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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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war hier! Nein, sie war weg. So gut wie weg! Sofern Lawrence nicht riskieren wollte, auf dem Gipfel des Peary-Kraters zu verglühen, musste sie die Basis mit der Charon verlassen, wahrscheinlich in diesen Minuten. Und das bedeutete –
    Hastig schob er sich rückwärts aus der Röhre, richtete sich zu früh auf, knallte mit dem Helm an die Decke, fand nach draußen, rannte, den tanzenden Lichtern seiner Helmleuchten folgend, bis zum Durchlass, sprang hinab auf den Grund der Verwerfung, stolperte die Rinne entlang, erkletterte in Höhe der ersten Brücke die Schluchtwand, stemmte sich über den Rand und setzte in langen Sprüngen über die Straße, vorbei an den Wohntürmen, hastete über den Puder des Regoliths.
     

IGLU 2
     
    Minnie deLucas' Finger glitten über den Touchscreen und komplettierten ein Quartett aus Basen.
    Sie war eine Verfechterin der Idee, in den Katakomben des Kraters Peary Mondkälber zu züchten. Hühner, im unbehausten Sein völliger Schwerelosigkeit kaum lebensfähig, vertrugen ein Sechstel Gravitation ganz gut, legten Eier, die brav nach unten fielen und lieferten einen ganz passablen Lunar Chicken Burger. Warum sollten nicht auch Kälber und Lämmer am Pol gedeihen? Vielleicht sogar Schweine, wenngleich das Geruchsproblem die Erschließung fernab gelegener Trakte nahelegte. Als Wissenschaftlerin war deLucas gewohnt, Probleme von der praktischen wie der theoretischen Seite her anzugehen, und da es an lebenden Paarhufern zurzeit mangelte, experimentierte sie eifrig mit deren Genomen. Anderer Leute Schlaf zu bewachen, erfüllte nicht eben den Tatbestand einer Herausforderung. Solange keiner aus dem Bett fiel, konnte sie ungestört arbeiten. Gerade hatte sie die Daten einiger Experimente mit Föten von Galloway-Rindern auf den Computer der Krankenstation geladen und sich so intensiv damit beschäftigt, dass sie zuerst nicht begriff, wer gemeint war.
    »Peary, bitte kommen. Io ruft Peary. Hier ist Kyra Gore. Wachowski, warum meldest du dich nicht?«
    DeLucas schaute auf die Uhr: zehn vor fünf. Die Io war wieder in Funkweite. Überraschend schnell zurückgekehrt, aber warum lief der Anruf bei ihr auf?
    »Minnie hier«, bestätigte sie.
    »He, was ist los?«, sagte Gore drängend. »Wo hängt Tommy rum?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er für kleine Jungs.«
    »Tommy würde nicht ohne Empfänger für kleine Jungs gehen.«
    »Bei mir hat er sich nicht abgemeldet. Wo seid –«
    »In fünf Minuten bei euch! Hör zu, Minnie, du musst die Leute da rausschaffen! Raus aus der Basis! Bring alle zum Flugfeld.«
    »Was? Wieso das denn?«
    »Bei uns liegt die Bombe!«
    »Bei uns?«
    »Sie schlummert irgendwo in der Basis! Der Kerl, der sie zünden soll, ist zu euch unterwegs. Steck die Leute in ihre Raumanzüge und bring sie nach draußen. Und geh Tommy suchen.«
     

FLUGFELD
     
    Lawrence hatte die Frequenzen ihrer Kommunikationseinheit auf allgemeinen Empfang geschaltet, sodass sie den Funkspruch der Io vernahm, als sie das Tor zum Raumhafen durchschritt.
    Sie blieb stehen. Was zum Teufel machten die denn schon hier? Allenfalls hätte sie erwartet, von Tommy Wachowski angefunkt zu werden, was sie vorhabe, nachdem sie sich auf ihrem Weg zum Flugfeld nicht der Mühe unterzogen hatte, ungesehen zu bleiben, doch jetzt befand sich die Io im Anflug. Und was viel schlimmer war:
    Sie wussten von der Bombe!
    Nun blieben ihr tatsächlich nur noch wenige Minuten.
    Lawrence begann zu rennen.
     

DELUCAS
     
    Um Fassung ringend lief sie nach nebenan und rüttelte die beiden deutschen Frauen und das indische Ehepaar wach. Nicht ganz so einfach, wie sich herausstellte. Zwar fand Mukesh Nair unter Absonderung einer letzten, trompetenartigen Schnarchfanfare in die Wirklichkeit zurück, setzte Karla Kramp sich auf und blickte voller Interesse in die Welt, doch Eva Borelius und Sushma Nair lagen in verwunschenem Schlummer.
    »Was ist denn los?«, fragte Kramp.
    »Sie müssen sich alle anziehen«, sagte deLucas mit umherirrendem Blick. »Alle in die Raumanzüge. Wir verlassen die Basis.«
    »Aha«, sagte Kramp. »Und warum?«
    »Eine – eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Gegen was?«
    »Sushma?« Mukesh Nair focht einen aussichtslos scheinenden Kampf gegen die Sedative. »Sushma, Liebes! Steh doch auf.«
    »Ich will's ja nur verstehen«, sagte Kramp, raffte aber folgsam ihr Zeug zusammen.
    »Ich auch«, sagte deLucas im Hinaushasten. »Sorgen Sie dafür, dass hier in fünf Minuten alle ausgehfertig sind.«
    Statt des

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