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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht zu erwarten, also können wir uns mit Diane ebenso gut in eines der Großraumbüros aufs Dach verziehen.«
    In ihrer Schlichtheit die beste Idee seit Langem.
    Sie fuhren hoch. London um zwei Uhr morgens war ein Lichtermeer und eben London, vielleicht nicht die modernste, für Jericho aber die schönste und charmanteste Stadt der Welt. Am gegenüberliegenden Ufer der Themse erstrahlte die Kuppel des Millennium Dome, im Westen die Hungerford Bridge, aufgehängt an leuchtenden Spinnennetzen und überragt vom Rund des London Eye. Geheimnisvoll kreiste der orange lumineszierende Mond im Schwerefeld des Big O. Yoyo lehnte mit dem Rücken an den bodentiefen Fenstern, was in ihm den spontanen Impuls auslöste, sie an den Händen zu fassen und festzuhalten.
    »Erinnert dich die Sache in Vancouver nicht an Quyu?«
    Die Blutleere der Niedergeschlagenheit war aus ihren Zügen gewichen, Rotwein und Kampfgeist zauberten neuen Glanz in ihre Augen.
    »Ich glaube nicht, dass es Xin war«, sagte er.
    »Aber das Vorgehen ist vergleichbar. Die Wächter, Greenwatch, in beiden Fällen wurde Information auf virulente Weise durchs Netz gejagt. Ihre Verbreitung einzudämmen, ist praktisch unmöglich. Also versuchst du dich gar nicht erst am chirurgisch präzisen Eingriff, sondern zerstörst gleich die komplette Infrastruktur und tötest jeden, der als Wissensträger infrage kommt. Und auch das gibt dir keine Garantie, aber du kannst die Verbreitung hinauszögern. Genau darum geht es Kenny. Ich sage dir, er würde dieses Gebäude hier in die Luft sprengen, wenn er sicher sein könnte, dass es ihm einige Stunden verschafft.«
    »Weil die Operation unmittelbar bevorsteht.«
    »Und wir können nichts tun.« Yoyo schlug mit der Faust in die Handfläche. »Die Zeit spielt gegen uns. Er wird gewinnen, Owen, das Dreckschwein wird gewinnen.«
    Jericho trat neben sie und schaute hinaus auf das nächtliche London.
    »Wir müssen die Drahtzieher finden. Bevor sie den Anschlag durchführen können.«
    »Wie denn?«, schnaubte Yoyo. »Wir finden immer nur Xin.«
    »Und der MI6 hat sich auf die Chinesen eingeschossen. Der MI5, Norrington, Shaw –«
    »Na ja –« Sie spreizte die Finger. »Wir haben es doch auch die meiste Zeit geglaubt, oder?«
    Jericho seufzte. Natürlich hatte sie recht. Sie selbst hatten die Nebelbombe der China-Theorie geworfen.
    »Andererseits, wie du schon sagtest: Die Mondkrise passt da nicht rein. Warum sollte China einen Streit um Fördergebiete vom Zaun brechen zu einem Zeitpunkt, da es die internationale Aufmerksamkeit am wenigsten gebrauchen kann?«
    »Norrington hält es für ein Ablenkungsmanöver.«
    »Tolles Ablenkungsmanöver. Es hat Peking den Vorwurf eingetragen, Waffen auf dem Mond zu stationieren! Nicht gerade vertrauensbildend, wenn dann tatsächlich eine Bombe hochgeht. Überhaupt, Owen, warum haben sie nicht einfach einen chinesischen Attentäter in einer chinesischen Rakete nach oben geschickt?«
    »Weil Norrington zufolge ein Mitglied der Reisegruppe besseren Zugang zum Gaia hat.«
    »Blödsinn, welchen Zugang denn? Um eine Atombombe zu zünden? Dafür brauchst du keinen Zugang, du schleppst sie vor die Tür, suchst das Weite und jagst das Ding in die Luft. Erinnere dich, was Vogelaar sagte. Sein Misstrauen galt nicht Peking, sondern Zheng.«
    »Und was hätte Zheng davon, Orley zu töten und sein Hotel zu zerstören?« Jericho sah sie an. »Hilft ihm das, bessere Weltraumfahrstühle zu bauen? Bessere Fusionsreaktoren?«
    »Hm.« Yoyo nuckelte an ihrem Zeigefinger. »Es sei denn, Orleys Tod würde das Kräfteverhältnis im Konzern zu Zhengs Gunsten umkrempeln.«
    »Vogelaar hatte noch eine Theorie.«
    »Dass jemand versucht, die Mondmächte aufeinanderzuhetzen?«
    »Es müsste ja nicht gleich zum Äußersten kommen. So schnell brechen die keinen Weltkrieg vom Zaun. Aber Verschiedenes würde sich ändern.«
    »Die einen würden geschwächt –«
    »Und der lachende Dritte gestärkt.« Jericho schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe. »Verstehst du, genau das ist es, was mir an der Sache so aufstößt. Es ist alles so offensichtlich! Mir kommt alles so – inszeniert vor!«
    »Also gut, China beiseitegelassen. Wem würde Orleys Untergang sonst noch nützen?«
    »Für ihn selbst würde eine Gewehrkugel reichen. Dafür brauchst du keine Atombombe.« Jericho wandte sich ab. »Weißt du was? Bevor wir uns hier besinnungslos quatschen, fragen wir Tante Jennifer.«
     
    »Der MI6 liebt die China-Theorie«,

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