Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
praktischen Anwendungsbereichen recht gut aus, doch sie musste sich anstrengen, um mit Sams genialen Neuentwicklungen Schritt zu halten. Zu ihrem Erstaunen verstand Max ihre Ausführungen so schnell und leicht, als wäre er auch auf diesem Gebiet tätig, und sie brauchte keine umfangreichen Erläuterungen abzugeben.
Dann sprachen sie über Immobilien, und seine Bemerkungen zu diesem Thema klangen faszinierend. „Du kaufst die Grundstücke also nicht selbst?“, erkundigte sie sich interessiert.
„Nein. Ich fungiere als Berater und untersuche die Grundstücke für interessierte Käufer. Nicht jedes Land ist zur Investition geeignet. Zuerst einmal sind die geologischen Gegebenheiten wichtig. Manche Grundstücke sind einfach nicht stabil genug, um große Strukturen zu tragen. Außerdem sind noch andere Faktoren entscheidend, wie zum Beispiel die Tiefe des Wasserspiegels, von denen es abhängt, ob sich die Bebauung eines bestimmten Grundstücks lohnt.“
„Du bist also auch Geologe?“
„Ich sammle die verschiedensten Fakten. Es ist wie das Zusammensetzen eines Puzzles, nur dass man keine Ahnung hat, wie das Endergebnis aussieht, bevor es nicht endgültig vorliegt.“
Sie unterhielten sich immer noch angeregt, während sie zum Nachtisch Kaffee tranken, und Claire wurde sich immer mehr bewusst, wie sehr sie den Austausch von Gedanken und Ansichten vermisst hatte. Max war außerordentlich intelligent, er stellte seine geistigen Fähigkeiten jedoch nicht zur Schau, gab nicht damit an.
Claire war schon seit ihrer Kindheit ungewöhnlich lernbegierig und verlor sich gern in der Welt der Bücher. Zu ihrem Erstaunenund Entzücken stellte sich heraus, dass einer seiner bevorzugten Schriftsteller Cameron Gregor war – ein Schotte und ihr Lieblingsautor.
Beinahe eine Stunde lang diskutierten sie heftig darüber, welches seiner schwer erhältlichen Bücher das beste sei. Claire vergaß ihre Zurückhaltung und beugte sich zu Max vor, mit leuchtenden Augen und strahlendem Gesicht.
Nach einer Weile erkannte Max, dass er eigentlich nicht wegen einer richtigen Meinungsverschiedenheit argumentierte, sondern eher aus Freude, Claire zu beobachten. Ihre Wangen glühten vor Eifer, und er verspürte einen Anflug von Eifersucht, weil all ihre Leidenschaft den Büchern galt und nicht ihm.
Schließlich hielt er lachend beide Hände hoch. „Wollen wir aufhören zu versuchen, uns gegenseitig umzustimmen, und stattdessen lieber tanzen?“
Bis zu diesem Augenblick hatte Claire nicht einmal bemerkt, dass eine Band spielte und zahlreiche Paare sich auf dem Parkett zu den langsamen, schwermütigen Melodien wiegten. Die klagenden Klänge eines Saxofons trieben ihr beinahe Tränen in die Augen. Es handelte sich um ihre bevorzugte Art von Musik.
Max führte sie auf das Parkett und nahm sie in die Arme. Sie tanzten gut zusammen. Er war sehr groß, ihre hohen Absätze brachten sie aber auf eine angenehme Höhe, und ihr Kopf passte gerade unter sein Kinn. Er hielt sie genau richtig – locker genug, sodass sie ausreichend Bewegungsfreiheit behielt, und eng genug, sodass sie seiner Führung folgen konnte.
Claire seufzte zufrieden. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen Abend so sehr genossen zu haben. Der feste, dennoch sanfte Druck seiner Finger verriet ihr, dass sie sich in geschickten Händen befand, und doch strahlte Max diese Beherrschung aus, die sie beruhigte.
Irgendwie fühlte sie sich wohl in seinen Armen, so wohl, dass sie nicht merkte, wie sich ihr Herzschlag ein klein wenig beschleunigte. Ihr war angenehm warm, trotz der kühlen Luft im Restaurant und ihren nackten Schultern. Sie lachten und redeten undtanzten, und es gefiel ihr gar nicht, dass der Abend schließlich enden muss te.
Max begleitete Claire zu ihrer Wohnung, schloss die Tür auf und gab ihr dann den Schlüssel zurück. „Gute Nacht“, sagte er in seltsam sanftem Ton.
Sie hob den Kopf und lächelte ihn an. „Gute Nacht. Ich habe den Abend sehr genossen. Vielen Dank.“
Ein atemberaubendes Lächeln spielte um seine Lippen. „Ich habe dir zu danken. Ich freue mich auf morgen. Noch einmal gute Nacht, und schlaf gut.“ Er beugte sich hinab, küsste mit warmen, festen Lippen ihre Wange. Es war ein brüderlicher Kuss, ohne jede Leidenschaft, der nichts verlangte. Dann wandte er sich ab und ging.
Claire schloss die Tür hinter sich und lächelte vor sich hin. Sie mochte Maxwell Benedict, mochte ihn wirklich gern. Er war intelligent, humorvoll, weit gereist und
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