Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
ordentliche Khakihose umschmiegte seine schmalen Hüften. Das smaragdgrünePolohemd betonte seinen überraschend muskulösen Oberkörper und vertiefte das Türkis seiner Augen, sodass sie den Farbton einer paradiesischen Lagune annahmen. Diese Augen lächelten sie an, und tief in ihrem Innern regte sich etwas.
„Ich bin fertig“, verkündete Claire und griff zu ihrem zitronengelben Strohhut. Er passte zu ihrem gelbweiß gestreiften Sommerkleid, zu dessen Kauf Martine sie vor einiger Zeit gedrängt hatte, weil die fröhliche Farbe ihr so gut stand. Sie trug es nicht oft, da sie schlichtere Kleidung bevorzugte, aber der Tag war so warm und strahlend, dass ihr nichts anderes geeignet erschienen war.
Max legte eine Hand auf ihren nackten Arm, und seine schlanken Finger schlossen sich sanft um ihren Ellbogen. Es war nur eine höfliche Geste, aber ihre Haut prickelte unter seiner Berührung. Ein Instinkt der Selbsterhaltung riet ihr, vor ihm zurückzuweichen, doch es war nur eine sehr leise Stimme, die von der Freude über seine Gegenwart übertönt wurde.
Ein Glück, dass er keinerlei romantisches Interesse an ihr zeigte. Wenn sie bereits so stark auf seine lässigen, höflichen Gesten reagierte, wie mochte es dann erst sein, wenn er sie zu bezaubern versuchte? Mit einer geradezu hilflosen Angst erkannte sie, dass sie keine Chance gegen seinen Charme gehabt hätte.
Er öffnete ihr die Wagentür und stieg dann auf der Fahrerseite ein. Auf dem Sitz zwischen ihnen lag eine Zeitung mit angekreuzten Annoncen für Mietwohnungen. Er deutete auf die erste. „Die scheint mir geeignet. Kennst du die Gegend?“
Claire nahm die Zeitung zur Hand und las die ausgewählten Inserate. „Bist du sicher, dass sie infrage kommen?“, zweifelte sie. „Sie sind schrecklich teuer.“
Max blickte sie belustigt an, und Claire errötete unwillkürlich. Hätte sie vorher überlegt, wäre ihr klar geworden, dass er sich um Geld nicht zu sorgen brauchte. Er wirkte keineswegs protzig, aber alles an ihm deutete auf Wohlstand: seine Kleidung, die nicht von der Stange stammte, sondern maßgeschneidert war, seine italienischen Schuhe, seine unglaublich flache Schweizer Armbanduhr sowie seine Manieren und sein Sprachverhalten. Vielleicht war ernicht reich, aber er war gewiss wohlhabend, und sie hatte sich mit ihrer Bemerkung zum Narren gemacht.
„Wenn ich schon so viel reisen muss, dann müssen mir die Leute, die mich bezahlen, auch eine angenehme Unterkunft stellen“, antwortete er schmunzelnd. „Ich brauche genügend Platz, um Gäste zu empfangen, und die Wohnung muss möbliert sein.“
Ihre Wangen glühten noch immer vor Verlegenheit, und sie gab ihm recht steife Richtungsanweisungen zur ersten Wohnung. Max hingegen erzählte ihr lustige Anekdoten über die Missgeschicke, die ihm zu Beginn seines Aufenthaltes in den Staaten unterlaufen waren.
Claire hatte schreckliche Angst davor, gesellschaftliche Verstöße zu begehen – eine Angst, die aus der ersten Zeit ihrer Ehe stammte, als jeder von ihr erwartet hatte, der neu erworbenen Position als Jeff Halseys Frau gerecht zu werden. Eine Halsey, wenn auch nur angeheiratet, hatte sich tadellos zu benehmen, und jeder noch so kleine Fehler hatte so schwer gewogen, dass für Claire jedes gesellschaftliche Ereignis zu einer Belastungsprobe geworden war.
Max plauderte locker mit ihr, ohne unangenehme Pausen auftreten zu lassen, und warf hin und wieder kleine Fragen ein, sodass sie sich am Gespräch beteiligen musste. Und schließlich verschwand ihre Verlegenheit, und sie entspannte sich wieder.
Max war fest entschlossen, nicht zuzulassen, dass Claire sich erneut in ihren Panzer verkroch. Er musste ihr beibringen, ihm zu vertrauen, sich in seiner Gegenwart zu entspannen, denn sonst konnte er ihr nie die nötigen Informationen entlocken. Die verdammte Firmenübernahme ging ihm allmählich auf die Nerven. Er wollte die Angelegenheit endlich erledigt wissen, um sich auf Claire als Frau konzentrieren zu können.
Er wurde allmählich besessen von ihr, und diese Erkenntnis ging ihm ebenfalls auf die Nerven. Doch er konnte nichts dagegen tun. Ihr kühles, abweisendes Verhalten faszinierte ihn, während es ihn gleichzeitig zur Verzweiflung trieb. Sie neigte dazu, in Gedanken zu versinken, und dann lagen Geheimnisse in ihren tiefbraunenAugen, die er nicht ergründen konnte und die sie nicht mit ihm teilen wollte. Es gefiel ihm ganz und gar nicht. Er wollte sie lieben, bis all die Schatten aus ihren
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