Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
abgebrochen hatte, um die Gäste zu begrüßen.
„Du bist ein Schatz, Liebes!“, verkündete Alma, als sie in die Küche stürmte und sah, dass die Garnierungen vollendet waren. „Ich hatte völlig vergessen, was noch zu tun war. Aber du bewahrst immer einen kühlen Kopf. Ich weiß gar nicht, wie oft Harmon mir schon gesagt hat, dass ich erst nachdenken soll, bevor ich etwas anfange. Nun, du weißt ja, dass es nichts nützt.“
Claire lächelte und dachte dabei, wie sehr sie ihre Mutter doch liebte. Es war nicht deren Schuld, dass sie sich stets von ihr und auch von Martine überschattet gefühlt hatte.
Sie hob eines der schweren Tabletts auf, doch Max nahm es ihr prompt ab. „Du wirst diese schweren Dinger nicht tragen. Sag mir, wo es hinkommt.“ Er blickte Alma warnend an, als sie zu einem anderen Tablett griff, und sie ließ die Hände sinken.
„Er ist ganz schön gebieterisch, wie?“, flüsterte Alma, als sie Max ins Wohnzimmer folgten.
„Er hat seine eigene Vorstellung von dem, was recht ist“, entgegnete Claire untertrieben.
Max brachte sämtliche Tabletts ins Wohnzimmer und vertiefte sich dann in ein Gespräch mit Harmon, Steve und mehreren anderen Männern. Hin und wieder suchte sein Blick Claire, wo immer sie sich auch gerade befand, so als wollte er sich vergewissern, dass sie ihn nicht brauchte.
Sie nippte an einem Glas „Margarita“ und blickte immer wieder verstohlen zur Uhr. Die Cocktail-Party war nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte, nur war sie müde und hoffte, bald verschwinden zu können.
Jemand stellte das Stereo an, doch die Auswahl an Platten war begrenzt, da Harmon ein glühender Blues-Fan war. Die klagenden Laute eines Saxofons verleiteten mehrere Gäste zum Tanz. Claire tanzte mit Martines Kanzleipartner, dem besten Freund ihres Vaters und einem alten Schulkameraden.
Sie nippte gerade ihre zweite „Margarita“, als Max ihr das Glas aus der Hand nahm, es auf einen Tisch stellte und sie in die Arme zog. „Du bist müde, stimmt’s?“, fragte er, während sie sich zu der langsamen Musik wiegten.
„Erschöpft. Wenn morgen nicht Freitag wäre, würde ich es nicht durchstehen.“
„Bist du bereit zu gehen?“
„Mehr als bereit. Hast du meine Mutter irgendwo gesehen?“
„Ich glaube, sie ist in der Küche. Die Milchbauern dieser Nation würden in Ekstase geraten, wenn sie wüssten, wie viel Käse heute Abend konsumiert wurde“, meinte er trocken.
„Du hast deinen Anteil beigetragen, wie ich sah.“
Er zuckte grinsend die Achseln.
Seufzend löste Claire sich aus seinen Armen. „Lass uns meine Mutter suchen. Ich glaube, wir sind lange genug geblieben, um unsere Pflicht erfüllt zu haben.“
Alma war tatsächlich in der Küche und schnitt Käse in kleine Würfel. Sie blickte auf, als Claire und Max eintraten, und auf ihrem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Enttäuschung und Resignation. „Claire, du kannst noch nicht gehen! Es ist doch noch früh.“
„Ich weiß, aber morgen ist ein Arbeitstag.“ Claire küsste ihre Mutter auf die Wange. „Ich habe mich amüsiert, wirklich.“
Alma wandte sich an Max. „Kannst du sie nicht überreden, noch ein bisschen zu bleiben? Sie hat diesen trotzigen Blick, und dann hört sie nicht auf mich.“
Max legte einen Arm um Claires Taille und küsste ebenfalls Almas Wange. „Das ist kein trotziger, sondern ein erschöpfter Blick“, erklärte er lächelnd. „Es ist meine Schuld. Ich habe sie letzte Woche jeden Abend ausgeführt, und allmählich macht sich ihr Schlafmangel bemerkbar.“
Sein Charme verfehlte natürlich nicht die Wirkung auf Alma. Sie strahlte ihn an. „Na gut, dann bring sie nach Hause. Aber du musst mit ihr wiederkommen. Wir hatten gar keine Gelegenheit, dich richtig kennenzulernen.“
„Demnächst“, versprach Max ernst.
Die Rückfahrt zu Claires Wohnung verlief schweigend. Als sie Max zu einem Kaffee einlud, nahm er bereitwillig an. Und so saßen sie kurz darauf gemütlich auf der Couch im Wohnzimmer beisammen. Claire zog ihre Schuhe aus und bewegte mit einem erleichterten Seufzer die Zehen.
Sein Blick ruhte auf ihren zierlichen Füßen, seine Gedanken weilten jedoch ganz woanders.
„Was ist heute passiert, dass du länger arbeiten musstest?“
„Alles. Es war einfach ein scheußlicher Tag, und dazu war Sam noch gereizt. Er ist ziemlich sicher, dass ein Übernahmeversuch stattfinden wird, und zwar bald. Unsere Aktien sind zunehmend in Bewegung geraten. Obwohl er einen Trumpf in der
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