wir fahren nebeneinander her, hübsch langsam. Dann kann ihn einer von hinten zu Fall bringen, ohne dass er gleich dabei draufgeht, und die aus dem anderen Rover stürzen sich auf ihn, entwaffnen ihn, und so weiter.«
»Und so weiter. Und wer macht den Rammbock?«
»Julian«, sagte Rogaschow. »Wir anderen bilden das Überfallkommando.«
»Und wer fährt?«
»Tja.« Rogaschow wandte sich Omura zu, die reglos dastand, als warte sie, dass jemand ihre Lebensfunktionen aktivierte. »Momoka ist emotional sehr aufgeladen.«
»Mach dir mal bloß keine Sorgen«, sagte Omura tonlos.
»Ich mache mir aber welche«, sagte Rogaschow kühl. »Ich weiß nicht, ob wir dich fahren lassen können. Du wirst es versauen.«
»So?« Omura löste sich aus ihrer Starre und kletterte zurück auf den Fahrersitz. »Was wäre denn die Alternative, Oleg? Wenn du zulässt, dass ich mich auf ihn stürze, riskierst du weit mehr. Zum Beispiel, dass ich sein Visier mit dem nächsten herumliegenden Felsbrocken einschlage.«
»Wir brauchen ihn lebend«, wiederholte Julian eindringlich. »Auf keinen Fall werden wir ihn –«
»Ich hab's kapiert!«, blaffte sie.
»Keine Alleingänge, Momoka!«
»Ich halte mich an die Spielregeln. Wir machen's so, wie ihr vorgeschlagen habt.«
»Sicher?«
Omura seufzte. Als sie weitersprach, bebte ihre Stimme, als müsse sie die Tränen zurückhalten. »Ja. Sicher. Versprochen.«
»Ich traue dir nicht«, sagte Rogaschow nach einer Weile.
»Du traust mir nicht?«
»Nein. Ich glaube, du wirst uns alle in Gefahr bringen. Aber es ist deine Entscheidung, Julian. Wenn du sie fahren lassen willst – bitte.«
Hanna sah die Fördermaschine von links kommen. Staub bauschte sich um Beine und Schaufelräder, gefrierende Wolken drängten aus ihren Seiten und vermischten sich mit Schwebstoffen zu einer dunstigen Camouflage. Er versuchte abzuschätzen, ob es ihm gelingen würde, noch vor ihr die andere Seite zu erreichen. Sie war ziemlich nahe, doch wenn er an Tempo zulegte, sollte es eigentlich zu schaffen sein.
Auf der Erde, dachte er, würde das Ding einen Höllenlärm veranstalten. Hier näherte es sich in tückischer Lautlosigkeit. Alles, was er hörte, war das Rauschen der Klimaanlage und seinen eigenen, disziplinierten Atem. Ihm war bewusst, dass die Stille den Leichtsinn nährte, zumal im diffusen Gleißen kaum Aussagen über Distanzen möglich waren, andererseits verspürte er nicht die geringste Lust, so lange zu warten, bis das Riesending an ihm vorbeigekrochen war. Die Förderstation musste ganz in der Nähe sein. Es reichte ihm, er wollte endlich ankommen.
Den verbliebenen Überlebensrucksack fest unter den Arm gepackt, sprintete er los.
»Ich sehe ihn!«
Verschwommen tauchte die Silhouette des Kanadiers am Horizont auf. Mit langen Sprüngen setzte er über die Ebene, während sich von links der kolossale Leib einer Fördermaschine heranschob. Julian winkte Omuras Rover neben sich und wartete, bis sie auf gleicher Höhe war.
»Ziemlich wagemutig, was er da macht«, flüsterte Amber.
»Ungünstig vor
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